Hardheim

So läuft die Kfz-Mechatroniker-Ausbildung im Autohaus

Zwei Auszubildende berichten zur bundesweiten "Woche der Ausbildung" aus ihrem Alltag. Die Azubis sollen früh an das Unternehmen gebunden werden.

18.03.2021 UPDATE: 19.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 56 Sekunden
Ahmad Abas (l.) und Jonathan Bachert kümmern sich gerade um die Inspektion bei einem Skoda, zu der der Einsatz eines modernen Diagnosegeräts gehört. Beide lassen sich aktuell beim Autohaus Günther zum Kfz-Mechatroniker ausbilden. Foto: Adrian Brosch

Hardheim. (adb/pm) Als Start ins Berufsleben stehen Ausbildungen nach wie vor hoch im Kurs. Allein 2019 befanden sich in Baden-Württemberg laut statistischem Landesamt 190.376 junge Menschen in einer Ausbildung – die meisten in Handel und Industrie sowie im Handwerk. Damit die Zahlen weiter nach oben gehen, will die bundesweite "Woche der Ausbildung", die heute endet, den hohen Wert einer soliden Ausbildung vermitteln.

Für das in Hardheim und Walldürn ansässige Autohaus Günther ist das Thema kein Fremdwort: "Seit jeher hat das Ausbildungswesen in unserem Haus einen hohen Stellenwert inne", erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Elmar Günther, der jedes Jahr drei bis vier Auszubildende im kaufmännischen und technischen Bereich auf die beiden Betriebsteile aufteilt und in die Belegschaft integriert. Bei der Einstellung spielen nicht nur Noten eine Rolle, wie er sagt: "Wir achten sicher auch auf schulische Leistungen, wobei die Persönlichkeit mit Fokus auf Tugenden wie Ehrlichkeit, Arbeitswille und Ehrgeiz wichtiger ist."

Ob ein Bewerber diese Fertigkeiten mitbringt, zeigen zwei- bis dreitägige Kennenlernpraktika, bei denen die Ausbildungen vorgestellt werden. "Ohne Praktikum wird niemand eingestellt", stellt Elmar Günther klar und verweist auf den Hintergrund, dass der Beruf im Hinblick auf optimale Arbeitsergebnisse mit Begeisterung erlernt und ausgeübt werden soll, aber das Verhältnis zwischen Auszubildendem und Lehrbetrieb stimmen muss. "Wer bei uns lernt, muss so sehr von uns als Ausbildungsbetrieb überzeugt sein wie wir von seinem Charakter", schildert er.

Zwei, die überzeugten, sind der 32 Jahre alte Hardheimer Ahmad Abas und der 19-jährige Jonathan Bachert aus Rosenberg. Beide bereiten sich im Hardheimer Skoda- und VW-Service-Stützpunkt des Autohauses Günther im dritten Ausbildungsjahr auf die Gesellenprüfung zum Kfz-Mechatroniker vor. Beide verwirklichen damit ihren Berufswunsch. "Nachdem wir mehrere Praktika in verschiedenen Autohäusern absolviert hatten, stand die Wahl fest", zeigen die beiden auf.

Der gebürtige Syrer Ahmad Abas, der 2015 nach Deutschland kam, hatte in seiner Heimat bereits als Schuhmacher und Schreiner gearbeitet, war jedoch wie Jonathan Bachert schon immer an Autos interessiert. Ihre Tätigkeitsfelder beschreiben sie als vielseitig und spannend: "Neben typischen Servicediensten wie Inspektionen oder Ölwechseln ersetzen wir auch Bremsen – und jeder Tag bringt neue Tätigkeiten mit sich", sagt Jonathan Bachert.

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Wie sein Kollege verbringt er im Rahmen der dualen Ausbildung zwei bis drei Tage pro Woche im Betrieb. "Je nach Wochenplan findet an den weiteren Tagen der Theorieunterricht in der Zentralgewerbeschule Buchen statt", informiert Ahmad Abas. Das erste Lehrjahr wurde komplett in der Schule verbracht, was speziell Jonathan Bachert den Wechsel von der Hauptschule in das Berufsleben erleichterte. "Die größte Umstellung besteht darin, dass gelegentlich samstags gearbeitet wird, und die Nachmittage keine Freizeit sind", erläutert der 19-Jährige, dem seine Ausbildung viel Freude bereitet.

Allerdings geht die Corona-Pandemie auch am Kfz-Gewerbe nicht spurlos vorbei. "In Gegenwart der Kunden sowie im Verkaufsraum müssen die Mund-Nasen-Bedeckungen aufgezogen werden, und der Berufsschulunterricht fand teilweise über das Internet statt", erklärt Jonathan Bachert. Er fühlt sich im handwerklichen Bereich aus einem persönlichen Grund wohl: "Anders als in einem Büro ist man ständig in Bewegung. Langeweile gibt es nicht, und abends weiß man, was man gearbeitet hat – deswegen genießt man die Freizeit umso mehr als zur Schulzeit, wo man sie als selbstverständlich hingenommen hat."

Für eine duale Ausbildung sprechen aus seiner Sicht noch weitere klare Gründe: "Man verdient eigenes Geld und lernt damit umzugehen, übernimmt Verantwortung und wird dadurch selbstbewusster." Ahmad Abas verweist noch darauf, dass man sich aufgrund der Teamarbeit immer besser auf andere Menschen einzustellen lerne und für die Zukunft wertvolle Lebenserfahrungen sammle.

Das soll das Motto der Initiative – "Zukunft braucht Ausbildung" – ebenfalls unterstreichen. Es sagt voraus, dass man entgegen aller pandemiebedingten Herausforderungen an die Zeit nach Corona denken muss. Trotz derzeit erschwerter Bedingungen gelte es, an der dualen Ausbildung so weit wie möglich festzuhalten. Sie ist eine wesentliche Strategie, um das Fachkräftepersonal zu sichern. Die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim nutzt aus diesem Grund die jährlich bundesweit stattfindende "Woche der Ausbildung", um für die duale Ausbildung – diesmal auch in Corona-Zeiten – zu werben.

"Junge Menschen, die jetzt nicht ausgebildet werden, fehlen künftig als Fachkräfte", erklärt die Vorsitzende der Geschäftsführung, Elisabeth Giesen. Und weiter: "Auf der anderen Seite brauchen alle, die bald die Schule verlassen, eine Perspektive. Die duale Ausbildung ist ein hervorragender Einstieg ins Berufsleben. Auszubildende erwerben neben Fachkenntnissen auch übergreifende Fähigkeiten, mit denen sie künftige Funktionen ausüben und in höhere Positionen aufsteigen können." Die Pandemieeinschränkungen machen es den jungen Menschen schwer, Berufe zu erkunden und eine gute Berufswahl für sich zu treffen. Deshalb appelliert Giesen an die Unternehmen: "Denken Sie trotz Pandemie an die Vorteile von Praktika. Sie unterstützen damit nicht nur die Berufsorientierung von Jugendlichen, sondern binden sie im Idealfall auch schon frühzeitig an Ihr Unternehmen."

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