Nach Eklat im Supermarkt

Lob für Mutter, Mitgefühl für entlassenen Mitarbeiter (Update)

36-Jährige durfte mit Säugling nicht in den Rewe-Markt und machte dies öffentlich – Viel Zustimmung, aber auch Kritik

18.12.2020 UPDATE: 21.12.2020 19:44 Uhr 3 Minuten, 42 Sekunden
Bei Rewe ist derzeit ein Einkaufswagen Pflicht. Ein Hinweis auf Ausnahmen fehlt. Foto: privat

Von Nicolas Lewe

Mauer. Weil ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes ihr den Zugang mit Kinderwagen zum örtlichen Rewe-Markt verweigerte, hat Julia Schmitt über verschiedene Kanäle ihre Empörung zum Ausdruck gebracht. Die RNZ berichtete in ihrer Wochenend-Ausgabe über den Vorfall. Der 36-Jährigen zufolge soll der Mann ihr gesagt haben, sie solle den Kinderwagen inklusive ihrer zehn Wochen alten Tochter zu den Fahrrädern stellen und dann einen Einkaufswagen nehmen. Dieser ist aktuell Corona-bedingt Vorschrift zum Zwecke der Kundenzählung sowie der besseren Einhaltbarkeit des Abstandsgebots.

Auf einen Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook hin solidarisierten sich viele Kommentatoren mit der Mutter aus Mauer. Die Reaktionen auf den RNZ-Bericht, in dem unter anderem zur Sprache kommt, dass der Sicherheits-Mitarbeiter nach dem Vorfall entlassen wurde, fallen hingegen gemischt aus. "Finde es gut und richtig, dass Du dich gewehrt hast. Somit hast Du für viele Mütter gesprochen und hoffentlich kommt so etwas nie mehr vor", wendet sich eine Kommentatorin via Facebook direkt an die 36-Jährige. "So ist es recht", meint ein anderer. "Finde es gut, dass Du das so öffentlich gemacht hast", betont ein Dritter, während ein weiterer Nutzer den fehlenden "menschlichen Umgang mit Kunden" kritisiert.

Die Kommentare auf der Homepage der RNZ gehen indes mehrheitlich in eine andere Richtung: Hier äußern die Leser Mitgefühl mit dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der damit vermeintlich kurz vor Weihnachten durch den unverhältnismäßigen "Druckaufbau" der 36-Jährigen seinen Job verloren hat.

Dies allerdings stimme so nicht, wehrt sich Julia Schmitt gegen diese Kritik. Sie betont: "Der Security wurde zwar im Rewe Mauer entlassen, nicht aber in seiner Firma." Dass es überhaupt zur Entlassung seitens Rewe kam, versteht ein anderer Kommentator nicht. Er meint, es gebe keinen Hinweis, "dass der Mann beleidigend, aggressiv, nicht einmal unfreundlich gewesen wäre". Die Lösung, "mit dem Mann reden und eine klare Anweisung für das nächste Mal geben", hätte auch ein weiterer RNZ-Leser für angemessener gehalten. Vom betroffenen Mitarbeiter werde hier das Bild eines "Bauernopfers" gezeichnet. "In meinen Augen wurde es versäumt, für eine einheitliche Regelung, die einfach und gut verständlich ist, zu sorgen", ist ein anderer Leser darum bemüht, eine Lehre aus dem Vorfall zu ziehen.

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Rewe selbst ließ in einer E-Mail an Julia Schmitt keinen Zweifel daran, dass es sich schlicht um ein Missverständnis seitens des Security-Mannes gehandelt habe und "dass für Kinderwagen und ein Elternteil (Ältere Menschen mit Rollator, Rollstuhlfahrer) Ausnahmeregeln gelten und kein Einkaufswagen genommen werden muss". Von der Marktleitung gab es demzufolge nie die Anordnung, keine Kinderwagen in den Markt zu lassen. "Das war eine eigenmächtige Entscheidung von dem Security-Mann", sagt die 36-Jährige.

