Wird das Marriott-Hotel doch noch erweitert?
Nach fünf Jahren Stillstand debattieren die Stadträte wieder über das Hotelprojekt - Knackpunkt ist die öffentliche Neckarterrasse

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Erweiterung der Marriott-Hotels in der Vangerowstraße und die damit verbundene Bebauung des Penta-Parks in Bergheim war in den Jahren 2014 und 2015 ein kommunalpolitischer Dauerbrenner. Nachdem das Regierungspräsidium Karlsruhe im November 2016 den Bau vorläufig gestoppt hatte, wurde es aber still um das umstrittene Projekt. An diesem Dienstag steht es wieder auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses.
"Wir stehen Gewehr bei Fuß, können sofort ein Baugesuch einreichen und hoffen nun auf den Gemeinderat, damit wir in wenigen Monaten mit dem Bau beginnen können", sagt Roland Ernst, dessen gleichnamige Projektentwicklungs GmbH seit 2012 an der Hotelerweiterung arbeitet. Geplant ist ein 50 mal 22 Meter breites und 23 Meter hohes Gebäude mit Kupferfassade und Dachbegrünung. Marriott möchte darin ein "Residence Inn" unterbringen – eine Unterkunft für Langzeitgäste, zum Beispiel Medizintouristen oder Gastwissenschaftler. Die Erweiterungspläne seien trotz der Corona-Pandemie aktuell, so Ernst: "Die Kliniken haben enge Kooperationen mit Saudi-Arabien und Japan. Corona wird irgendwann vorbei sein und dann müssen diese Gäste untergebracht werden. Und dies am besten nicht in normalen Hotelzimmern, sondern in kleinen Appartements mit Küchenzeile."
Umstritten war das Projekt deshalb, weil von dem 5200 Quadratmeter großen Penta-Park 1700 bebaut werden sollten und sich insbesondere die Naturschutzverbände dagegen gewehrt hatten. Diese wichtige Grünfläche für Bergheim sollte unbedingt vollständig erhalten werden, auch wenn darunter eine Tiefgarage liege, so die damalige Argumentation. Der Gemeinderat stimmte im Dezember 2015 trotzdem mit knapper Mehrheit dem Bebauungsplan zu. Pläne für eine in den Uferbereich auskragende sieben Meter breite Terrasse mit einem öffentlichen Café und kleiner Uferpromenade hatte die Stadträte überzeugt. Doch genau dieses Zugeständnis wurde dem Projekt zum Verhängnis. Es verstößt in den Augen des Regierungspräsidiums gegen den neu gefassten Paragrafen 38 des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und das Wassergesetz Baden- Württemberg. Die Stahlträgerkonstruktion müsse demnach aus Umweltschutzgründen fünf Meter Abstand zum Gewässerrandstreifen einhalten.
Im Bauausschuss geht es nun darum, dass Roland Ernst verpflichtet wird, sich an der Aufwertung des Bergheimer Neckarufers mit 400.000 Euro zu beteiligen, sollte die auskragende Terrasse nicht genehmigt werden. Somit könnte ein Teil der geplanten Neckarpromenade von der Altstadt bis Wieblingen finanziert werden. Danach müsste der Gemeinderat den geänderten Satzungsbeschluss von 2015 noch einmal fassen, erst dann würde der bereits unterzeichnete Kaufvertrag für das Grundstück in Kraft treten. 2,9 Millionen Euro soll Ernst an die Stadt für das Areal bezahlen, das er für seine Tiefgarage unter dem Penta-Park bereits im Erbbaurecht nutzt.
Auch interessant
"Ich bin mittlerweile 84 Jahre alt und hoffe, dass ich den Bau noch erlebe", sagt Ernst: "Wir lassen das Projekt nicht einfach so beerdigen." Der alte Gemeinderat habe schließlich dem Bebauungsplan zugestimmt. Zusätzlich zu der Aufwertung des Penta-Parks mit Spielgeräten und Sitzmöglichkeiten im Gesamtvolumen von einer Million Euro plante Ernst in Abstimmung mit dem Landschaftsamt sogar noch einmal um, um mehr erhaltenswerte Bäume im Penta-Park zu erhalten.
Info: Der Bauausschuss tagt am Dienstag, 23. Februar, um 17 Uhr per Video. Die Debatte kann im Neuen Sitzungssaal des Rathauses verfolgt werden.



