"Ukraine-Hilfe Sinsheim"

Die Hilfsmaschinerie läuft auf Hochtouren

Die "Ukraine-Hilfe Sinsheim" sammelt Hilfsgüter und Spenden. Die Stadt bereitet sich auf Flüchtlinge vor und sucht Unterkünfte.

28.02.2022 UPDATE: 01.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Am Montagnachmittag wurden bei der Firma „City-Druck“ Hilfsgüter für die Ukraine gepackt, der erste damit beladene Lkw fuhr am Abend ab. Foto: Hubert Pittorf,City-Druck

Von Christian Beck

Sinsheim. Der Krieg in der Ukraine, dessen Folgen sowie die möglichen weiteren Entwicklungen beschäftigen momentan viele Menschen. So bereitet sich die Stadt auf Flüchtlinge vor, Hilfsgüter werden gesammelt. Ukrainer, die in Sinsheim leben, sorgen sich um Verwandte und Bekannte, die im Kriegsgebiet leben. Der OB bezieht deutliche Position. Und es wird über Wege nachgedacht, sein Mitgefühl und seine Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Ein Überblick:

> Von vielen Flüchtlingen, die aus der Ukraine nach Sinsheim kommen, geht Oberbürgermeister Jörg Albrecht aus. Er vermutet, dass mehrere Hundert Menschen untergebracht werden müssen. Im Krisenstab am Montagmorgen sei unter anderem besprochen worden, wo ihnen eine Bleibe angeboten werden kann. Manches lasse sich aus den Erfahrungen der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren wieder anwenden, anderes nicht, sagt der OB. Denn dieses Mal sehe es so aus, als ob nicht Einzelpersonen, sondern mehrheitlich ganze Familien kommen.

Über private Kanäle versuchen momentan offenbar mehrere Ukrainer, die in Sinsheimer leben, Verwandte und Freunde aus dem Krisengebiet zu sich zu holen. Mehrere dieser Geschichten seien ihm von Betroffenen im Laufe des Montags berichtet worden.

Wer Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge des Ukrainekriegs zur Verfügung stellen kann, wird gebeten, sich an die Stadtverwaltung, Telefon 07261 / 404102, zu wenden.

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> Hilfsgüter werden momentan bei der Firma "City-Druck" gesammelt. Geschäftsführer Hubert Pittorf sowie die mit ihm befreundete Familie Sadowi, die aus der Ukraine stammt, haben kurzerhand die private und gemeinnützige "Ukraine-Hilfe Sinsheim" ins Leben gerufen. Sie wird von der Stadt in Absprache mit OB Albrecht unterstützt. Er kenne sehr viele Ukrainer, berichtet Pittorf. Was zunächst als kleine Initiative angefangen habe, sei nun immer größer geworden. "Die Spendebereitschaft ist riesengroß, ich habe mehrfach Gänsehaut bekommen", berichtet er. Viele Sinsheimer Firmen und Privatleute hätten sehr großzügig Hilfsgüter vorbeigebracht und auch Geld gespendet. Der erste Lkw mit Hilfsgütern brach am Montagabend in Richtung Ukraine auf, ein weiterer soll in den kommenden Tagen folgen.

Kleidung werde aktuell nicht benötigt. Stattdessen bräuchten die Menschen in den Bunkern dicke Kerzen, Streichhölzer, Batterien, batteriebetriebene Kerzen, Verteilersteckdosen, Campingkocher, Gaskartuschen, Campinggeschirr, Wasserkanister, Thermoskannen, warme Decken, Reisekissen, Thermodecken, Schlafsäcke, Isomatten, Luftmatratzen aller Art, Einmalhandschuhe, (Druck-)Verbände, Schmerzmittel, Infusionsbesteck, Desinfektionsmittel, Hygieneartikel, Papiertaschentücher, Windeln, leicht zu öffnende Konserven, Dauergebäck, Trockenobst, Traubenzucker, Nüsse, Rosinen, Energieriegel und Schokolade für die Kinder. Diese Hilfsgüter können in der Robert-Mayer-Straße 8 von 8 bis 19 Uhr abgegeben werden. Wer Geld spenden möchte, kann dies an die beiden Konten der Stadt tun: Sparkasse Kraichgau, Iban: DE82.6635.0036.0021.0010 79; Volksbank Kraichgau, Iban: DE61.6729.2200. 0140.0657 06.

Für die Flüchtlinge, die in Sinsheim erwartet werden, wird wohl auf jene Hilfsgüter zurückgegriffen, die ursprünglich für die ungarische Partnerstadt Barcs bestimmt waren. Kleidung, Hygieneprodukte und mehr stehen fertig gepackt in der Elsenzhalle, hierbei bringt sich die Familie Nerpel und die Feuerwehr stark ein. Ein Transport kam Corona-bedingt aber bislang nicht zustande. "Da sind wir top aufgestellt, denn wir wissen, was drin ist", erklärt der OB. Würden nun erst Spenden eingehen, müsse zunächst alles gesichtet und sortiert und manches gewaschen werden. Das sei nun nicht mehr nötig.

> Deutlich Position bezogen hat der OB in einer "Stellungnahme zum russischen Angriff auf die Ukraine", die am Montagvormittag veröffentlicht wurde: "Wir sind zutiefst bestürzt über den offenen Angriff Russlands auf die Ukraine", heißt es darin. Sinsheim habe dem Kreis "volle Unterstützung bei der Aufnahme von Flüchtlingen" zugesagt. Weiter heißt es: "Wir verurteilen das Vorgehen Russlands aufs Schärfste und zeigen unsere volle Solidarität mit der Ukraine und den Menschen, die Opfer des rücksichtslosen Kriegstreibens werden. Das Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist vollkommen inakzeptabel. Die völkerrechtswidrige Aggression muss ein sofortiges Ende haben, Kriegshandlungen in Europa müssen sofort eingestellt werden."

> Anteilnahme, Protest und Diskussion: Viele suchen momentan nach Möglichkeiten, dem, was sie beschäftigt, Ausdruck zu verleihen. So gibt es beim "Bündnis für Toleranz" erste Idee, eine Kundgebung zu veranstalten, zu der jeder kommen kann, der seine Solidarität mit der Ukraine bekunden möchte. Am Mittwoch, 2. März, findet um 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche ein ökumenisches Friedensgebet statt.
Die digitale Diskussionsveranstaltung mit dem Titel "Angriff auf die Ukraine – wie reagiert Deutschland?" veranstaltet der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci am Donnerstag, 3. März, um 19 Uhr über das Konferenzprogramm "Zoom". Mit dabei ist der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag, Michael Roth. Interessierte erhalten die Zugangsdaten unter Telefon 06222 / 9399506 oder per E-Mail an lars.castellucci.wk@bundestag.de 

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