De-Phazz und Freunde haben ein Album für Kinder produziert

"Es macht großen Spaß"

Produzent Pit Baumgartner hat sich auf seine Wurzeln besonnen. Musik und Kinderlieder begleiten ihn seit seiner Jugend. So ist "Unsere Welt" ein vielfältiges Werk geworden.

11.03.2021 UPDATE: 25.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Pit Baumgartner in seinem Studio in Ladenburg. Foto: Bernhard Kreutzer

Von Thomas Veigel

"Sieh dir doch dann und wann alles von oben an" – das ist eine Zeile aus einem der schönsten Lieder der morgen erscheinenden CD "Unsere Welt" von "De-Phazz und Freunde". Wunderschön gesungen von der 13-jährigen Johanna Krämer aus Ladenburg, einem neuen Mitglied aus dem großen Freunde-Kosmos von De-Phazz. Viele werden sich wundern, dass Pit Baumgartner, Kopf und Produzent von De-Phazz und auch schon mal als Erfinder des "Adult-Pop" beschrieben, plötzlich Musik für Kinder macht.

Nach fast 25 Jahren Lounge-Jazz mit De-Phazz ist es aber eher ein "Zurück zu den Wurzeln". Denn vor De-Phazz hat Baumgartner viele Jahre lang Musik für Kinder produziert. Noch früher hat er bei der Arbeiterwohlfahrt als Betreuer bei Reisen mit Jugendlichen mit Freunden Musik am Lagerfeuer gemacht, da wurde geschrammelt und gesungen. Die meisten Freunde von damals sind Künstler geworden, mit denen er heute noch zusammenarbeitet. Auch auf dem Kinderalbum sind viele Freunde dabei. Ein Beispiel: Lenya Krammes hat schon Aufnahmen gemacht, da konnte sie gerade laufen. Und heute ist sie eine gestandene Musikerin mit eigener Band und gut ausgebildete Musikpädagogin. Auf der aktuellen CD singt sie auch ein Lied: Billy, der Revolverheld. Dazu kommen Sängerinnen und Sänger und viele Instrumentalisten, die De-Phazz seit langem begleiten. 17 Tracks sind auf der CD, 14 Songs und drei Kurzgeschichten. Es wird deutsch, türkisch, französisch und englisch gesungen. Der Sound von De-Phazz klingt an, am deutlichsten beim ersten Stück "Der Fuchs hat neue Freunde".

Hintergrund

ZUR PERSON

Pit Baumgartner (62) hat bereits als Jugendlicher aus seinem Zimmer im Heidelberger Pfaffengrund ein Tonstudio gemacht. Schon damals sammelte er Töne – im Radio, von Schallplatten und von seiner Gitarre. Mit einem Vierspurgerät (abgebildet

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ZUR PERSON

Pit Baumgartner (62) hat bereits als Jugendlicher aus seinem Zimmer im Heidelberger Pfaffengrund ein Tonstudio gemacht. Schon damals sammelte er Töne – im Radio, von Schallplatten und von seiner Gitarre. Mit einem Vierspurgerät (abgebildet auf der Debüt-CD von De-Phazz) bastelte Pit Baumgartner aus den aufgenommenen Sounds Collagen, nahm Songs auf und machte Kassetten für seine Freunde. Aus dem Hobby wurde bald ein Beruf. Jahrelang war Pit Baumgartner an unzähligen Kindermusik-Produktionen beteiligt. Hartmut Höfele war dabei der unermüdliche Zampano, in seinem Kindermusiktheater Firlefanz versammelte er seinen großen und sich ständig erweiternden Freundeskreis. Das Niveau der beteiligten Musiker war immer sehr hoch. Mit den Jahren wuchs auch die Zahl der eigenen Produktionen Baumgartners. Viele seiner Freunde von früher sind auch am aktuellen De-Phazz Kinderalbum beteiligt – als Musiker, als Texter oder als Mann am Mischpult.

