Pilotprojekt für Fotovoltaik geplant
Die Landwirtschaftsbetriebe Henning und Berres wollen eine Agri-Fotovoltaikanlage errichten lassen. Es ist die erste dieser Art im Landkreis.

Neusaß/Buchen. (pm) Das Thema erneuerbare Energien ist in aller Munde. Geht es um erneuerbare Energien, ist der Neckar-Odenwald-Kreis auf Kurs. Neben zahlreichen Windrädern und einigen Fotovoltaikparks könnte in Neusaß, neben dem bereits bestehenden Fotovoltaikpark, eine innovative Agri-Fotovoltaikanlage entstehen.
Die Landwirtschaftsbetriebe Henning und Berres planen in Neusaß eine solche Pilotanlage mit ca. zwei Megawatt zu errichten. Das wäre die erste dieser Art im Neckar-Odenwald-Kreis und eine der ersten Anlagen in Baden-Württemberg. Eine Agri-PV-Anlage ermöglicht eine gleichberechtigte Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion bei gleichzeitiger Stromproduktion. Geplant ist eine spezielle, senkrecht stehende Fotovoltaikanlage in Ost-West-Ausrichtung. Die versiegelte Fläche beträgt nur knapp ein Prozent und die bebaute Fläche wird um das sieben- bis achtfache geringer sein als bei einer klassischen PV-Freiflächenanlage.
Neben den Flächeneigentümern und Vertretern der Stadtwerke Buchen und Walldürn war zu einem ersten Vor-Ort-Gespräch auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk anwesend. "Die Energiewende ist und bleibt ein Kraftakt für uns alle. Die Innovation und Forschung schläft nicht und ermöglicht, mit immer effizienteren Technologien mehr Strom auf weniger Fläche zu produzieren. Agri-Fotovoltaikanlagen sind sinnbildlich dafür", lobte der Minister das Vorhaben. Ebenso berichtete Peter Hauk von einzelnen Modellversuchen, die sich durchaus bewährt hätten. Zwischen den im Abstand von rund zehn Meter angeordneten, senkrecht stehenden Modulen sei eine annehmbare Landwirtschaft weiter möglich. Je nach Kultur gebe es sogar Vorteile für die entsprechenden Pflanzen. Agri-Fotovoltaik kann quasi eine doppelte Antwort auf den Klimawandel sein. "Denn solche Anlagen können Pflanzen durch Schattenwurf vor Sonneneinstrahlung schützen und zeitgleich sauberen Strom produzieren", schildert der Minister.
Genau diese Vorteile sehen auch die Flächeneigentümer. Die Agri-PV-Anlage solle dem landwirtschaftlichen Nutzungskonzept dienen. "Das Konzept ist noch in Arbeit und soll aus einer Kombination von Geflügelweiden, Dauerkulturen und Ackerflächen bestehen. Wenn das Projekt zustande kommt, wollen wir die Innovation dazu nutzen, auch die Biodiversität zu verbessern", erklärt Reinhard Berres.
Bereits seit 2009 sind die Stadtwerke Buchen am bestehenden Energiepark Neusaß, der zum damaligen Zeitpunkt mit 3,2 MW der größte Sonnenenergiepark in der Region war, beteiligt. Der für das weitere Projekt geplante Standort beim bereits vorhandenen Energiepark wurde deshalb gewählt, um die erforderlichen Netzanschlusskapazitäten mitzubenutzen. Denn durch die Ost-West-Ausrichtung könnte die Einspeisung netzdienlich in den Morgen- und frühen Abendstunden erfolgen.
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Die vorhandenen Stromnetze könnten effizienter genutzt und ein aufwendiger Netzausbau vermieden werden. "Des Weiteren ist beabsichtigt, zukünftig mit einem Batteriespeicher die Energie zu speichern und in den Nachtstunden abzugeben. Hierbei ist als Innovation geplant, einen nachhaltigen Salzwasserspeicher, der ohne Lithium und Kobalt auskommt, einzusetzen", erklärt Andreas Stein von den Buchener Stadtwerken.
Im Blick hat man auch die neue EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED II), die beschreibt, welch wichtige Rolle "Erneuerbare Energie-Gemeinschaften" im künftigen Energiemarkt spielen. Der erzeugte Strom soll nicht nur von den landwirtschaftlichen Betrieben genutzt, sondern insbesondere über die Stadtwerke regional vermarktet werden. Denn über die Kommunen sind alle Einwohner der Region mittelbar an den Stadtwerken, den traditionellen Energie-Gemeinschaften und zukünftig auch an der Agri-PV-Anlage in Neusaß beteiligt. "Ein solcher Ansatz würde die Wertschöpfung langfristig in der Region halten", bemerkte Hauk abschließend.



