Hirschberg-Leutershausen

Wie Senioren mit dem Internet kämpfen

Beim "Filmfestival der Generationen" war eine französische Komödie zu sehen - Auch viele im Publikum erkannten die eine oder andere Tücke

15.10.2020 UPDATE: 19.10.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Werner Oeldorf von der VHS-Außenstelle und Renate Keppler-Götz vom Olympia-Kino-Förderkreis eröffneten das „Filmfestival der Generationen“. Am Sonntag lief die französische Komödie „Monsieur Pierre geht online“. Foto: Dorn

Von Nicoline Pilz

Hirschberg-Leutershausen. Wenn Monsieur Pierre online geht, dann öffnet er ein Fenster. Das kleine Missverständnis zwischen dem 79-Jährigen und seinem Computerlehrer Alex steht in der gleichnamigen französischen Komödie mit Pierre Richard – einst bekannt als der "Große Blonde mit dem schwarzen Schuh", aber nun ganz weiß geworden – symbolhaft dafür, wie der leicht verwahrloste Witwer frischen Wind in sein Leben lässt. Der Computer, den ihm Tochter Sylvie überlässt, öffnet dem Senior neue Türen im trist gewordenen Alltag, Liebe inklusive. Bis zum Happy End, oder besser gesagt, bis zum französischen "Fin heureuse", sorgen allerlei Verwicklungen und Verwechslungen für unterhaltsame Spannungen.

Am gestrigen Sonntagvormittag lief die Komödie von Stéphane Robelin im Rahmen des Filmfestivals der Generationen im unter Corona-Bedingungen ausverkauften Olympia-Kino in Leutershausen. Das elfte europäische Filmfestival findet bundesweit vom 1. Oktober bis 15. November statt und ist auch in der Metropolregion eine feste Größe.

Initiiert hat es Michael Doh vom Kompetenzzentrum Alter am Institut für Gerontologie in Heidelberg. "Es geht dabei um Themen des Alters und des Alterns, die einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden", erklärte Renate Keppler-Götz namens des gastgebenden Vereins Förderkreis Olympia-Kino. Die zweite Vorsitzende hieß in ihrer Begrüßung als Kooperationspartner Bürgermeister Ralf Gänshirt namens der Gemeinde sowie Altbürgermeister Werner Oeldorf als Leiter der VHS-Außenstelle willkommen.

Oeldorf war kurzfristig als für den verhinderten Referenten Tobias Geimer eingesprungen. Geimer hätte am Sonntagvormittag im Anschluss an den Film mit dem Publikum noch über den Umgang mit Smartphone und Tablet sprechen sollen. So blieb es Oeldorf überlassen, für den nächsten VHS-Workshop mit Geimer ab 11. November Werbung zu machen, so er denn angesichts steigender Infektionszahlen überhaupt stattfinden kann. Informationen dazu werde man rechtzeitig im Mitteilungsblatt und der Presse veröffentlichen, versprach Oeldorf.

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Das Kinofestival im Olympia-Kino zog vor allem das ältere Semester an, und hier überwiegend Frauen. "Ich bin im Internet aktiv", sagte später die 83-jährige Ladenburgerin Renate Ries der RNZ. Es passiere ihr nicht, dass sie das falsche Fenster öffne, meinte sie mit einem Augenzwinkern, doch sie "verheddere" sich manchmal so, dass sie nicht weiterkomme. "Wir sind aktiv im Internet, aber das ist ausbaufähig", sagte die 79-jährige Annekathrein Metzendorf aus Hohensachsen. Ehemann Klaus Edelmann nickte. "Wir googeln, schreiben und machen Online-Banking. Damit hat es überhaupt erst angefangen." Bei Ebay oder Amazon hätten sie im bescheidenen Umfang auch schon mal bestellt, schilderte der 73-Jährige. Allerdings sei seine Generation diejenige, die aus Überzeugung noch vor Ort einkaufe.

Am Computer auf dem Laufenden zu bleiben, sei schon eine Aufgabe, fand auch Werner Oeldorf. Das Ehepaar aus Hohensachsen freut sich auf den Smartphone- und Tablet-Workshop mit Tobias Gmeiner. "Wir wollen noch mehr lernen", betonte Metzendorf. Die Komödie mit Pierre Richard sei großartig gewesen, fanden beide.

"Ganz große Klasse die Franzosen-Filme", meinte Klaus Edelmann. Ein "dickes Lob" gebühre Renate Keppler-Götz, die das Ehepaar zum Förderverein brachte. Keppler-Götz habe sie auf einem Spaziergang angesprochen und den abendlichen Film "Dancing Beethoven" empfohlen. Ein toller Tipp offenbar. "Großartig, was die hier alles anbieten", sagte Edelmann mit Blick auf den rührigen Kino-Förderkreis.

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