Hoffenheim gegen Frankfurt

Einmal Kramaric ist nicht genug

"Hoffes" Ausnahmekönner trifft zwar auch in Frankfurt, die TSG verliert aber beim 1:2 zum fünften Mal in Serie gegen die Eintracht

04.10.2020 UPDATE: 05.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Hoffenheims Fans bibbern, dass der Luftsprung von Toptorjäger Andrej Kramaric nach seinem zwischenzeitlichen Führungstreffer nicht der letzte des Kroaten im TSG-Trikot gewesen ist. Fotos: APF

Von Nikolas Beck

Frankfurt. Unweit vom Frankfurter Flughafen wurde noch einmal der Atem angehalten. Wie während eines Landeanflugs bei besonders schlechten Wetterverhältnissen war es, als Andrej Kramaric am Samstagnachmittag ein letztes Mal Maß nahm – und verzog. Im ehemaligen Waldstadion lief da bereits die Nachspielzeit. Und es schien, als hätten die 8000 wieder zugelassenen Zuschauer diese abschließende Bestätigung noch gebraucht. Nein, auch Kramaric, der Mann mit der eingebauten Torgarantie, hatte keine Antwort mehr: Mit 1:2 (1:0) musste sich die TSG Hoffenheim im ersten tabellarischen Spitzenspiel der jungen Saison Frankfurt geschlagen geben und den Platz an der Sonne den Hessen überlassen.

Immer mehr entwickelt sich die Eintracht zum "Hoffe"-Schreck. Während es für die TSG bereits die fünfte Pleite hintereinander gegen die Elf von Adi Hütter setzte, war es für 1899-Coach Sebastian Hoeneß ein neues Gefühl, auf dem Podium über eine Niederlage zu sprechen. "Wir sind natürlich nicht happy mit der Niederlage", diktierte der 38-Jährige ähnlich unaufgeregt in die Journalistenblöcke, wie er in der Vorwoche den Coup gegen die Bayern analysiert hatte.

"Sehr unnötig" fand es Hoeneß, dass seine Elf trotz Halbzeitführung ohne Punkte in den Kraichgau zurückkehren musste. Schließlich habe man zwar keinen guten Start erwischt, "dann aber nach und nach das Kommando übernommen". Ein Geniestreich von Kramaric war es mal wieder, der den Spielverlauf zunächst auf den Kopf stellte: Über Posch und Baumgartner fand der Ball den Weg in den Strafraum zum Kroaten. Der vernaschte mit einem kurzen Haken die Frankfurter Hintermannschaft und lupfte den Ball – leicht abgefälscht – traumhaft mit links ins lange Eck (18. Minute). Für Kramaric war es das zwölfte Tor in den vergangenen fünf Pflichtspielen. "Da hat er wieder gezeigt, dass er aus wenig sehr viel machen kann", schwärmte Hoeneß hinterher von der feinen Einzelaktion, nach der seine Elf tatsächlich besser ins Spiel fand.

Für den dritten Dreier der Saison blieb der Hoffenheimer Auftritt aber zu fehlerhaft. Nach der Führung verpasste es 1899 nachzulegen – und nach der Pause hatte die Hoeneß-Elf der Wucht der Frankfurter nicht mehr viel entgegenzusetzen. Kevin Vogt fand dafür keine Erklärung. Über das Ergebnis ärgere sich der Ex-Kapitän natürlich, vor allem aber über "die Art und Weise", wie es zustande gekommen sei. "Wir sind mit einem guten Gefühl in die Pause gegangen, aber das Momentum war nach der Halbzeit auf Frankfurter Seite", haderte Vogt.

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"Der Sieg geht über 90 Minuten absolut in Ordnung und ist verdient", fand Hütter, nachdem Daichi Kamada (54.) und Bas Dost (71.) die Partie gedreht hatten. Dem Eintracht-Trainer kann nicht widersprochen werden.

Seinem Gegenüber dient der Nachmittag am Frankfurter Stadtwald dagegen als weiterer Beleg für sein Credo: Bayern-Sieg hin oder her – noch ist bei Hoeneß’ Hoffenheim nicht alles Gold, was glänzt. "Wir befinden uns in einem Prozess", sagte der Drittliga-Meistercoach einmal mehr, "und versuchen, die guten Phasen im Spiel zu verlängern." Diesmal sei die gute Phase einfach nicht lang genug gewesen.

Soweit die offizielle Sprachregelung.

Was am Samstag keiner aussprechen wollte: Die TSG ist im Oktober 2020 abhängiger denn je von den Toren ihres Vizeweltmeisters. Der verpasste es zwar, mit einem vierten Liga-Doppelpack in Serie mit Tomislav Maric (Wolfsburg/Dezember 2001) und Lothar Emmerich (Dortmund/Mai und Juni 1967) gleichzuziehen. Das Interesse – nicht nur von Meister München – dürfte aber deshalb nicht nachgelassen haben. Hoeneß gehe zwar "schwer davon aus, dass Andrej bleibt". Und Manager Alexander Rosen sagte, er sei zuversichtlich, Hoffenheims Rekordschützen diese Saison halten zu können. Final Entwarnung geben diese Worte vor Ablauf der Wechselfrist an diesem Montag um 18 Uhr freilich nicht.

Andrej Kramaric hält Fußball-Fans also weiter in Atem. Nach dem Abpfiff vom Samstag lediglich nicht mehr die der Eintracht.

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