Die neue Kultusministerin, die auch ans Knutschen denkt
Als Kretschmann-Vertraute mischt Theresa Schopper schon lange in der Landespolitik mit - Jetzt soll sie die Laune an den Schulen heben

Von Sören S. Sgries
Stuttgart. Theresa Schopper? Vermutlich dürften bislang die wenigsten Baden-Württemberger mit diesem Namen etwas anzufangen gewusst haben. Nachvollziehbar. Das dürfte sich aber rasant ändern: Mit ihrer Ernennung zur neuen Kultusministerin steht die 60-Jährige jetzt plötzlich im Rampenlicht. Lehrkräfte, Eltern und Schüler soll sie in den kommenden Jahren wieder für sich und die Landespolitik begeistern. Ob das gelingt?
Unterschätzen sollte man die so zugänglich wirkende Schopper jedenfalls nicht. Die vergangenen Jahre verbrachte sie zwar wenig sichtbar, aber doch an zentraler Stelle: als Staatsministerin an der Seite Winfried Kretschmanns, als eine Art "politische Chefberaterin" des Ministerpräsidenten. Ihr Vorgänger im Amt, Klaus-Peter Murawski, wurde gerne als "Kretschmann-Flüsterer" apostrophiert.
Dass die in Füssen geborene Allgäuerin jetzt oberste Dienstherrin der rund 95.000 Lehrerinnen und Lehrer im Südwesten wurde, ist einer Reihe von Zufällen geschuldet. Eigentlich lag vor Schopper, die in München Soziologie, Psychologie und Kriminologie studiert hat, nämlich eine große Karriere im Freistaat. Als "grünes Gesicht Bayerns" galt sie. Ende der 80er begann sie, für die dortige Landtagsfraktion zu arbeiten, seit 1994 war sie selbst Abgeordnete. Vor allem aber prägte sie als bayerische Landesvorsitzende zehn Jahre lang die Partei, von 2003 bis 2013. Als Schopper 2013 den Wiedereinzug ins Landesparlament verpasste, wollte die damals 52-Jährige neue Herausforderungen suchen: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"
Unter denen, die sie zum Abschied mit einem Grußwort ehrten, war auch Winfried Kretschmann. "Keine aufgeblasene Ideologie, sondern immer bei den Menschen", so nahm der Regierungschef die scheidende Landeschefin wahr. Als eine "bodenständige Politikerin", mit Charme, voller Herzlichkeit. Kurze Zeit später, 2014, wechselt sie nach Stuttgart ins Staatsministerium. Seit Mai 2016 ist sie für die interne "politische Koordination" zuständig, zunächst als Staatssekretärin, ab Oktober 2018 dann mit dem Titel der Staatsministerin.
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Mit ihrer Berufung ins Kultusministerium wird sie jetzt wieder öffentlich sichtbar. Einerseits bringt sie viel politische Erfahrung mit – was für die Südwest-Grünen bei ihrer Premiere im Terrain der Bildungspolitik enorm wichtig ist. Schließlich will man sich in fünf Jahren nicht grämen, dass man dem Koalitionspartner das Mammut-Ressort abnahm. Schopper hatte aber auch fachlich in letzter Zeit schon viel mit der Materie zu tun – aus dem Staatsministerium heraus koordinierte sie die Bildungsthemen mit CDU-Ministerin Susanne Eisenmann.
Wichtig dürfte aber noch etwas sein: Schopper gilt als ausgesprochen herzliche, einnehmende Persönlichkeit. "An dem Tisch, wo sie gesessen hat, war immer am meisten Gaudi", hieß es schon vor Jahren aus Bayern. Das kann helfen, wenn man nach 14 Monaten Pandemie die Laune bei Lehrerinnen, Eltern, Schülern wieder heben will.
Einen ersten Eindruck, wie sie tickt, lieferte die Ministerin gleich in einem Antrittsinterview in der "Schwäbischen Zeitung". Da ging es nicht nur um Lernbrücken, Tests und Präsenzpflicht. Sondern Schopper holte die Jugendlichen auch bei einer Frage ab, die viele bestimmt mindestens so sehr bewegt wie ruckeliger Fernunterricht: "Es ist wichtig, dass sie auch mal wieder Party machen und rumknutschen können", so Schopper. "Da würde ich aufs Gaspedal drücken wollen."



