Jetzt gibt es schon zwei Wölfe im Odenwald (Update)
Nach den Rehrissen bei Mudau und in Hessen sagt der Wildtierbeauftragte Tobias Kuhlmann: "Spaziergänger brauchen keine Angst haben."

Mudau. (rüb) Dem Wolf gefällt es offensichtlich im Odenwald: Kaum eine Woche vergeht derzeit ohne neue Sichtungs-, Foto- oder Rissmeldung. Am Montagabend hat das Landesumweltministerium bestätigt, dass ein am 1. Oktober gefundener Rehkadaver ebenfalls auf das Konto des Wolfs geht. Doch damit nicht genug: Es gibt inzwischen nachweislich zwei Wölfe in der Region. Im hessischen Odenwald gibt es ebenfalls einen Nachweis.
Wie das Ministerium mitteilte, ist ein auf Gemarkung Mudau gerissenes Reh von einem Wolf getötet worden. Das ergab das Ergebnis der genetischen Untersuchung durch das Senckenberg-Institut. Laut den Fachleuten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) war der Rehkadaver am 1. Oktober gefunden worden. Eine genauere Zuordnung zu einem bestimmten Wolf sei nicht möglich gewesen.
Die FVA geht aber davon aus, dass der Nachweis dem Wolfsrüden GW1832m zuzuordnen ist, der sich bereits am 17. September nachweislich in der Region aufgehalten hatte. Ob sich das Tier längerfristig in der Gegend aufhält oder noch weiterzieht, lasse sich derzeit noch nicht voraussagen.
Auch im benachbarten hessischen Odenwald gab es dieser Tage einen Wolfsnachweis: Am 30. September wurde bei Ober-Modau im Kreis Darmstadt-Dieburg ein Reh gerissen. Der dafür verantwortliche Wolf stammt aus der Alpenpopulation und wurde bisher noch nie in Deutschland nachgewiesen. Dies ergab die Analyse einer DNA-Probe durch die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. Es bekam die Labor-Kennung GW1835m zugewiesen.
Wir haben beim Wildtierbeauftragten des Neckar-Odenwald-Kreises, Tobias Kuhlmann, nachgefragt, was der erneute Rissnachweis bedeutet.
Auch interessant

War ihnen gleich klar, dass das Reh von einem Wolf gerissen wurde?
Ein aufmerksamer Spaziergänger hat den Rehkadaver gefunden und mich kontaktiert. Ich war dann vor Ort und habe die Proben genommen. Angesichts der massiven Verletzungen hat mich das Untersuchungsergebnis nicht verwundert.
Drei gerissene Schafe im September, ein Fotonachweis im Oktober und jetzt das Reh: Ist der Wolf in Mudau heimisch geworden?
Wir gehen davon aus, dass sich der Wolf in den Wäldern rund um Mudau ganz wohl fühlt und dass er auch hier bleiben könnte. Deshalb war in der vergangenen Woche auch ein Experte der FVA da und hat sich vor Ort mit Jägern ausgetauscht. Ziel ist es, Genproben zu sammeln, um den Nachweis zu liefern, dass er dauerhaft hier ist.
Kann man rund um Mudau noch gefahrlos in den Wald gehen?
Ja, auf jeden Fall. Die Wahrscheinlichkeit, einem Wolf zu begegnen, ist sehr gering. Und dass er einen Menschen angreift, ist fast ausgeschlossen. Er hat Scheu vor uns Menschen, und da seine Sinne besser ausgeprägt sind als unsere, sieht er uns in der Regel früher als wir ihn. Auch Hundebesitzer müssen keine Angst haben. Hunde sollten in Wolfsgebieten aber zur Sicherheit immer an der Leine geführt werden.
Beschränken sich die Sichtungen auf Mudau, oder ist der Wolf überall in der Region unterwegs?
Die Nachweise und die häufigsten Meldungen konzentrieren sich auf den Raum Mudau, aber natürlich kann er auch anderswo in der Region auftauchen. Ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass er länger hier sein wird.
Update: Dienstag, 20. Oktober 2020, 22 Uhr

