Corona und die Lage in den Kindertagesstätten
Die Stadt Mannheim kann die Personalengpässe derzeit fast komplett ausgleichen.

Mannheim. (alb/oka) Wie macht sich die Corona-Pandemie in der Betreuungssituation in den Kindertagesstätten bemerkbar? Die RNZ hat bei der Stadt nachgefragt. Der Tenor: Noch stehen genügend Hauptbeschäftigte zur Verfügung, personelle Engpässe können durch Zusatzkräfte geschlossen werden. Die Situation wird sich aber unabhängig von Corona in den nächsten Jahren verschärfen.
Wie sieht die Situation in Mannheim aus? Generell zeichne sich bundes- und landesweit ein erheblicher Mangel an Fachkräften in Kindertagesstätten ab, teilt Rathaussprecherin Beate Klehr-Merkl auf RNZ-Anfrage mit. So erfordere beispielsweise der Ausbau zusätzlicher Betreuungsplätze deutlich mehr Personal als bislang. "Hiervon werden künftig auch wir betroffen sein", erklärt die Sprecherin. Aktuell könne in den städtischen Kitas aber noch nicht von einem Betreuungsnotstand gesprochen werden.
Gibt es personelle Engpässe? Ganz grundsätzlich ließe sich das im Alltag von Kitas nicht komplett vermeiden, sagt Klehr-Merkl. Coronabedingt oder wegen akuter Erkrankungen falle immer wieder Personal aus. Auch dürften Schwangere nicht im Kinderdienst eingesetzt werden. Die Stadt habe darauf jedoch frühzeitig reagiert: Um die Hauptbeschäftigten zu entlasten, hat sie Zusatzkräfte eingesetzt, die in der Kita unterstützend tätig sind. Diese ersetzten keine Fachkräfte. Viele davon gewönnen allerdings durch diese Praxiserfahrung Freude am erzieherischen Beruf und entschieden sich für eine pädagogische Ausbildung. Andere erhielten durch Fortbildungen und fachliche Begleitung die Chance, ihren im Ausland erworbenen Fachabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen. In der Summe konnten die Zusatzkräfte 95 Prozent des coronabedingten Personalausfalls abdecken und somit den "Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen" sichern.
Existiert noch eine Notbetreuung? Nein. "Sie ist aktuell gesetzlich nicht mehr vorgesehen, auch nicht in der Warn- oder Alarmstufe", sagt Klehr-Merkl.
Sind Betreuungszeiten verkürzt worden? Anders als im vorangegangenen Kindergartenjahr dürfen in diesem Jahr Gruppen behutsam und unter strengen Infektionsschutzvorgaben wieder teilweise gruppenübergreifend geführt werden. Auf dieser Basis können die städtischen Einrichtungen ab Dezember den Eltern wieder normale Öffnungszeiten anbieten. "Es kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass etwa im Falle von corona- oder krankheitsbedingten Engpässen einzelne Gruppen zeitweise geschlossen werden müssen", erklärt Klehr-Merkl.
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Wie sieht die Personaldecke bei den Kitas aus? Die Stadt hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren die Ausbildung deutlich intensiviert. In den kommunalen Kitas stehen jährlich mindestens 100 Plätze für Erzieherinnen und Erzieher im Anerkennungsjahr und für eine praxisintegrierte Ausbildung zur Verfügung. Hinzu kommen rund 400 Praktikumsplätze. Die Einrichtung eines beruflichen Orientierungsjahres ist ein weiterer Schritt, neue Zielgruppen für den Beruf zu gewinnen.
Wie viele Kitas in städtischer beziehungsweise anderer Trägerschaft gibt es in Mannheim? Derzeit sind 182 Kindertageseinrichtungen in Betrieb, davon 54 städtische. Weitere sieben Krippengruppen werden in der Einrichtung "LU-Kids" in Ludwigshafen für Mannheimer Kinder vorgehalten. Zum Stichtag 1. Oktober gab es in Mannheim 218 Gruppen für unter dreijährige Kinder (plus sieben Gruppen in Ludwigshafen machen 225) und 411 Gruppen für Kindergartenkinder.
Wie viele Kinder besuchen die Mannheimer Kitas? Zum 1. Juli waren 2100 Krippenplätze, 761 Plätze in der Kindertagespflege (U 3-Bereich) sowie 8264 Kindergartenplätze belegt.
Wie viele Betreuerinnen und Betreuer beschäftigt die Stadt? In den kommunalen Kitas arbeiten circa 1200 pädagogische Fach- und Zusatzkräfte.



