Die Abenteuergolfanlage "Inputt" öffnet nicht mehr
Corona traf die Betreiber hart. Doch die Arbeitsplätze bleiben erhalten. Nun soll auf dem Areal ein inklusiver Kindergarten entstehen.

Mosbach. (jdm/stm/rnz) Die Coronakrise sorgt für das Aus: Die Abenteuergolfanlage "Inputt" auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände an der B 27 wird nicht mehr öffnen. Zu diesem Entschluss kamen die Gesellschafter der Iso gGmbH. Die seit 2013 bestehende Anlage war einer von mehreren Arbeitsbereichen für Menschen mit Unterstützungs- und Assistenzbedarf der Iso. Die pandemiebedingten Einschränkungen und der Ausfall der Einnahmen aus der Gastronomie ließen den Verantwortlichen offenbar keine andere Wahl, als das Inputt endgültig zu schließen.
"Die Coronakrise hat uns vergangenes Jahr schwer getroffen", erklärt Iso-Geschäftsführerin Dr. Claudia Zonta. Viele Unternehmen der Region hätten mit eigenen Auftragsrückgängen zurechtkommen müssen. In der Folge konnten sie nicht mehr wie zuvor den Inklusionsbetrieb mit Montage- und Konfektionierungsleistungen beauftragen. "Wir mussten im April Kurzarbeit anmelden, um als Gesellschaft durch die Krise zu kommen." Auch viele dem Inputt treu verbundene Golfer konnten wegen der Kontaktbeschränkungen nicht begrüßt werden. Aus dem Gastronomie- und Freizeitbetrieb seien deutlich weniger Einnahmen erwirtschaftet worden. Letztlich drohte die Iso im Ganzen in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten.
"Die Iso ist es wert, gerettet zu werden, um die Arbeitsplätze zu erhalten", so Claudia Zonta. Daher sei die Entscheidung getroffen worden, die Golfanlage mit ihrer angeschlossenen Gastronomie aufzugeben. Die bislang im Inputt Tätigen konnten so alle weiterbeschäftigt werden.
Die Industrie Service Odenwald (Iso) gGmbH als diakonisches Inklusionsunternehmen hat sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Unterstützungs- und Assistenzbedarf in den Arbeitsalltag zu integrieren. Die rund 50 Beschäftigten sind in Maßnahmen des Jobcenters, in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen und im Hinzuverdienstverhältnis tätig und erhalten eine soziale und berufliche Reintegration. Das Unternehmen besteht seit 1996, Gesellschafter sind aktuell die Johannes-Diakonie, der Evangelische Kirchenbezirk Mosbach und das Diakonische Werk im Neckar-Odenwald-Kreis.
"Es ist sehr schade, dass wir diesen Schritt gehen mussten", sagt Jörg Huber, Vorstand der Johannes-Diakonie. "Oberste Priorität hatte jedoch die Erhaltung der Arbeitsplätze der Menschen mit Assistenzbedarf." Nun habe die Iso wieder eine echte Perspektive. "Wir sind sehr dankbar dafür, dass zahlreiche Gäste dem Inputt über die Jahre hinweg die Treue gehalten haben", so Huber.
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Auch für Dekan Folkhard Krall war die Entscheidung ein "schwerer Schritt": "Wir hatten die Iso und im letzten Jahrzehnt verstärkt das Inputt als ein wertvolles Element unseres diakonischen Engagements im Bewusstsein unserer Gemeinden halten können." Aus vielen Gemeinden kam immer wieder Unterstützung. Konfirmandengruppen besuchten regelmäßig die Abenteuergolfanlage, und Spendenaufrufe fanden breite Resonanz. "Jeder Beitrag hat dazu geholfen, dass Mitarbeitende beruflich gefördert werden konnten. Das macht uns sehr dankbar", so Krall.
Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann bedauert ebenfalls den Wegfall eines Anziehungspunkts der Stadt. Das Inputt sei über die Grenzen Mosbachs hinaus bekannt. "Wir bedauern die Schließung, sehen aber letztlich die Notwendigkeit dieser Entscheidung, um wichtige Arbeitsplätze zu erhalten."
Für die Nachnutzung des Areals gibt es bereits konkrete Überlegungen. So soll an Ort und Stelle ein Kindergarten entstehen, um dem steigenden Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in der Stadt gerecht zu werden, so Jann. Auf dem Gelände bestehe die Möglichkeit, die vorhandenen Räumlichkeiten baulich so zu ertüchtigen, das dort in einem angemessenen Zeitrahmen eine Kindertageseinrichtung mit drei Gruppen realisiert werden kann. Für das Vorhaben haben sich die Stadt Mosbach als Grundstückseigentümer und die Johannes-Diakonie als Hauptgesellschafter des Inputt partnerschaftlich zusammengesetzt und ihre Planungen abgestimmt.
Auf dem Plan steht ein Umbau mit Anbau an das bestehende Bewirtschaftungsgebäude des Inputt. Die Freianlagen auf dem ein Hektar großen Gelände können zu Außenspielbereichen für die Kinder umgewandelt werden. Die für die neue Nutzung notwendige Bebauungsplanänderung soll nach erfolgter Vorberatung im Technischen Ausschuss am kommenden Mittwoch im Gemeinderat behandelt werden, mit dem Ziel, einen Aufstellungsbeschluss zu fassen.
Während die Stadt das Planungsrecht schafft und für die Bezuschussung des Baus und der Betriebskosten verantwortlich zeichnet, soll die künftige Trägerschaft des Kindergartens bei der Johannes-Diakonie liegen, die zugleich Bauherrin ist. Der Kindergarten soll ein inklusives und altersgemischtes Angebot ab zwei Jahren umfassen. Für die angepeilten 42 Plätze im Ü-3- und elf Plätze im U-3-Bereich soll es in drei Gruppen verlängerte Öffnungszeiten und eine Ganztagsbetreuung geben, um die Vereinbarkeit Familie und Beruf zu stützen.
Neben der Befriedigung des Platzbedarfs für die Kinder aus Mosbach erhofft man sich auch Synergieeffekte für die geplante Wohnbebauung des Hungerbergs auf dem Gelände der Johannes-Diakonie und die dann dort zu erwartende Ansiedlung von Familien mit Kindern. Deshalb ist die Erweiterung auf eine weitere Gruppe in den Planungen bereits berücksichtigt. "Die Stadt Mosbach begrüßt die Möglichkeit der verhältnismäßig schnellen Schaffung weiterer Betreuungsplätze und freut sich, mit der Johannes-Diakonie einen weiteren und verlässlichen Partner als weitere Säule für die Bildung und Betreuung von Kindern im Vorschulalter gefunden zu haben", heißt es in einer Pressemitteilung.
Der ambitionierte Zeitplan sieht vor, dass der neue Kindergarten bereits zum Start des Kindergartenjahres 2022/23 seine Pforten öffnen kann.