In den 1990er Jahren öffneten sich für Pit Baumgartner durch die Möglichkeiten des Arbeitens am Computer neue Welten. Dabei kamen ihm seine Erfahrungen als analoger Soundtüftler zugute. Nach einigen ambitionierten eigenen Produktionen (United Language, Green Vision) gelang 1997 der ganz große Wurf: "Detunized Gravity", das erste Album von De-Phazz, war nur für Nicht-Eingeweihte ein Überraschungserfolg.

Trip Hop, Drum’n’Bass, Lounge-Jazz, Adult Pop, Easy Listening – das alles war und ist die Musik von De-Phazz mit Pit Baumgartner als Kopf, Hand und Herz des Ganzen und einem rund 20-köpfigen Musiker-Kollektiv. 15 Studio-Alben und fünf Kompilationen sind bisher erschienen, im kommenden Jahr wird De-Phazz 25 Jahre alt. Der typische, immer groovende De-Phazz-Sound ist vielen Musikhörern vertraut, in Osteuropa und in Russland zählt die Band mit Pat Appleton und Karl Frierson als singenden Frontleuten zu den Superstars.

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Die RNZ traf Pit Baumgartner in seinem Studio in Ladenburg.

Gibt es einen Unterschied in der Produktion von Musik für Erwachsene und für Kinder?

Pit Baumgartner: Nein, Musik für Kinder wird nicht anders produziert als Musik für Erwachsene. Auch für Kinder musst du jeden Ton in die Hand nehmen und sorgfältig bearbeiten. Du musst die gleiche Qualität liefern. Der Unterschied liegt im Text. Für Kinder musst du pointierter schreiben, eine Geschichte liefern.

Was macht ein gutes Kinderlied aus?

Ein gutes Kinderlied kann auch ein guter Popsong sein. Und umgekehrt. Und man muss die Begeisterung und die Spannung ständig hochhalten. Sonst laufen die Kinder weg.

Wie kam es zur Produktion des Albums für Kinder?

Die Idee reifte langsam. Ich liebe De-Phazz und den Lounge-Jazz. Aber Musik für Kinder bietet ein viel breiteres Spektrum. Das hat mich gereizt. Ich kann Rock’n’Roll machen, ich kann eine Geschichte vertonen. Und ich kann meine akustischen Instrumente, Ukulele und Gitarre, spielen. Es macht großen Spaß, Musik für Kinder zu produzieren. Und wenn du die strahlenden Kinderaugen siehst, dann weißt du: Alles richtig gemacht. Deshalb erlaube ich mir auch, den Namen De-Phazz für diese Kinder-Exkursion zu verwenden.

Wie schafft man es, in Pandemie-Zeiten ein Album mit so vielen Musikern zu produzieren?

Das klappte sehr gut. Die Musiker hatten gezwungenermaßen alle viel Zeit und die meisten haben ein Homestudio und konnten dort aufnehmen. Ich habe hier im Studio dann alles zusammengebaut. Dabei kann ich auch aus einem großen Archiv von aufgenommenen Instrumenten schöpfen. Das ist die gleiche Vorgehensweise wie bei De-Phazz.

Auf dem Cover des morgen erscheinenden De-Phazz-Albums für Kinder lassen die Gänse Ruth und Grit ihren Freund, den Fuchs, in der Hängematte baumeln. Zeichnung: Annette Swoboda

Einige Songs wurden schon einmal aufgenommen. Wie wurden die ausgesucht?

Das waren schon damals Hits, Lieder mit Substanz, die die Generationen überdauern. Das gilt auch für die Musiker. Viele waren damals schon dabei. Das gefällt mir, dass man sich nach all den Jahren wieder trifft und genau dort weitermachen kann, wo man aufgehört hat.

Auch von De-Phazz ist ein Song dabei.

Ja, das letzte Stück auf der CD: "Wait" vom Album Daily Lama. Den Text hatte Karl Frierson für seine Tochter geschrieben. Die ist mittlerweile selbst Mutter. Nun singt Karl es für seine Enkelin.