Mosbacher Mitfahrbänke

Wer hier in Sattelbach sitzt, will mitgenommen werden

Acht blaue Mitfahrbänke in fünf Mosbacher Ortsteilen bereichern die Mobilitätspalette.

29.10.2020 UPDATE: 30.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 2 Sekunden
Blau schimmert die neue Mitfahrbank am Sattelbacher Bürgerzentrum: Wer hier Platz nimmt, signalisiert Autolenkern, dass (kostenloses) Mitfahren erwünscht ist. Foto: Ursula Brinkmann

Sattelbach. (ub) Sie fallen auf, und das sollen sie auch: die blauen Bänke, die seit Kurzem in den Mosbacher Ortsteilen Bergfeld, Nüstenbach, Lohrbach, Reichenbuch und Sattelbach installiert wurden. Acht Stück an der Zahl plus je ein Schild, ebenfalls in Blau, das mit einem Wort darauf hinweist, was es mit diesen neuen Sitzgelegenheiten auf sich hat: Mitfahrbank. Wer hier Platz nimmt, signalisiert vorbeifahrenden Autolenkern, dass (kostenloses) Mitfahren erwünscht ist.

Was in den 60er- und 70er- Jahren als preisgünstige Möglichkeit der Fortbewegung und des Reisens unter dem Begriff "Trampen" beliebt war, versteht sich heute als zusätzliches Mobilitätsangebot insbesondere in Mosbachs Stadtteilen, die vom öffentlichen Personennahverkehr nicht so häufig bedient werden.

"Wir haben ja einen Anlauf mit dem VRN gemacht, eine dichtere Taktung der Busverkehre in den Dörfern hinzukriegen", begründete Oberbürgermeister Michael Jann an Ort und Stelle, an der Mitfahrbank beim Sattelbacher Bürgerzentrum. Indes, der Zuspruch habe sich sehr in Grenzen gehalten.

Nun also ein neuer Anlauf, der aus vielsagend sitzenden mitfahrende Mitbürger machen möchte, versteht man bei der Stadt Mosbach die Mitfahrbänke als Angebot für ältere, mobilitätseingeschränkte Menschen einerseits und für (noch nicht selbst Auto fahrende) Jugendliche andererseits.

Aber nicht nur die Stadt Mosbach ist am Zustandekommen dieses Mobilitätskonzepts beteiligt, einer Idee, die seit rund zehn Jahren in deutschen Städten und Gemeinden auftaucht – in den verschiedensten Ausfärbungen.

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Vielfach angeregt, war vor drei Jahren die Idee im Mosbacher Rathaus, Abteilung Bildung und Generationen, in Angriff genommen worden, Seniorenbeirat und Mehrgenerationenhaus als Kooperationspartner, kurz darauf auch die Ortsvorsteher in die Planung einbezogen worden. Einen entscheidenden Kick bekam das Ganze durch das europäische Förderprogramm "Leader", das bürgerschaftlich geprägte Regionalentwicklung zum Ziel hat.

Örtliche Aktionsgruppen entscheiden über die Projekte; das Mitfahrbank-Projekt bekam im März 2020 grünes Licht von der örtlichen Leader-Geschäftsstelle – und mehr als 10.000 Euro Zuschuss. "Das sind zwei Drittel der Gesamtkosten", sagte Martin Säuerle vom Verein Leader Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald. Das jährliche Regionalbudget in Höhe von 400.000 Euro, ging er kurz auf den hiesigen Finanzrahmen ein, sei 2019 doppelt überzeichnet gewesen.

Einen solchen "Run" wollen die Bänke und ihre Initiatoren erst noch erleben. Der Startschuss am Beginn der kühlen Jahreszeit und unter Corona-Bedingungen fällt nicht gerade auf einen idealen Zeitpunkt. Was aber Heike Roth nicht abgehalten hat, in Reichenbuch die Probe aufs Exempel zu machen. Die Ortsvorsteherin war – auf der blauen Bank sitzend – fröhlich winkend von den Vorbeifahrenden gegrüßt worden. Womit immerhin demonstriert ist, dass eine weitere Absicht erfüllt ist, die sich mit den Mitfahrbänken verbindet: sie sollen einen Beitrag leisten, die Dorfgemeinschaft zu stärken und ein Zeichen für Umweltschonung und Nachhaltigkeit setzen. Was sie auch täten, wenn die Bänke als reine Sitzgelegenheiten von den Dorfbewohnern genutzt würden …

Wie andernorts auch, stehen die acht Mosbacher Modelle an stärker befahrenen Straßen, Knotenpunkten und in der Nähe von Bushaltestellen. Zusätzliche Attraktivität sollen die Mitfahrbänke durch ein Sicherheitskonzept bekommen, an dem noch gearbeitet wird. "Das Konzept wird davon getragen", so Michael Jann, "dass man sich auf den Dörfern kennt." Dass die Idee bald bekannt sein wird wie ein bunter, pardon: blauer Hund, das wünschen sich der OB, alle Mitstreiterinnen und -streiter. "Unser Ziel ist die blaue Bank als Marke."

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