Weinheim

Torsten Fetzner ist jetzt vereidigt (Update)

Der 62-Jährige will mindestens vier Jahre amtieren. 2025 will er dann "in sich gehen".

14.10.2021 UPDATE: 22.11.2021 19:02 Uhr 3 Minuten, 42 Sekunden
Bürgermeister Torsten Fetzner am Donnerstag in seinem Büro im Weinheimer Schloss: In den kommenden Jahren will er den Klimaschutz auf kommunaler Ebene anpacken. Foto: Dorn

Weinheim. (RNZ) Der Übergang zwischen der zweiten und dritten Amtszeit von Weinheims Erstem Bürgermeister Torsten Fetzner verlief fließend, die Amtsgeschäfte ruhten nie. Aber jetzt ist der 62-jährige promovierte Bauingenieur auch offiziell für die dritte Amtszeit vereidigt: OB Manuel Just nahm dem Kollegen im Rathaus den Amtseid ab und überreichte ihm im Beisein von Personalamtsleiter Hartmut Neumann die Ernennungsurkunde. Dabei betonte der Rathauschef – wie neulich bei der Wiederwahl im Gemeinderat –, dass die Verwaltungsspitze ein echtes Team sei. Der Austausch mit dem routinierten Kollegen und Bauexperten sei für ihn besonders wichtig. Die Zusammenarbeit sei von großer gegenseitiger Achtung und ehrlichem Diskurs geprägt. "Ich bin sehr froh, Dich an meiner Seite zu wissen", so Just zu Fetzner. Die Ernennungsurkunde zum "Beamten auf Zeit" ist auf weitere acht Jahre ausgestellt.

Fetzner hatte im Oktober erklärt, er werde sich nach der ersten Hälfte dieser dritten Amtszeit entscheiden, ob er weitermacht oder aufhört. Es ist die dritte Urkunde, die er unterzeichnet. Die erste Vereidigung fand 2005 durch den damaligen Oberbürgermeister Heiner Bernhard statt.

Update: Montag, 22. November 2021, 19.01 Uhr


Torsten Fetzner erneut zum Ersten Bürgermeister gewählt

Von Philipp Weber

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Weinheim. Einen "Rücktritt vom Rücktritt" wird es kein zweites Mal geben. Das kündigte Erster Bürgermeister Torsten Fetzner am Mittwoch im Gemeinderat an. Er wolle seine dritte Amtszeit antreten und mindestens vier Jahre dabeibleiben, so der 62-Jährige in der ihm zustehenden Vorstellungsrede. Dann werde er in sich gehen und das Gespräch mit den Fraktionen suchen.

Eine volle dritte Amtszeit des populären Dezernenten ist also nicht ausgeschlossen, aber auch nicht obligat. Das Gremium war mit großer Mehrheit einverstanden. Die geheime Abstimmung brachte 28 Ja-Stimmen, denen ein fünffaches Nein gegenüberstand. Ein Gremiumsmitglied enthielt sich noch seiner Stimme.

„Gettofaust“ mit dem OB: Fetzner (r.) am Mittwoch im Gemeinderat mit Manuel Just. Foto: D

Fetzner war keineswegs anders zur Sitzung erschienen, als man es gewohnt ist. Elegant gekleidet, aber als bekennender Radfahrer: Neben seinem Sitz lagen der Radlerhelm und die hellgrüne Tragetasche, Fetzner saß zur Rechten von Oberbürgermeister Manuel Just. Der hatte Fetzner einen langen Sitzungsblock eingeräumt, eine sehr persönliche Rede für seinen "zweiten Mann" vorbereitet – und mit Markus Webers streng limitierter Märchen-CD noch ein exklusives Geschenk bereitliegen.

Fetzners Wahl war von vorneherein sehr wahrscheinlich. Ein Mitbewerber war im Personalausschuss durchgefallen. Zwei weitere hatten sich dort gar nicht erst vorgestellt, wobei einer von ihnen am Wahltag die letzte Chance verstreichen ließ. Allerdings hatte es auch bei Fetzners erster Wiederwahl 2013 keine Konkurrenz gegeben. Damals war die Sache sehr zackig über die Bühne gegangen. Die Zahl der Neinstimmen hatte bei vier gelegen.

Vor der Abstimmung am Mittwoch nutzte Fetzner die ihm zustehende "Vorstellungsrede", um 16 Jahre voller Veränderungen, Erfolge und einiger Ärgernisse Revue passieren zu lassen. Im Anschluss gab er eine Vorausschau auf die kommenden Jahre, die ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz enthielt.

