Adolf-Schmitthenner-Gymnasium fühlt sich vor Hackerangriffen geschützt
"Ich wüsste nicht, wie" - bisher liefe der Onlineunterricht ungestört und problemfrei

Von Friedemann Orths
Neckarbischofsheim. Pornografische Bilder und Dateien mit rechtsradikalem Inhalt, die im digitalen Unterricht plötzlich über die Bildschirme der Schüler flimmern – Hackerangriffe auf Schulen in Heidelberg, Mannheim und im Kreis Böblingen sowie unbekannte Personen, die sich unerlaubt Zutritt zu den Videokonferenzen verschaffen, machen momentan Schlagzeilen. Wären eine solche Taten auch am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium (ASG) möglich, und wie geht die Schule mit derlei Bedrohungen um?
Zunächst können Schulleiter Harald Frommknecht und sein Lehrerkollege Andreas Vogler – er ist quasi der Experte für den digitalen Unterricht am ASG – Entwarnung geben. Angriffe oder das Stören des Unterrichts sind laut Frommknecht noch nicht vorgekommen, und man sei aufgrund der Software, die man für den Unterricht nutze, auch ganz gut geschützt. Der Unterricht am ASG läuft über das Konferenzprogramm "BigBlueButton", das in die digitale Lernplattform "Moodle" eingebettet ist. Vogler schreibt in einer E-Mail an die RNZ: "Wir hatten mit ,BigBlueButton‘ noch keine Probleme mit solchen Angriffen."
Um das virtuelle Klassenzimmer überhaupt betreten zu können, benötigt jeder Teilnehmer einen Account mit Passwort, den die Lehrer zuvor anlegen. Deshalb sei "diese Art von Angriff auch kaum durchführbar", glaubt Vogler: "Ich wüsste nicht, wie." Die einzige Möglichkeit, unerlaubt in ein virtuelles Klassenzimmer einzudringen, wäre, wenn ein Schüler sein Passwort an jemand anderen weitergeben würde, sagt Frommknecht. Hier ist die Schule machtlos. Aber in einem solchen Fall wüsste man zumindest sofort, wie das Leck zustande kam und könnte den Übeltäter leicht identifizieren.
Frommknecht verweist auch darauf, dass sich seine Schule an die Empfehlung des Landes hält, "Moodle" und "BigBlueButton" zu nutzen, weil die beiden Programme vom Landesdatenschutzbeauftragten als sicher eingestuft werden. So darf das ASG beispielsweise auch Lehrer- und Notenkonferenzen, in denen es um ganz besonders sensible Daten geht, über die Tools abhalten. "Ich schließe daraus, dass es sicher ist", sagt der Schulleiter.
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Ein anderes Videokonferenzprogramm, "Jitsi", nutze man laut Frommknecht nur, wenn man beispielsweise mit "Externen" spreche oder als Notlösung, wenn der Moodle-Server mal überlastet sein sollte. Diese Programme sind nämlich nicht so sicher wie die Lösung am ASG. Vogler erklärt: "Andere Videochats, bei denen die Raum-Zuweisung über die URL erfolgt, wie ,Jitsi‘ und ,Zoom‘, sind da anfälliger. Diese versuchen, das Problem durch Passwortsicherung und Warteräume, aus denen der Moderator einlädt, ehe die Kamera aktiviert werden kann, in den Griff zu bekommen."
Wie würde die Schule reagieren, wenn es dann doch zu einem Angriff wie in Heidelberg kommen würde? "Man würde das mit den Schülern besprechen", um die Erfahrungen aufzuarbeiten, sagt Frommknecht. Schüler präventiv auf so etwas vorzubereiten, sei aber wenig hilfreich, aus demselben Grund gibt es am ASG auch keine Übungen, wie sich die Kinder bei einem Amoklauf zu verhalten haben – man will das nicht zur Normalität werden lassen und den Schülern ständig vor Augen halten, erklärt der Schulleiter. Es gibt allerdings ein Fach "Medienbildung", das in der 5. und 6. Klasse unterrichtet wird. Hier geht es nicht nur um das Handwerkliche, also wie man mit welchen Medien umgeht, sondern auch ums Reflektieren und darum, was ein Kind mit und in den Medien machen darf – und was nicht.
Frommknecht spricht auch einen weiteren Aspekt zu sicheren digitalen Klassenzimmern an. Die Schule verlangt von ihren Schülern, dass sie beim Unterricht vor dem Laptop oder Tablet alleine sind und dass die Eltern dabei nicht zusehen. Dabei gehe es in erster Linie um den Schutz der anderen Kinder. Denn ein Schüler dürfe auch mal "was Falsches sagen", ohne dass dies andere Leute außerhalb des Klassenzimmers erfahren. Dabei gehe es nicht so sehr darum, dass jemand mitbekomme, dass "der Hans fünf plus fünf gleich zehn" gerechnet hätte, sondern beispielsweise um politische Aussagen, die ein Lehrer im Unterricht dann auch kommentieren, einordnen oder richtigstellen könne.



