Fressgassen-Sperre bremst Poser aus
Szenetypische Treffpunkte der Poser am Rheinufer und im Hafengebiet wurden kontrolliert - Polizei und Stadt schieben Riegel vor

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Viele Autofahrer, die am Freitagabend nach 21 Uhr auf der Fressgasse die Breite Straße queren und Richtung Kurt-Schumacher-Brücke fahren wollen, sind verwundert, als sie plötzlich vor einer Absperrung stehen. Sie müssen rechts auf die Straße zwischen Q 1 und Q 2 abbiegen und Richtung Kurpfalzkreisel fahren. Die Stadt Mannheim hat wie angekündigt die Fressgasse auf der Höhe von P 2/Q 2 von Freitag, 21 Uhr, bis Samstag 6 Uhr, und von Samstag, 21 Uhr bis Montag, 6 Uhr, dicht gemacht.
Die Sperrung, die versuchsweise an den kommenden vier Wochenenden aufgestellt wird, ist Teil der Strategie von Polizei und Stadtverwaltung, das Erstarken einer Poserszene am Stephanienufer im Lindenhof zu verhindern. Seit einiger Zeit treffen sich dort am Wochenende junge Erwachsene mit ihren Autos. Anwohner beschweren sich über den Lärm.
Genaugenommen handle es sich bei diesen Personen nicht um echte Poser, erklärt ein Polizeisprecher. Die jungen Leute, die sich am Stephanienufer tummeln, tun das in erster Linie aus Ermangelung an Alternativen, Bars und Clubs sind ja geschlossen. Anders als die klassischen Poser, die durch die belebte Innenstadt fahren, um mit ihren Schlitten zu protzen, trifft sich diese Klientel nachts am eben nicht belebten Rheinufer und bleibt dort, um zu feiern. Dabei kommt es vor allem zu Ruhestörungen und Verstößen gegen die Corona-Verordnung.
Am vergangenen Wochenende lösten die Beamten die Gruppe auf. "Dabei gab es eine Verlagerung in die Innenstadt", erklärt der Polizeisprecher. Dabei seien einige Fahrer mit ihren Autos auf der bekannten Poserroute vom Wasserturm durch die Fressgasse und über die Kunststraße zurück zum Wasserturm unterwegs gewesen. Dies soll nun die Sperrung in der Fressgasse verhindern. "Es geht darum, diese Strecke unattraktiv zu gestalten", so der Polizeisprecher. Eine Spaßbremse sozusagen. Die zeigte nach Einschätzung der Polizei Wirkung: "Punktuelle Überwachungen der Sperrung förderten keine Verstöße zu Tage", heißt es in einer Mitteilung vom Samstag.
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Anders im Lindenhof: Trotz des zeitlich verhängten Durchfahrtsverbots versammelten sich laut Polizei am Freitag bereits gegen 20.30 Uhr eine Vielzahl von Personen mit ihren Fahrzeugen am Stephanienufer. Während einige flohen, als sie die Kontrolle bemerkten, wurden sechs Fahrzeuge angehalten und die Fahrer wegen des Verstoßes gegen das Durchfahrtsverbot angezeigt. Die Polizisten erteilten Platzverweise.
In der Kunststraße fielen zwei Autos auf, deren Fahrer Poser-Gehabe an den Tag legten. Eine 22-jährige Mercedes-Fahrerin und ein 19-jähriger BMW-Fahrer, an dessen Fahrzeug durch technische Veränderungen die Betriebserlaubnis erloschen war, werden ebenfalls angezeigt. Die Betroffenen müssen nun mit einem Bußgeldbescheid rechnen.
"Bis es auch der Letzte kapiert hat, werden wir unsere intensiven Einsatzmaßnahmen nicht nur an den Wochenenden, sondern auch unter der Woche fortsetzen", betont Polizeipräsident Andreas Stenger. "Auffälliges Verhalten durch Poser, Ruhestörer und sonstige Nachtschwärmer, welche es an der notwendigen Rücksichtnahme vermissen lassen und die durch ihr rücksichtsloses Verhalten Anwohner in besonderem Maße belästigen, dulden wir nicht und gehen weiter konsequent dagegen vor."
Als szenetypischer Treffpunkt wurde auch die Rheinvorlandstraße im Bereich der Hafenmeisterei unter die Lupe genommen. Die Polizei traf dort auf zehn Personen und sieben Fahrzeuge. Wegen Verstößen gegen die Corona-Verordnung müssen auch sie sich verantworten. Auf dem Parkplatz eines Einkaufscenters im Stadtteil Neckarau fielen der Polizei am Samstag gegen 1.30 Uhr etwa 20 junge Leute auf. Auch sie versuchten zu fliehen, zumindest fünf von ihnen wurden kontrolliert. Die 19 bis 23 Jahre alten Männer waren bereits in der Vergangenheit an den Rheinterrassen aufgefallen.
Ein 25-jähriger Mercedes-Fahrer wurde in der Möhlstraße kontrolliert. Sein Fahrzeug war laut Polizei technisch so verändert, dass unter anderem durch das "dilettantische" Tieferlegen die Reifen an den Radläufen schliffen und sie bereits teilweise bis zur Karkasse durchgescheuert waren. Der Mercedes wurde sichergestellt und untersucht. Der 25-Jährige kann sich nun auf ein saftiges Bußgeld gefasst machen.



