Ukraine

Vize-Premier fordert schärfere Sanktionen von SAP

Die Walldorfer sollen auch das Bedienen der russischen Bestandskunden einstellen. Auch HeidelbergCement und Freudenberg wollen Konsequenzen ziehen.

07.03.2022 UPDATE: 08.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden
Ein Mann geht über eine verglaste Brücke zwischen zwei Firmengebäuden des Softwarekonzerns SAP. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Heidelberg. Infolge des Ukraine-Konflikts hat der Westen scharfe Sanktionen gegen Moskau verhängt. Auch in der Rhein-Neckar-Region haben zahlreiche Konzerne ihre Geschäfte mit Russland ausgesetzt. Doch in der Ukraine ist das manchem nicht genug.

> Ukraine appelliert an SAP: Der ukrainische Vizepremierminister und Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, hat an die Walldorfer SAP appelliert, ihre in der vergangenen Woche verkündeten Maßnahmen in Russland zu verschärfen. "Danke an SAP für den Verkaufsstopp in Russland", schrieb er über den Nachrichtendienst Twitter. "Aber das ist nicht genug! Die Armee der blutigen Eindringlinge tötet weiterhin unsere Zivilbevölkerung. Wir bitten Sie, die Unterstützung von SAP-Produkten einzustellen, solange russische Panzer und Raketen die Ukraine angreifen!"

Ein SAP-Sprecher wollte auf den neuerlichen Vorstoß des ukrainischen Vizepräsidenten am Montag nicht eingehen. Schon in der vergangenen Woche hatte sich Fedorov an die SAP gewandt. Moderne Technologie sei im Jahr 2022 auch der Weg, "wie wir unser Land und unsere Bürger verteidigen können, und deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung", schrieb er in einem offenen Brief. Daher hoffe man, dass SAP nicht nur zuhöre, sondern auch alles tun werde, um die Ukraine, Europa und schließlich die ganze Welt vor der blutigen russischen Aggression zu schützen. "Daher appelliere ich an Sie, die Bereitstellung von SAP-Dienstleistungen und -Produkten zu stoppen, bis Putins Angriff auf unser Land beendet ist".

SAP-Vorstandschef Christian Klein hatte daraufhin reagiert und angekündigt, das Geschäft in Russland herunterzufahren. "Im Einklang mit den Sanktionen stellen wir unser Geschäft in Russland ein und pausieren außerdem den Verkauf aller Dienstleistungen und Produkte", schrieb er am Donnerstag. Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fielen, würden aber "im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen weiter bedient", hatte ein Sprecher hinzugefügt. Ein Neugeschäft werde es vorerst nicht geben. Welche Geschäfte konkret eingestellt werden sollen, sagte der SAP-Sprecher nicht. Medienberichten zufolge gehört zu den SAP-Kunden in Russland etwa die Sberbank oder die Fluggesellschaft Aeroflot.

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> HeidelbergCement überdenkt Aktivitäten in Russland: Kurz nach Kriegsbeginn hatte der Baustoffkonzern HeidelbergCement zunächst keine direkten Auswirkungen auf das eigene Geschäft in Russland gesehen. Das Unternehmen betreibt in Russland drei Zementwerke mit 1300 Mitarbeitern, die für den lokalen Markt produzieren. Nun aber überdenkt der Dax-Konzern seine Aussagen: "Als globales Unternehmen müssen wir unsere Aktivitäten in Russland neu bewerten", sagte ein Sprecher am Montag. "In erster Linie liegt uns unsere lokale russische Belegschaft am Herzen, die unsere volle Unterstützung verdient und erhält". Man habe beschlossen, "alle weiteren Investitionen in Russland einzufrieren, wo wir derzeit drei lokale Zementwerke ohne Import- oder Exportgeschäft betreiben". Zurzeit sei der größte Teil der Produktionskapazitäten aufgrund von Winterreparaturen ohnehin außer Betrieb. "Wir stehen in ständigem Austausch mit unseren Mitarbeitern vor Ort und beobachten und prüfen die Situation Tag für Tag genau".

Zudem helfe HeidelbergCement der ukrainischen Bevölkerung auf lokaler und nationaler Ebene mit Geld-, Sach- und Medikamentenspenden, der Unterbringung von Flüchtlingen sowie Kooperationen mit NGOs und Regierungen. "Gemeinsam haben wir beschlossen, die allgemeine humanitäre Hilfe durch Spenden an das Rote Kreuz zu unterstützen".

> Freudenberg stellt Handel ein und spendet drei Millionen Euro: Nach einigen Tagen des Zögerns hat sich inzwischen auch der Weinheimer Freudenberg-Konzern zu dem Krieg in der Ukraine positioniert: "Die brutalen Bilder des Krieges in der Ukraine machen uns fassungslos", schreibt Unternehmenschef Mohsen Sohi in dem Karrierenetzwerk LinkedIn. "Wir stehen fest an der Seite der Menschen in der Ukraine und unterstützen die verhängten Sanktionen. Den Handel nach Russland und Belarus stellen wir vollständig ein".

Abgesehen davon spende die Freudenberg-Gruppe drei Millionen Euro als humanitäre Soforthilfe. Besonders stolz macht ihn, führt Sohi aus, "dass unsere Mitarbeitenden und Gesellschafter sich darüber hinaus bereits weiter aktiv finanziell und durch materielle Unterstützung engagieren". Freudenberg ist in Russland mit Standorten in Moskau, Sankt Petersburg und in Nizhniy Novgorod vertreten – teils auch mit Fertigungsanlagen.

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