Heidelberg

Einige warteten seit vier Uhr morgens auf die Impf-Aktion (plus Video)

Schlange reichte von der Ebert-Anlage bis um den Block in die Plöck. Ärzte und Impflinge sind zufrieden.

17.06.2021 UPDATE: 17.06.2021 22:30 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Foto: Ziegelmüller-Bitz

Von Julia Schulte

Heidelberg. Das Bild erinnerte an ein Festival, aber tatsächlich war es eine Impfaktion: Guillermo, Ignacio und José hatten seit vier Uhr morgens vor der Praxistür campiert, ausgestattet mit Picknickdecke und Gitarre. Sie waren mit die Ersten in der Schlange und konnten die Gemeinschaftspraxis von Dr. Jung frisch geimpft und gut gelaunt morgens um halb neun wieder verlassen. "Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Wir sind durch und haben jetzt auch endlich einen Schutz", freuen sie sich, bevor sie sich auf den Weg zum Frühstücken machen.

Viele und vor allem junge Menschen waren am Donnerstagmorgen extra sehr früh in die Altstadt gekommen, um sich in der Praxis in der Friedrich-Ebert-Anlage impfen zu lassen. Die Menschenschlange zog sich zwischenzeitlich mehr als 600 Meter weit um mehrere Häuserblocks bis in die Plöck. Viele Passanten liefen ungläubig die Schlange ab. Ein Motorradfahrer hielt am Seitenstreifen, um sich zu erkundigen, was denn da los sei.

Die Aktion war groß angekündigt worden, unter anderem über eine Rundmail, die die Praxis an ihre Patienten verschickte. Um 8 Uhr begannen die Ärzte offiziell damit, knapp 600 Dosen Impfstoff aus der Herstellung von Biontech und Johnson & Johnson zu verimpfen. An diesem Freitag soll es weitergehen, dann mit Astra-Zeneca: Solange der Vorrat reicht.

Trotz der langen Wartezeit und der hohen Temperaturen war die Stimmung unter den Wartenden gut. Viele waren mit Campingstühlen und Lektüre ausgestattet und blickten geduldig der ersehnten Impfung entgegen. "Ich stehe hier zur Not noch bis 18 Uhr", sagte Studentin Marisa, die um 7 Uhr morgens gekommen war. Eigentlich fände sie es besser, wenn es keine Aufhebung der Priorisierung gegeben hätte. "Aber so wird zumindest Stoff an den Mann gebracht", würdigte sie die Aktion.

Auch interessant
Heidelberg: Vakzine sind trotz Impf-Aktionen knapp

Dass die Schlange so lange war, überraschte manche dann doch. Etwa den Studenten Daniel, der sich erst um 8 Uhr einreihte. Er überlegte, ob es sich lohnt, zu bleiben. "Um acht beginnt mein Seminar. Aber ich kann mich ja mit dem Handy einwählen und die Zeit sinnvoll nutzen."

Auf eine Impfung spekulierten vor allem Studierende, die auf andere Weise bislang keinen Termin bekommen hatten – zumal Biontech verimpft wurde. Das war zum Beispiel Rebecca wichtig. Die Studentin möchte im September an einer Uni-Exkursion teilnehmen, für die sie geimpft sein muss.

Und was sagten die beteiligten Ärzte zu der gewaltigen Resonanz? Sie zeigten sich erfreut. Christoph Jung sagte, dass er gerne noch mehr Dosen verimpfen würde, um die Pandemie schnellstmöglich zu überwinden. Die Ärzte hatten in Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung Apotheken übrigen Impfstoff abgenommen. Sie betonten, dass alle Hausärzte diese Möglichkeit hätten. "Es braucht allerdings viel Eigeninitiative, und der logistische Aufwand ist hoch." Eine Woche waren sie mit der Vorbereitung beschäftigt. Am Donnerstag standen drei Sanitäter für Notfälle mit Krankenwagen bereit, sechs Ordner regelten den Einlass. Und die Ärzte hatten 1000 leere Impfpässe beschafft, vor allem um die Impfung auch für Ausländer zu dokumentieren.

Warum aber hat sich die Praxis für eine Aktion ohne Terminvergabe entschieden? Die Telefonanlage der Praxis sei eh schon im Dauerbetrieb, und viele Patienten hätten in der Vergangenheit ihre Termine nicht wahrgenommen. "Heute sind wirklich die da, die unbedingt einen Termin wollen und keinen bekommen", resümiert Dieter Jung. Sein Sohn Christoph zeigte sich glücklich darüber, dass er niemanden wegschicken musste. Dafür wurde am Nachmittag eigens noch etwas von dem Impfstoff von Astra-Zeneca abgezweigt, der eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen war. 500 Dosen davon sind aber noch immer übrig. Für weitere Impfwillige. Diesen Freitag.

Update: Donnerstag, 17. Juni 2021, 22.50 Uhr


Heidelberg. (RNZ) Da staunten viele nicht schlecht am Donnerstagmorgen: Eine lange Menschenlange hatte sich rund um die Friedrich-Ebert-Anlage und in der Plöck gebildet. Der Grund: Die Impf-Aktion der Praxis von Dieter und Gabriele Jung in der Friedrich-Ebert-Anlage. Sie impfen am Donnerstag von 8 bis 18 Uhr mit Biontech und Johnson & Johnson. Am Freitag wird hier von 8 bis 17 Uhr vorrangig mit Astra-Zeneca geimpft – jeweils solange der Vorrat reicht.

Eine Anmeldung ist nicht nötig. Mitzubringen sind Geduld, Krankenkassenkarte, Impfpass (wenn vorhanden) und die ausgefüllten Aufklärungsbögen – die gibt es hier: https://kurzelinks.de/jexq

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.