Heidelberg

Wann wird der Lange Anger in der Bahnstadt wieder gesperrt?

Warten auf die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses vom Juli 2020: Zwei Einwendungen sind der Grund für die Verzögerung und  Eltern sehen ihre Kinder in Gefahr.

20.10.2021 UPDATE: 21.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Im Jahr 2020 wurde der Lange Anger am Gadamerplatz schon einmal gesperrt – allerdings nur für kurze Zeit. Foto: Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. Der Lange Anger soll zwischen Da-Vinci-Straße und Galileistraße für den Autoverkehr gesperrt werden. Das beschloss der Gemeinderat am 23. Juli 2020 auf einen Antrag der Grünen-Fraktion hin. So sollte unter anderem für die Sicherheit der Schulkinder, die die Bahnstadt-Grundschule am Gadamerplatz besuchen, gesorgt werden.

Aus Sicht der Verwaltung machte die beschlossene sogenannte Entwidmung in dem fraglichen Bereich ebenfalls Sinn. Denn der Lange Anger werde als Schleichweg zwischen der Speyerer Straße und dem Pfaffengrund genutzt. Geschwindigkeitsbegrenzungen und bestehende Vorfahrtsberechtigungen würden ignoriert, was für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere der Schulkinder auf ihrem Schulweg, besonders gefährlich sei. Der Lange Anger wurde deshalb schon einmal für den Verkehr gesperrt, im April 2020. Doch schon kurze Zeit später wurde die Sperrung wieder aufgehoben: Anwohner hatten eine Online-Petition gegen sie gestartet, unterstützt von der CDU Bahnstadt. Eine Klage auf einstweiligen Rechtsschutz hatte Erfolg.

Schließlich kam die Gemeinderatsentscheidung im Juli, die auch von der Stadt begrüßt wurde. Denn nach Fertigstellung der Pfaffengrunder Terrasse werde sich wegen der intensiveren Nutzung der beiden nur durch den Langen Anger getrennten Plätze Gadamerplatz und Pfaffengrunder Terrasse die Gefahrenlage für Schulkinder noch verschärfen.

Nun, ein Jahr später, ist die Pfaffengrunder Terrasse fertig, sie wird am Freitag offiziell eröffnet – doch es rollen noch immer Autos über den Langen Anger zwischen Gadamerplatz und Pfaffengrunder Terrasse. Wann es denn so weit ist, dass die beschlossene Entwidmung der Straße umgesetzt wird, wollte nun in der Fragezeit des Gemeinderats Grünen-Stadtrat Felix Grädler wissen.

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Die Antwort der Stadt: Nachdem der Beschluss des Gemeinderats zur Entwidmung am 19. August 2020 im Stadtblatt veröffentlicht worden war, seien zwei sogenannte Einwendungen eingegangen. Eine davon bedürfe einer "tiefergehenden Würdigung", heißt es aus dem Rathaus. Aktuell werde verwaltungsintern eine entsprechende Vorlage erarbeitet, um den Gemeinderat über die eingegangenen Einwendungen zu informieren. Erst danach könne endgültig über die "dauerhafte straßenrechtliche Entwidmung" des Langen Angers entschieden werden.

Bis dahin werde das Amt für Verkehrsmanagement mehrere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung in dem fraglichen Bereich umsetzen – insbesondere, um Schulkindern ein sicheres Queren der Straße zwischen dem Gadamerplatz und der Pfaffengrunder Terrasse zu ermöglichen. Der Lange Anger soll dazu zwischen Galilei- und Da-Vinci-Straße zunächst als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen und entsprechend beschildert werden. Die Verkehrszeichen werden dabei auf der Fahrbahn als Rohrrahmen – und abgesichert durch eine Sperrfläche – aufgestellt. Der Hauptübergang zwischen dem Gadamerplatz und der Pfaffengrunder Terrasse soll zudem durch mehrere sogenannte Berliner Kissen gesichert werden. Außerdem will die Stadt die Einmündungsbereiche zu den beiden Straßen zur weiteren Verkehrsberuhigung "durch farbige Kaltplastik so gestalten, dass eine deutliche Abgrenzung zum normalen Fahrbahnbelag gegeben ist".

Den Eltern der Bahnstadt-Grundschüler ist das bei weitem nicht genug. Seit langem beklagten viele Eltern, "dass rücksichtslose Autofahrer die Kinder der Bahnstadt gefährden", heißt es in einer Stellungnahme des Elternbeirats. Sie beklagen "Raserei trotz Tempo 30", "aggressive Fahrer auf der Suche nach kostenlosen Auto-Abstellplätzen", "wildes Parken an unübersichtlichen Ecken".

Erst Anfang Oktober habe die Fahrerin eines SUV in einem verkehrsberuhigten Bereich in der Bahnstadt "beinahe eine Schülerin der dritten Klasse" überfahren. "Die Frau übersah die Achtjährige und erfasste sie mit ihrem 2,4 Tonnen schweren, 400 PS starken Lifestyle-Stadtgeländewagen", erklärt der Elternbeirat der Bahnstadt-Grundschule.

Deshalb, schreiben die aktuellen Vorsitzenden des Elternbeirats Anne Geursen-Banzhaf und Jan Mandler: "Das Einzige, was hilft, ist Beton und Stahl: Pfosten, Schwellen, Hindernisse und Absperrungen, die die Zahl der Fahrzeuge reduzieren und die Fahrer zwingen, ihre Geschwindigkeit an die Bedingungen eines der kinderreichsten Wohngebiete Heidelbergs anzupassen."

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