Verkehrsversuch Mannheim

Jetzt ist auch an der Kunststraße die Durchfahrt verboten

Dritte Etappe des Verkehrsversuchs in der City hat begonnen. Die Stadt weist die Kritik von Gewerbetreibenden zurück.

09.05.2022 UPDATE: 10.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Autofahrer, die von Ludwigshafen kommend nur durch die Innenstadt durchfahren wollen, sollen auf dem Ring bleiben. Die Zufahrt zu den Parkhäusern ist nach wie vor möglich. Foto: vaf

Von Alexander Albrecht und Volker Endres

Mannheim. Jetzt geht er erst richtig los, der Verkehrsversuch in der Innenstadt. Nachdem sich ein Teil der Fressgasse in eine Fußgängerzone und die Marktstraße sich in eine reine Fahrradstraße verwandelt hat, ist nun auch die Durchfahrt an der Kunststraße am Paradeplatz gen Wasserturm untersagt. Die von der Kurt-Schumacher-Brücke kommenden Fahrzeuge sollen in Richtung Schloss rollen. Nach Angaben der Stadt sind die beiden ersten Maßnahmen gut angelaufen. Mit Unverständnis reagiert die Verwaltung auf den Vorwurf von mehr als 100 Betrieben, den auf ein Jahr angelegten Test gegen die Interessen des Handels und der Gastronomie durchgesetzt zu haben.

Die Geschäftsleute seien seit 2020 intensiv in die vorgeschaltete Variantenuntersuchung zu einer neuen Verkehrsführung über einen Projektbegleitkreis eingebunden gewesen, heißt es aus dem Dezernat von Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD), das unter anderem für Planung, Infrastruktur, Stadterneuerung und Verkehr zuständig ist. Zwischen den Zeilen schwingt die Kritik mit, dass sich die Selbstständigen eventuell nicht genügend an dem Prozess beteiligt haben.

Immerhin: "Aktuell wird in regelmäßigen Runden zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von Handel und Gewerbe die Entwicklung neu bewertet." Generell verlaufe der seit dem 11. März mit der Sperrung der Durchfahrt in der Fressgasse begonnene Verkehrsversuch wie geplant, so das Dezernat. Die Mehrbelastungen etwa in der Erbprinzenstraße (zwischen den Quadraten Q bis U) in Richtung Kurpfalzbrücke spielten sich im erwarteten Rahmen ab. Genau genommen liege man sogar unter den Erwartungen: "In der Erbprinzenstraße ist seit Jahren zu Stoßzeiten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen festzustellen. Seit Einrichtung der geänderten Verkehrsführung kam es bislang zu keinen zusätzlichen, außergewöhnlichen Verkehrsbehinderungen und Rückstaus", heißt es dazu.

In der Prognose zum Verkehrsversuch war man hier noch von einer Zunahme ausgegangen. Das Problem sei die Ampel auf Höhe der Abendakademie in Richtung Kurpfalzbrücke, die auch noch den Schienenverkehr berücksichtigen müsse und deshalb in der Regel nur eine kurze Grünphase anzeige, die sich auch durch eine andere Steuerung nicht verlängern ließe, hieß es damals.

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In der am Schloss vorbeiführenden Bismarckstraße sei ab dem dritten Quartal mit einer Entlastung zu rechnen, wenn der Fahrlachtunnel zumindest wieder einspurig befahren werden könne. Allerdings habe man im November vergangenen Jahres – während Pandemie und Homeoffice – mit rund 31.000 Fahrzeugbewegungen zwischen 6 und 22 Uhr vergleichbare Belastungen wie noch 2019 registriert. Erkenntnisse zum Einfluss der Bauarbeiten am Hauptbahnhof und der aktuellen Ableitung des Verkehrs auf dem Parkring, der normalerweise über den Zubringer in Richtung Heidelberg führt, liegen aktuell nicht vor.

Überhaupt sollen erst nach der "Eingewöhnungsphase", also kurz vor den Sommerferien, Verkehrszählungen in der Fressgasse und Kunststraße vorgenommen werden. Die Rede ist tatsächlich nur von Zählungen. "Zur Evaluation auch Befragungen verschiedener Nutzergruppen vorgesehen", schreibt das Dezernat. Besucher, Anwohner und Gewerbetreibende kommen demnach allerdings erst im Herbst zu Wort. Nach Ansicht der Verfasser des offenen Briefs der über 100 Gewerbetreibenden könnte das aber für viele Betriebe nach dem dreijährigen Umbau der Planken und zwei Jahren Einschränkungen durch die Pandemie schon zu spät sein.

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