Einzelhandel

So läuft "Click and Collect" in Weinheim

Kunden können daheim bestellen und Waren an der Ladentür abholen. Die Geschäfte freuen sich, aber die Zeiten bleiben hart.

13.01.2021 UPDATE: 14.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Das – zumindest für den Einzelhandel – neue Abhol-Prinzip laufe gut an, so der Florist und Erste Vorsitzende des „Lebendigen Weinheim“, Christian Mayer. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Politik hatte schon vorab getrommelt – und seit Montag ist es soweit: Ebenso wie Restaurants können nun auch Einzelhändler ihre Kundschaft zu "Click and Collect" einladen. Dabei bestellt der Kunde oder die Kundin daheim die Waren am Telefon oder am digitalen Endgerät, um die Sachen dann beim Händler abzuholen. Die RNZ hat mit Vertretern der Einzelhandelsvereinigung "Lebendiges Weinheim", einem Geschäft für Spielwaren sowie der Verwaltung gesprochen. Nach den ersten Tagen mit "Click and Collect" ist man vorsichtig optimistisch – wenngleich das neue Angebot keine vollständige Öffnung "ersetzen" kann.

Christiane Frank vom Traditionsgeschäft "Heinrich Grimm – Modelleisenbahnen und Spielwaren" freut sich, zumindest ein bisschen. "Wir sind froh um jeden Kunden, der Waren bestellt und vor Ort abholt", sagt sie: "Wir wären aber noch froher gewesen, wenn es diese Möglichkeit schon vor Weihnachten gegeben hätte." Kinderfahrzeuge, Spielsachen und Modelleisenbahnen sind vor Heiligabend gefragt. Frank hat aufmerksam registriert, dass ein großer Drogeriehandel weiter geöffnet hatte, Geschenke verkaufte und – ihren Angaben zufolge – hohe Kunden-Frequenzen erzielte. Hinzu kommt, dass Kioske ihre Paketdienste anbieten durften, während ihre Kooperation mit einem (anderen) Paketdienst ruhen musste. "Aber ich will mich nicht beklagen. Wir haben eine Pandemie, ich stelle die Abwehrmaßnahmen auch nicht pauschal infrage", stellt sie klar. Immerhin: Das neue Verkaufs-Prinzip und sein Vor-Ort-Charakter bringen gerade ihrer Branche etwas: Schließlich wollen viele Kunden die Sachen für die Kinder doch lieber am Laden abholen.

Empfing auch am Mittwoch den einen oder anderen Abhol-Kunden: Christiane Frank von „Heinrich Grimm – Modelleisenbahnen und Spielwaren“. Foto: Dorn

Sebastian Kerner ist Inhaber des Herrenmode-Geschäfts Englert. Motto: "Englert zieht an". Für "Click and Collect" gelte das ebenfalls, wenn auch nur bedingt, führt der Zweite Vorsitzende des "Lebendigen Weinheim" aus. Er hat sich bislang am Lieferdienst beteiligt und auch das eine oder andere Kleidungsstück zur Kundschaft gebracht. Nun hat er die Auslage durchnummeriert. So können sich die Kunden draußen leichter merken, welche Waren ihnen zusagen. Aber natürlich tut es gerade service-orientierten Mode-Experten wie ihm weh, wenn die Kundschaft nicht ins Geschäft kommen darf. Normalerweise würde jetzt der Winterschlussverkauf laufen, danach wäre Zeit für die Frühjahrskollektion. Nun liegt die Winterware in den Regalen. "Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass wir durch die Krise kommen, wenn auch mit zwei blauen Augen", sagt er im RNZ-Gespräch.

"Click and Collect" laufe an und sei im Prinzip eine gute Sache, sagt auch der Erste Vorsitzende des "Lebendigen Weinheim", der Florist Christian Mayer. Vielen Mitgliedern der Vereinigung bereite die Situation aber dennoch Probleme – und das nicht nur, weil alle Liefer- und Abhol-Angebote der Welt letztlich doch nur einen Bruchteil des üblichen Umsatzes decken. Aufgrund des dynamischen Pandemieverlaufs und der immer wieder angepassten Anti-Corona-Maßnahmen fehle vielen Einzelhändlern schlicht die Planbarkeit. "Inzwischen geht niemand mehr davon aus, dass es im Februar vorbei ist. Nun stellt sich die Frage, ob der März oder sogar der April ebenfalls futsch sind."

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Die Stadt versucht, ein wenig zu helfen. Die Webseite www.weinheim.de/lieferdienste ist wieder ins Leben gerufen worden. Dort sei ein "schneller Zuwachs" an Einzelhändlern zu verzeichnen, die auf ihr Angebot aufmerksam machen, so Verwaltungssprecher Roland Kern. Schon am Dienstagnachmittag seien es knapp 50 gewesen. "Das ist sehr erfreulich und zeigt, dass die Weinheimer Einzelhändler flexibel sind und sich mit ihrem Angebot und Service nicht verstecken müssen", so Kern. Aufgrund der Beschränkungen habe die Stadt in den letzten Wochen nur gastronomische Angebote auflisten dürfen. "Vor diesem Hintergrund können wir davon ausgehen, dass viele Einzelhändler sich auf ’Click and Collect’ eingestellt haben oder gerade dabei sind."

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