Wochenmärkte sollen mehr als Essbares bieten
Die Stadt will die Marktordnung ändern. Künftig könnte es Angebote über Lebensmittel hinaus geben.

Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Auf elf Plätzen in zehn Stadtteilen Heidelbergs gibt es Wochenmärkte. Fast täglich – bis auf Dienstag und Sonntag – wird irgendwo in der Stadt Obst, Gemüse, Käse, Fleisch und mehr aus der Region verkauft. Das Angebot an vielen der Standorte wächst kontinuierlich – und wird seit Jahren auch von den Heidelbergern immer besser angenommen.
Nun will die Stadt die Märkte noch attraktiver machen. "Wir denken darüber nach, Angebote zuzulassen, die bisher nicht möglich sind", sagt Jürgen Kuch, der im Ordnungsamt für die Wochenmärkte zuständig ist. Ein Vorbild könnte der nicht von der Stadt, sondern privat und ehrenamtlich organisierte Kunst- und Kulturmarkt in der Weststadt sein. Auf dem Wilhelmsplatz gibt es samstags nicht nur Essbares, sondern auch Schals oder Kunsthandwerk – ein beliebter Treffpunkt für die Weststädter.
Die städtische Marktordnung schreibt momentan noch vor, dass auf Wochenmärkten nur Lebensmittel verkauft werden dürfen. "Das wollen wir anpassen", sagt Kuchs Chef, Ordnungsamtsleiter Bernd Köster. "Wir wollen die Vielfalt weiter stärken und den Marktbesuch noch ein wenig mehr zum Erlebnis machen." Das Hauptziel bleibe zwar die wohnortnahe Versorgung mit frischen Lebensmitteln, aber es schade ja nicht, wenn die Menschen etwas länger auf dem Markt verweilen. "Der Markt als Treffpunkt, als Ort der Kommunikation, auch das wollen wir stärken." Einer Änderung der Marktordnung muss der Gemeinderat zustimmen.

Zwei Beispiele, wo die Wochenmärkte längst Treffpunkte sogar über den Stadtteil hinaus sind, sind die Wochenmärkte in Neuenheim und Handschuhsheim. "Die sind so beliebt, dort haben wir inzwischen ein Luxusproblem", sagt Bernd Köster: "Wir haben mehr interessierte Marktbeschicker als wir Platz haben." Acht Bewerber haben daher 2022 keinen Stand bekommen, drei davon kamen aber wenigstens auf Märkten in anderen Stadtteilen unter.
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Diese beiden Wochenmärkte im Norden Heidelbergs laufen zwar schon immer gut – doch mehr Bewerber als Plätze sind auch dort ein relativ neues Phänomen. An den anderen Standorten war die Nachfrage – von Kunden wie Erzeugern – vor wenigen Jahren noch ein großes Problem. "Als ich 2006 das Amt übernommen habe, waren die Märkte nicht so attraktiv, der Kundenzuspruch relativ gering", erinnert sich Köster. Die Konkurrenz durch Discounter wie Aldi und Lidl machte den Wochenmärkten zu schaffen. "Wir hatten Probleme, Händler zu finden." Eine Interessensgemeinschaft mit den Marktbeschickern wurde gegründet, gemeinsame Werbeaktionen gestartet. Nach und nach wuchs die Vielfalt der angebotenen Lebensmittel.
Das half – richtig erfolgreich waren aber auch neue Ansätze: Im September 2010 öffnete der erste Nachmittagsmarkt in der Altstadt. Auf dem Friedrich-Ebert-Platz gibt es seitdem donnerstags von 14 bis 20 Uhr frische regionale Produkte. Zeiten, die für viele Berufstätige praktischer sind. "Der Ebert-Markt läuft sehr, sehr gut", sagt Köster. Dort gibt es inzwischen 22 Händler – auf dem Marktplatz vor dem Rathaus dagegen nur fünf.

Diesen Erfolg wollte man in der Bahnstadt kopieren, und begann in dem neuen Stadtteil im Mai 2015 gleich mit einem Nachmittagsmarkt. Doch an der Schwetzinger Terrasse lief es schleppend. Erst seit dem Umzug auf den zentraleren Gadamerplatz im Oktober 2017 – und mit der wachsenden Zahl von Bahnstadt-Bewohnern – geht es bergauf. "Wir haben das Angebot sukzessive ausgebaut", so Köster. Inzwischen gibt es 14 Stände.
Märkte zu verlegen, sei immer eine Option, um die Attraktivität zu steigern, sagt auch Jürgen Kuch. "In Rohrbach haben wir den Markt wegen der Corona-Abstandsregeln vom Alten Rathaus auf den Kerweplatz verlegt – und haben dort jetzt Platz für mehr Stände." Zwar finden viele Rohrbacher die Atmosphäre dort weniger schön, doch das Angebot ist jetzt eben breiter – und mehr Kunden kommen laut den Verkäufern auch.



