Bisherige Pläne für Bergheim könnten vor dem Aus stehen
Eternit-Hallen als Option? - Drei Fraktionen im Gemeinderat sprechen sich für Vertagung aus

Von Julia Lauer
Heidelberg. Es sah so aus, als sei der Neubau des Straßenbahn-Betriebshofs in Bergheim auf der Zielgeraden. Nachdem sich der Gemeinderat im Herbst 2019 nach jahrelangem Hin und Her darauf verständigt hatte, das Straßenbahndepot am Altstandort in Bergheim neu zu bauen, stellten Stadt und Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) im vergangenen Sommer erste Entwürfe für das Gebäude vor, Diskussionen in den Bezirksbeiräten und Ausschüssen folgten. Der letzte Stand in der Angelegenheit: Man halte am Bergheimer Standort fest, so unlängst der Mehrheitsentscheid im Haupt- und Finanzausschuss. Allerdings solle das Dach des Gebäudes nicht bloß begrünt, sondern als begehbarer Park angelegt sein.
Nun kommt aber vonseiten der Parteien doch noch einmal frischer Wind in die Debatte, bevor sich das Plenum des Gemeinderats am Donnerstag mit den Plänen befasst. Die CDU-Fraktion hat einen Antrag auf den Weg gebracht, der das Fass der Standortsuche noch einmal neu aufmacht. Während zuletzt vorgesehen war, künftig 32 Bahnen und 30 Busse in Bergheim unterzubringen und weitere Fahrzeuge in Wieblingen beziehungsweise Rohrbach-Süd zu parken, bringt die CDU-Fraktion mit den Eternit-Hallen ganz im Süden der Stadt nun einen weiteren Standort ins Spiel.
"In Bergheim wäre die geplante Bebauung so massiv, dass eine qualitätsvolle Stadtentwicklung verhindert wird. Gleichzeitig gibt es gegen die Ausweichflächen in Rohrbach und Wieblingen ökologische Bedenken, die wir ernst nehmen", erklärte Stadtrat Alexander Föhr in einer Pressemitteilung die Mängel der bisherigen Pläne.
Ganz aufgeben will seine Fraktion den Standort Bergheim für den Betriebshof offenbar nicht: "Wir wollen prüfen, ob eine Kombination eines kleineren Betriebshofs in Bergheim mit einem kleineren in den Eternit-Hallen nicht langfristig die beste Lösung für einen leistungsstarken Nahverkehr, die Stadtentwicklung in Heidelberg und die gesamte Region ist", erklärte Föhr weiter. Um hier eine erste Prüfung mit den Nachbarn in Leimen vorzunehmen, sollte die finale Standortentscheidung aus Sicht der CDU-Fraktion erst kurz vor der Sommerpause fallen.
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Verstärkung erhielt Föhr von seinen Fraktionskollegen. "Auf der bisherigen Gewerbefläche des ehemaligen Eternitwerkes sind Hallen vorhanden, die bei der eventuellen Nutzung als Betriebshof eine gute Verwendung haben könnten. Es sind dort genügend Unterstellmöglichkeiten vorhanden", erklärte etwa der Fraktionsvorsitzende Jan Gradel.
Auch die Grünen haben wiederholt Kritik am Bergheimer Standort geäußert – zuletzt am Wochenende. Der geplante Betriebshof habe nicht die erforderliche Kapazität, die vorgesehene Bebauung verhindere außerdem den Wohnungsbau in Bergheim, und landwirtschaftlich genutzte, ökologisch hochwertige Fläche in Rohrbach oder Wieblingen müsse für zusätzliche Abstellanlagen geopfert werden, schrieben sie am Wochenende in einer Pressemitteilung. Auch ein begehbares Dach täusche darüber nicht hinweg.
Nachdem sich auch "Die Heidelberger" der Forderung nach einer Vertagung angeschlossen haben, ist eine Entscheidung des Gemeinderats für den Neubau des Betriebshofs in Bergheim am Donnerstag mehr als ungewiss. Rein rechnerisch haben die drei Fraktionen gemeinsam 26 Stimmen im Gemeinderat – und damit eine Mehrheit.



