Mitarbeiter vom Cave 54 suchen "panisch neue Jobs"
Der Club macht zum Wochenende wieder zu. Die Betreiber sind frustriert und wünschen sich mehr Kontrollen in der Altstadt.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Gut zweieinhalb Monate lang feierten Menschen im Cave 54 in der Krämergasse. Doch jetzt hat es sich wieder ausgetanzt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann kündigte am Dienstag an, Clubs und Diskotheken wegen der dramatischen Corona-Lage wieder zu schließen. Die entsprechende Verordnung soll nach aktuellem Stand ab Samstag gelten. Was bedeutet das für den Heidelberger Traditionsclub – und für dessen Mitarbeiter? Ein Interview mit Cave-Betreiber Werner Lorenz.
Herr Lorenz, schon am Dienstag – noch vor der finalen Entscheidung aus Stuttgart – verkündeten Sie, dass das Cave 54 in dieser Woche nicht mehr öffnen wird. Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?
Sehr. Das ist alles wahnsinnig frustrierend für uns. Aber es ist zu 99,9 Prozent sicher, dass in Baden-Württemberg Clubs und Diskotheken zum Ende der Woche wieder geschlossen werden. Deshalb dachten wir: Wieso sollen wir da auf die finale Entscheidung warten? Und haben es einfach gleich umgesetzt.
Wie haben Ihre Mitarbeiter reagiert?
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Auch sie sind sehr traurig. Wir arbeiten viel mit studentischen Aushilfen – sie haben nun erneut von heute auf morgen kein Einkommen mehr. Einige sind schon panisch auf der Suche nach einem neuen Job, um die Miete bezahlen zu können, die sind aufs Geld angewiesen.
Wie wird es das Cave selbst durch diesen erneuten Lockdown schaffen?
Es wurde ja angekündigt, dass die Corona-Hilfen bis März verlängert werden. Wir warten allerdings heute noch auf die Zahlungen von Juli, August und von einem Teil des Septembers. Bisher konnten wir die Fixkosten stemmen, wenn die Schließung bis Ende des Jahres dauert, kriegen wir es auch so hin. Aber wenn sie bis in den Januar, Februar, März hinein geht, dann könnte die Lage für uns wieder sehr prekär werden.
Gibt es ein Signal an Sie als Clubbetreiber, wie lange Sie schließen müssen?
Nein, das ist alles noch unklar. Wir hoffen aber inständig, dass ein bestimmter Zeitrahmen definiert wird. Denn das Allerschlimmste für alle ist, wenn wieder alle 14 Tage geschaut wird, wie es sich entwickelt und dann vom einen auf den anderen Tag entschieden wird. Das ist für die Planung einfach katastrophal.
Wie liefen denn die letzten zweieinhalb Monate im Cave?
Die ersten Wochen nach der Wiedereröffnung waren sehr gut. Man hat gemerkt, dass die Leute feiern wollten. Es kamen wahnsinnig viele Menschen, die 18 Monate lang nicht weggegangen sind, viele, die noch nie im Cave waren, viele Erstsemester. Es lief super. Selbst als wir dann in der Warnstufe auf 2G umgestellt haben, hat man das an den Besucherzahlen nicht gemerkt. Doch als dann 2G-Plus kam, brachen auch die Besucherzahlen ein. Wir mussten teilweise 80 oder 90 Leute jeden Abend heimschicken, weil sie kein Testzertifikat dabei hatten. Das haben viele nicht verstanden, weshalb sie jetzt noch zusätzlich zur vollständigen Impfung einen aktuellen Testnachweis brauchen.
Wurde denn regelmäßig kontrolliert, ob Sie sich an alle Auflagen halten?
Zwei Mal war der Kommunale Ordnungsdienst bei uns im Laden und des Öfteren auch mal an der Tür. Ich wünsche mir aber insgesamt mehr Kontrollen in der Altstadt. Wir haben uns immer vorbildlich an alle Regeln gehalten, haben die Impfnachweise von Anfang an abgescannt und uns die Personalausweise dazu zeigen lassen. Wir haben häufig von Besuchern gehört: "Ihr seid der einzige Laden in Heidelberg, der das so gründlich kontrolliert." Das ist etwas, was mich wirklich sehr ärgert und auch sauer macht: Dass sich einige nicht an die Regeln halten, das wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Branche und dient außerdem auch nicht dem großen Ziel, die Pandemie wieder in den Griff zu bekommen.
Sollten Bars und Kneipen geöffnet bleiben dürfen: Wäre das eventuell ein alternatives Geschäftsmodell zur Überbrückung für Sie?
Nein, ein Barbetrieb macht keinen Sinn für uns. Wir sind einfach nicht der kuschelige, gemütliche Laden, wo man mal für ein Glas Wein oder ein romantisches Date vorbeikommt. Zu uns kommen die Leute zum Tanzen, zum Weiterfeiern, wenn alles andere schon zu hat. Wir hoffen einfach, dass der jetzige Lockdown nicht so lange andauern wird wie der Letzte.



