Heidelberg

Der Karneval soll im Online-Format stattfinden

Fastnacht fällt wegen der Pandemie aus - Aber: Stadt unterstützt Online-Karneval mit 25.000 Euro - Diskussion im Gemeinderat

29.12.2020 UPDATE: 30.12.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
HKK-Präsident Wolfgang Heindl (l.) und „Perkeo“ Thomas Barth beim letzten regulären Fastnachtszug im Februar 2020. Foto: Rothe

Heidelberg. (ani) Der Karneval ist gerettet – wenigstens das, was davon in Pandemie-Zeiten zu retten ist. Denn der Gemeinderat stimmte in seiner letzten Sitzung mit überwältigender Mehrheit dafür, einen finanziellen Beitrag für die Umsetzung eines Online-Karnevals zu gewähren. 25.000 Euro stellt die Stadt dafür zur Verfügung. Viele Vereine hätten bereits ihr Interesse bekundet, "zum Erhalt der Brauchtumspflege auf andere Formate zurückzugreifen", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Die reguläre Karnevalskampagne 2020/21 ist aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend abgesagt. Das gilt insbesondere auch für den zentralen Heidelberger und den Ziegelhäuser Fastnachtsumzug.

Ein Stadtrat wollte es im Gemeinderat am liebsten beim gänzlichen Ausfall der Kampagne belassen: Björn Leuzinger (Die Partei) befand: "Ein Karneval, der ausfällt, hat den Vorteil, dass er nichts kostet." Die 25.000 Euro, die man in einen Online-Karneval stecke, von dem man nicht einmal wisse, wie sich dieser wirklich umsetzen lassen werde (Leuzinger: "Dann sitzt man zuhause und fühlt sich veräppelt"), könne man in Zeiten von Corona, wo soziale Einrichtungen wegen Geldmangels schließen müssten und auch Kultureinrichtungen um ihre Existenz bangten, wahrlich anderweitig investieren.

Alle anderen Stadträtinnen und Stadträte sahen das anders. Adrian Rehberger (SPD) etwa erklärte: "Auch der Karneval ist Kultur." Deshalb sei es ohne Frage richtig, die Vorlage der Verwaltung nun zu unterstützen. Das sah auch CDU-Stadtrat Alexander Föhr, der auch Sitzungspräsident bei der Ziegelhäuser Karneval-Gesellschaft ist, so. Er betonte, dass das Geld, das investiert werde, auch an keiner anderen Stelle fehle, da es ohnehin im Haushalt eingeplant war. Mit der Finanzspritze der Stadt sei es nun wenigstens möglich, "Prunksitzungen in einem Online-Format halbwegs professionell" umzusetzen. Das sei auch für die vielen Ehrenamtlichen, die sich Jahr für Jahr unbezahlt für den Heidelberger Karneval einsetzten, ein wichtiges Zeichen.

Und: "Es ist gut, dass wir als Gemeinderat so zeigen können, dass wir die Vereine nicht im Regen stehen lassen." Grünen-Fraktionsvorsitzender Derek Cofie-Nunoo hatte dem nichts mehr zuzufügen – aber eine Anregung: Es solle geprüft werden, inwiefern man den Online-Karneval auch in Pflegeheime übertragen kann: "Dort gibt es eine Menge Karnevalisten", so Cofie-Nunoo. So blieb Leuzinger letztlich der einzige, der gegen die Verwaltungsvorlage stimmte, zwei weitere Stadträte enthielten sich.

Karnevalsvereine können jetzt einen Antrag für die Unterstützung der Stadt beim Referat des Oberbürgermeisters stellen. Voraussetzung ist, dass ein Kostenvoranschlag erarbeitet wird sowie die geplanten Veranstaltungen im Online-Format detailliert aufgelistet werden.

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