Wo Trainer Martin Schwalb im Kader Optionen hat
Der Löwen-Coach konnte beim ungefährdeten Sieg in Slowenien neue Dinge austesten - Sonntag geht es gegen Göppingen

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Während seine Mannschaftskollegen Kilometer für Kilometer in Reisebus und Flugzeug zurücklegten, schwitzte Romain Lagarde im Kraftraum. Der Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen, der mit dem französischen Starensemble bei der Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten den vierten Platz erreichte, ist mittlerweile aus der Zwangs-Quarantäne entlassen worden und darf wieder im Kronauer Leistungszentrum schuften – als "Belastungssteuerung" wurde sein Fehlen in Slowenien von Vereinsseite offiziell beschrieben. Den ungefährdeten 35:29-Auswärtssieg bei RK Trimo Trebnje in der EHF European League, in der sich Lagarde zuletzt immer über viele Spielanteile freuen durfte, schaute sich der Franzose wohl nur im Fernsehen an. Er dürfte mit der Leistung seiner Kollegen zufrieden sein.
Martin Schwalb, sein Trainer, konnte ebenfalls nicht bestreiten, dass der kleine Ausflug in den Osten für ihn als gelungen einzustufen ist. Er sagte: "Ich glaube das Tempo, das wir über 60 Minuten gegangen sind, war für Trebnje dann etwas zu hoch."
Tatsächlich: Die Löwen drückten nach jedem Ballgewinn auf die Tube, schalteten blitzschnell von Abwehr auf Angriff und wandelten diesmal auch – zumindest größtenteils – ihre Chancen in Tore um. Das war gut, weil es einen Vorsprung ermöglichte, der für einen Trainer wiederum neue Möglichkeiten eröffnet. Denn ist eine Begegnung früh entschieden, kann unter Wettkampfbedingungen experimentiert werden.
Schwalb mag das. Wir erinnern uns, als er in der Vorbereitung Uwe Gensheimer – auch personalbedingt – überraschend als Spielmacher auf der Mitte auflaufen ließ. Nun wollte "Schwalbe" mal wieder die taktische Variante mit dem siebten Feldspieler, der in der Offensive für den Torhüter das Feld betreten darf, versuchen.
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Neben Jannik Kohlbacher durfte also auch Ymir Örn Gislason als zusätzlicher Kreisläufer wirbeln. Weil sich aber in dieser Phase viele einfache Fehler einschlichen, kassierten die Löwen ein schnelles Gegentor nach dem anderen. Es wirkte unglücklich – glücklich war Schwalb trotzdem: "Mir hat’s eigentlich gut gefallen. Wir haben nur ein paar blöde Bälle verworfen. Die Tore sind dann zu schnell gefallen."
Nun ja, der Coach hatte schlicht die Zeit genutzt, um vor dem Bundesliga-Restart am Sonntag (16 Uhr/Sky) bei Frisch Auf! Göppingen neue Dinge auszuprobieren. Oder wie er selbst sagen würde, weitere Waffen zu entwickeln.
Eine dieser Waffen: Philipp Ahouansou. Das mit einem Fünfjahres-Vertrag ausgestattete Eigengewächs brennt permanent auf seinen Einsatz – seine ganze Energie, sein Tatendrang, seine Motivation entlädt sich meist bereits in den ersten Sekunden, sobald er auf dem Spielfeld steht.
Ahouansou nimmt sich gerne Würfe, will sich zeigen, muss sich aber manchmal selbst bremsen, um nicht zu überdrehen. Das war in Slowenien nicht der Fall – Ahouansou versenkte einen Wurf nach dem anderen. Insgesamt traf er fünfmal, das machte Lust auf mehr.
So gibt’s für "Schwalbe" viele Optionen. Nur im Tor muss er weiter auf Mikael Appelgren verzichten. Der Blondschopf nutzt aktuell die freie Zeit, um sein Knie und seine Schulter nach zwei Operationen wieder aufzubauen.
Zeitgleich paukt der Schlussmann für sein Studium und damit mögliche Optionen für den Abschnitt nach der aktiven Handball-Karriere. Das verriet er jüngst im Gespräch mit der RNZ. Denn auch "Apfel" weiß: Manchmal geht Probieren über Studieren.