Hallen: "Die Bürger haben Klarheit verdient"

Der Klimaschutz werde schon in naher Zukunft in den Beschlussvorlagen des Gemeinderats auftauchen, kündigte er an. Auch die Kommunen müssten das Großthema präventiv anpacken, die Folgekosten seien sonst wesentlich höher. Im Bau- und Sanierungsbereich werde das Rolf-Engelbrecht-Haus eine große Rolle spielen.

In den Ortsteilen wiederum stehe die Entscheidung an, ob und in welcher Größenordnung die Hallenthematik vorangetrieben wird. Die Menschen hätten ein Recht darauf, endlich Klarheit zu erhalten, forderte Fetzner Entscheidungen ein. Dass die Bau- und Sanierungsgebiete Allmendäcker und Westlich Hauptbahnhof ebenfalls in der Ansprache vorkamen, versteht sich fast von selbst.

Sowohl der Erste Bürgermeister selbst als auch Günter Bäro (Freie Wähler), der für die Ratsfraktionen sprach, blickten auf die ersten Amtsjahre Fetzners zurück. Der promovierte Bauingenieur und langjährige Grünen-Stadtrat stand nach seinem überraschenden Wahlerfolg vor Herausforderungen.

Der städtische Haushalt lag wieder mal darnieder. Die Innenstadt gab in den frühen Nullerjahren ein tristes Bild ab. Mehrere Traditionshäuser hatten aufgeben müssen, darunter das Kaufhaus Birkenmeier. Fetzner und der damalige OB Heiner Bernhard gingen die Dinge an. Manchmal auch gegen heftige Widerstände. Es sei beachtlich gewesen, wie sehr sich Bernhard damals ins Zeug gelegt habe, blickte Fetzner zurück.

Natürlich ist auch heute nicht alles perfekt in der City. Aber sie lebt. Die "Weinheim Galerie", die Schlossberg-Bebauung, das Drei-Glocken-Center und die Fachmärkte auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs ziehen Kunden an. Die neu gestaltete Fußgängerzone macht das Flanieren schöner. Weitere Großprojekte wie das Baugebiet Lützelsachsen Ebene ließen die Stadt wachsen.

Fetzner sparte aber auch die Misserfolge nicht aus. Die Hildebrand’sche Mühle verharrt bis heute – freundlich formuliert – im Dornröschenschlaf. Zwar habe man einen Investor an Land ziehen können, aber der sei letztlich doch nur ein "Strohhalm" gewesen, an den sich die Stadt klammerte. Der Strohhalm riss bekanntlich.

Die Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft bezeichnete Fetzner als fruchtbar – und das nicht nur bei seinen Auftritten als Sänger und Gitarrist. Größeren Bauprojekten seien neben formalen Beteiligungsschritten stets Bürgerinformationsveranstaltungen vorausgegangen. Darüber hinaus habe die Verwaltung gern mit Bürgerinitiativen kooperiert, sofern sich inhaltliche Schnittstellen finden ließen.

Verwaltungsintern sei es stets sein Bestreben gewesen, Strukturen zu schaffen, in denen sich seine Mitarbeiter wiederfinden, so Fetzner. Prominente Beispiele dafür sind das Amt für Immobilienwirtschaft, in dem zuvor getrennte Aufgabenbereiche eine Bündelung erfuhren. Außerdem wertete Fetzner das Feuerwehrkommando zur Stabsstelle auf. Vor zwei Jahren schuf er das Amt für Klimaschutz, Grünflächen und technische Verwaltung.

OB Just unterstrich Fetzners Leistungen aus der jüngeren Vergangenheit, etwa die Planungen zur Konversion des früheren GRN-Areals an der Viernheimer Straße oder den Bau der Zweiburgenschule. Fetzners großes persönliches Plus bestehe darin, dass er seinen Mitarbeitern und Mitmenschen auf Augenhöhe begegne, so Just. Fetzner sei in der Lage, in der Sache hart zu streiten – ohne die Dinge persönlich zu nehmen.

Und dass Comedian Bülent Ceylan auf Heiner Bernhards 60. Geburtstag einen potenziellen Ghostwriter in Fetzner erkannt hat, spreche für sich. "Ich als Oberbürgermeister, aber auch die ganze Stadt könnte sich keinen besseren Bürgermeister wünschen", so Justs Fazit.

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