Menschen wollten in Ruhe einkaufen
Die Grünen verteidigen den Verkehrsversuch in der Fressgasse.

Von Alexander Albrecht
Trotz der Kritik von mehr als 100 Geschäftsleuten in der City und der Forderung, den Verkehrsversuch sofort zu stoppen: Die Grünen-Gemeinderatsfraktion unterstützt weiterhin den auf ein Jahr angelegten Test. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Gerhard Fontagnier wehrte sich in einer Mitteilung zudem gegen den Vorwurf der Unternehmer in ihrem Brief an Oberbürgermeister Peter Kurz, die meisten Stadträte hätten nur ein mangelndes Gespür für die Sorgen von Einzelhändlern und Gastronomen.
"Das ist unberechtigt und falsch. Ich habe selbst unter anderem Gastronomiebetriebe geführt und kenne durchaus die Probleme in der Branche", erklärte Fontagnier. Diese seien aber nicht durch die veränderten Verkehrsverhältnisse entstanden. Die Befürchtungen der Gewerbetreibenden müssten selbstverständlich gehört werden, "allerdings haben die gewählten Stadträtinnen und Stadträte auch die Interessen der rund 25.000 Einwohner in der Innenstadt zu berücksichtigen". Der Verkehrsversuch hindere niemanden an der Einfahrt in die City, alle Parkhäuser seien nach wie vor erreichbar. Wieso der Langzeittest dazu führen solle, dass die Menschen nicht mehr anreisten, um essen oder einkaufen zu gehen, erschließt sich ihm daher nicht. Zumal es auch andere Möglichkeiten gibt, als mit dem Auto in die Stadt zu fahren, so Fontagnier.
Im ersten Schritt des Verkehrsversuchs war vor sechs Woche ein Abschnitt der Fressgasse in eine Fußgängerzone verwandelt worden, es folgte die Marktstraße, die seither eine reine Fahrradstraße ist. Bis 6. Mai soll auch die Kunststraße für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt werden. "Wie jeder weiß, werden die besten Geschäfte dort gemacht, wo die Menschen in Ruhe einkaufen können, nämlich in den Fußgängerzonen. Es ist eine besondere Herausforderung, die Innenstadt für die Zukunft zu rüsten und auf den Klimawandel einzustellen", sagte Fontagnier. Dazu gehört auch, dass diese nicht länger für Durchfahrten offenbleibe.
Der Versuch müsse – wie vom Gemeinderat beschlossen – bis ins nächste Jahr durchgeführt und anschließend evaluiert werden. "Anhand der verlässlichen Ergebnisse können wir dann langfristige Entscheidungen für die Zukunft der Innenstadt treffen", stellte Fontagnier klar.
Auch interessant
Angela Wendt, die Sprecherin der Grünen-Fraktion für Lärm und Innenstadtbewohner, ergänzte: "Wir haben bereits viele Nachrichten von Anwohnerinnen und Anwohnern erhalten, die sich dafür bedanken, dass die Verkehrsänderungen einen deutlichen Beitrag zur nächtlichen Beruhigung leisten. Insbesondere das sinnlose Umherfahren mit lauten Motoren und aufgedrehten Soundanlagen hat stark abgenommen", sagte sie.