Update: Dienstag, 22. Dezember 2020, 19.43 Uhr


Sicherheitsdienst ließ Mutter mit Kinderwagen nicht in den Supermarkt

36-Jähriger wurde wegen vermeintlicher Eingangsbeschränkung der Zutritt verwehrt - Marktleiterin entschuldigt sich für "Missverständnis" - Security-Mann entlassen

Von Nicolas Lewe

Mauer. Julia Schmitt macht ihrem Ärger Luft. Nachdem ihr mit ihrer zehn Wochen alten Tochter im Kinderwagen der Zutritt zum örtlichen Rewe-Markt versagt worden ist, wendet sich die 36-Jährige aus Mauer an die RNZ. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes am Eingang habe ihr zu verstehen gegeben, dass der Marktbesuch nur mit einem Einkaufswagen möglich sei. "Um den Mindestabstand zu gewährleisten und sicherzustellen, dass sich nicht zu viele Personen im Markt aufhalten": Ein Plakat im Eingangsbereich weist auf diese Corona-bedingte Regelung hin, die auch in anderen Supermärkten derzeit üblich ist.

Was die 36-jährige Mutter so verärgert, ist die Tatsache, dass der Security-Mann den Kinderwagen nicht als Einkaufswagen-Ersatz anerkannte. Ihre kleine Tochter könne sie schließlich weder die ganze Zeit des Einkaufs über tragen, noch diese in den Einkaufswagen setzen, da sie dafür noch zu klein sei. Eine Möglichkeit, die Kleine zu Hause zu lassen, habe es auch nicht gegeben. Die Antwort, die sie auf diese Argumentation hin von dem Mann erhielt, habe wie folgt gelautet: "Ich solle den Kinderwagen mit meinem Kind zu den Fahrrädern stellen, dann könnte ich mir einen Einkaufswagen nehmen."

Für Julia Schmitt kam dies selbstredend nicht in Frage. Ironisch meint sie: "Klar, ich lasse meine kleine Tochter bei zwei Grad Außentemperatur am Fahrradständer stehen, damit ich einkaufen kann..." Auf Facebook schildert die 36-jährige den aus ihrer Sicht unerhörten Vorfall. Die Resonanz ist groß, das Verständnis für den Security-Mann gering. Der Beitrag wird über 80 Mal geteilt und fast 200-fach kommentiert.

Die Kommentatoren finden es "bekloppt", "unfassbar" und "engstirnig", den Zugang mit Kinderwagen zu verbieten. Andere hinterfragen offen den Sinn dahinter, die Marktbesucher anhand der Einkaufswägen zu zählen.

Eine Argumentation, die in den Kommentaren häufiger auftaucht, ist die, dass der Mann vom Sicherheitsdienst nur das ausführe, was ihm vermeintlich aufgetragen wurde. Es sei daher ratsam, in solchen Fällen das direkte Gespräch mit der Marktleitung zu suchen. Julia Schmitt hat dies getan. Wie sie im Gespräch mit der RNZ erzählt, habe sie direkt nach der abweisenden Antwort des Security-Mannes die Marktleitung verlangt. Daraufhin habe sie "großzügigerweise" doch noch mit dem Kinderwagen einkaufen gehen dürfen, "solle in Zukunft aber auf die Einkaufswagenpflicht und das Kinderwagenverbot achten".

Die 36-Jährige beschwerte sich über die Rewe-Hotline und informierte auch Bürgermeister John Ehret. Danach habe sich die zuständige Marktleiterin bei ihr gemeldet und sich ausdrücklich für den Vorfall entschuldigt. Der Security-Mann sei in der Zwischenzeit entlassen worden. Gegenüber der RNZ erklärte die Marktleiterin, dass für sie damit der Fall erledigt sei. Und auch die Rewe-Pressestelle in Köln schloss sich auf Nachfrage der Schilderung der Marktleiterin an, es habe sich "um ein Missverständnis bei einem Angestellten eines Dienstleisters" gehandelt. Dieses sei, so Pressesprecher Thomas Bonrath, "mit der betreffenden Kundin im persönlichen Gespräch einvernehmlich geklärt" worden.

Aus Sicht einer Kommentatorin bei Facebook wäre derartiger Ärger übrigens leicht zu vermeiden, wenn die Security sich für solche Spezialfälle ein paar Einkaufswägen "reserviert", die dann beim Verlassen des Marktes wieder freigeben werden. Bis die nächste Mutter mit Kinderwagen kommt ...

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