Wie eine Lösung im Stützmauer-Streit aussehen könnte
Bauausschuss lehnte Antrag für vier Meter hohe Wände ab - Anwohner sind unzufrieden - Bauträger verspricht Fertigstellung bis April

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Seit über einem Jahr sind die neuen Häuser auf dem früheren Areal des Technischen Hilfswerks zwischen Wiesenbacher Straße, Julius-Menzer-Straße und dem Schulzentrum nun bewohnt. Und im vergangenen Sommer sah es auch so aus, dass alle Arbeiten abgeschlossen sind. Doch dann wurden die bereits fertig erstellten Stützwände wieder demontiert. Im vergangenen Herbst lehnte der Bauausschuss der Stadt den Bauantrag des Unternehmens "BSP Wohnkonzepte" für vier Meter hohe Stützwände in der Nähe des S-Bahnhofs Neckargemünd-Altstadt klar ab. Sie waren zu hoch. Erlaubt wären nur zwei Meter. Damals hieß es, dass die Bewohner ebene Gärten wollten. Doch das war offenbar nicht der Grund für die hohen Mauern.
Bürgermeister Frank Volk sagte unlängst in einer Sitzung des Bauausschusses auf Nachfrage von Giuseppe Fritsch (fraktionslos): "So wie es gebaut wurde, ist es nicht rechtens." Im Zweifelsfall müssten die L-Steine zurückgebaut werden. Der Bebauungsplan sei nicht eingehalten worden. "Die Mauer ist mit ihrer Höhe furchtbar", so Volk: "Der Anblick ist nicht akzeptabel." Die Eigentümer müssten sich mit dem Bauträger auseinandersetzen. "Ich mache den Bauherren keinen Vorwurf, sondern dem Bauträger", betonte Volk. Dieser habe anders gebaut als es genehmigt worden sei.
Einer dieser Eigentümer ist Rodolfo Lehnebach. Der 36-Jährige lebt mit seiner Frau und den Kindern Amanda (3) und Leo (1) in einem der Reihenhäuser. Er erzählt, dass er von der Ablehnung der Stützmauern durch den Bauausschuss aus der RNZ erfahren habe. Weder der Bauträger noch das Bauamt hätten darüber informiert. Das ursprüngliche Problem seien aber nicht die Gärten, berichtet Lehnebach. Den Bewohnern sei nicht plötzlich eingefallen, dass sie mehr Gartenfläche wollten und deshalb Stützmauern notwendig seien.
"Vielmehr hat BSP Wohnkonzepte die zur Schule blickende Häuserreihe so verkauft, dass uns gerade Gartenflächen zugesagt wurden", betont der Eigentümer. Die Baufirma habe im November 2019 begonnen, die ersten sehr hohen L-Steine zu setzen. Im Juni 2020 seien alle L-Steine mit der nun abgelehnten Höhe fertig gesetzt gewesen. Diese seien aber nicht wegen der Höhe wieder entfernt worden. Sie seien aufgrund von Messfehlern – diese wurden von den Bauherren festgestellt – falsch montiert worden, berichtet Lehnebach. Somit mussten sie versetzt werden.
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Die Bewohner, berichtet der 36-Jährige, hätten daraufhin das Bauamt kontaktiert, um zu erfahren, ob das Vorgehen der Baufirma bei der Versetzung der L-Steine den Sicherheitsrichtlinien entspreche und ob die Stadt eine neutrale Begutachtung der Baustelle durchführen könne. Dies sei aber nicht möglich gewesen, da es sich um eine rein privatrechtliche Angelegenheit handelte und die Kommune deshalb nicht tätig werden konnte. "Mittlerweile liegen ehemals eingebaute L-Steine trostlos in der Gegend herum und nun wurde doch die Kommune tätig und hat die neue Stützmauer abgelehnt", so Lehnebach.
Auf einmal sei es doch wichtig gewesen, sich darum zu kümmern. "Angenommen, die Messfehler wären von uns nicht bemängelt worden und die L-Steine stünden heute immer noch: Hätte der Bauausschuss im November 2020 genauso entschieden und alles zurückbauen lassen, auch wenn all unsere Gärten bereits fertig gewesen wären?", fragt Lehnebach.
Nun habe man immer noch keinen Garten und die Außenanlagen seien in einem miserablen Zustand. "Ich persönlich schäme mich für dieses Bild in unserer neuen Heimatstadt Neckargemünd, aber wir als Betroffene werden weder gefragt noch informiert", so Lehnebach.
Ursache für alles sei, dass die Reihenhäuser wegen des Anschlusses an den Kanal rund einen Meter höher gebaut worden seien als geplant, berichtet Lehnebach. Inzwischen habe BSP zwei Angebote gemacht und sei den Eigentümern entgegengekommen. Die Lösungen würden keine neue Genehmigung erfordern. Die Stützmauern wären maximal zwei Meter hoch, dafür habe man eine Terrasse mit einer großen Stufe.
BSP-Geschäftsführer Klaus Schaaf spricht auf RNZ-Nachfrage von "normalen Bauprozessen". Mit den hohen Stützmauern habe man zwei Ebenen in den Gärten vermeiden wollen. "Es kommt immer mal wieder vor, dass sich während der Bauphase durch tatsächliche Gegebenheiten etwas ändert", so Schaaf. "Das wird alles heißer gekocht als gegessen – ich sehe keine Riesenprobleme." Ursprünglich sei nur eine zwei Meter hohe Stützmauer geplant gewesen, zu Beginn sogar gar keine, sondern eine Böschung. Eine Lösung sei nun ausgearbeitet. "Wir wollen niemanden vor vollendete Tatsachen stellen", so Schaaf. "Wir sind daran interessiert, das zu klären."
Der Geschäftsführer räumt ein, dass die Sache "unglücklich gelaufen" sei. Das vergangene Jahr sei "verrückt" gewesen. Nun sollen die Arbeiten zügig umgesetzt werden, so Schaaf. Die Fertigstellung ist für April vorgesehen. Die Zusatzkosten trage BSP. "Wir kommen zu einer Lösung, mit der alle zufrieden sind", verspricht Schaaf.