Reh im Neckar-Odenwald-Kreis von Wolf gerissen
Stuttgart/Mudau. (dpa) Ein Wolf hat auf Mudauer Gemarkung ein Reh gerissen. Das habe die genetische Untersuchung ergeben, teilte das Umweltministerium am Montag mit.
Das tote Reh war am 1. Oktober gefunden worden. Zwar sei es nicht möglich gewesen, zu bestimmen, um welchen Wolf es sich handelt. Die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt gingen aber davon aus, dass es sich um dasselbe Tier handelt, das schon einmal am 17. September in dem Gebiet nachgewiesen worden war.
Ob es sich dort länger aufhält oder weiterzieht, lasse sich nicht vorhersagen.
Update: Montag, 19. Oktober 2020, 19.45 Uhr
Schon wieder tappt ein Wolf in die Fotofalle
Mudau. (pm/rüb) Auf dem Gebiet der Gemeinde Mudau ist erneut die Anwesenheit eines Wolfes belegt worden. Das männliche Tier ist in eine Fotofalle geraten. Das Bild werten die Fachleute von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) als eindeutigen Nachweis (so genannter C1-Nachweis).
Ob es sich um denselben Wolf handelt, der vor einigen Wochen in der Region in einer Christbaumplantage drei Schafe gerissen hat, lässt sich nicht sagen. Auch ob sich der Wolf nach wie vor in der Gegend befindet oder weitergezogen ist, ist nach Expertenaussage nicht sicher.
Mit weiterführenden Untersuchungen sollen diese und weitere offene Fragen demnächst geklärt werden.
Wie der Wildtierbeauftragte des Landratsamtes, Tobias Kuhlmann, im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung erklärte, sollen in Kürze in Zusammenarbeit mit der FVA Suchhunde eingesetzt werden, die Wolfkot finden sollen, der dann genetisch untersucht werden soll.
Wie das Umweltministerium mitteilte, sind die Nutztierverbände über den neuen Nachweis informiert. Beobachtungen mit Verdacht auf Wolf oder Risse sollten umgehend an die FVA gemeldet werden: 0761/4018-274 oder info@wildtiermonitoring.de.
Ausführliche Informationen zum Fördergebiet Wolfsprävention und zum Herdenschutz, Daten zu Wolfssichtungen im Land sowie Verhaltenshinweise beim Zusammentreffen von Mensch und Wolf finden sich auf der Internetseite des Umweltministeriums unter www.um.baden-wuerttemberg.de.
Seit 2015 wurden in Baden-Württemberg mehrere Wölfe nachgewiesen. Im Schwarzwald haben sich nach Angaben des Umweltministeriums zwei Tiere dauerhaft niedergelassen. Nutztierhalter werden deshalb für den Schutz ihrer Herden vom Land unterstützt. Unter anderem werden die Materialkosten für die Anschaffung neuer wolfsabweisender Zäune oder für die Nachrüstung von offenen Ställen übernommen.
Info: Für die Meldung von Sichtungen und Rissen sowie Rückfragen steht der Wildtierbeauftragte des Landratsamtes, Tobias Kuhlmann, Telefon 06261/841735 und E-Mail: tobias.kuhlmann@neckar-odenwald-kreis.de zur Verfügung.
Update: Montag, 12. Oktober 2020, 18 Uhr
Mudau. (rüb/pm) Nun herrscht Gewissheit: Die drei toten Shropshire-Schafe, die Mitte September in einer Christbaumplantage in einem Mudauer Ortsteil gefunden wurden, sind von einem Wolf gerissen worden. Das hat das Umweltministerium Baden-Württemberg am späten Mittwochnachmittag bestätigt. Ob sich der Wolf noch in der Region aufhält, ist unklar. Fest steht aber: Es handelt sich um ein männliches Tier und um einen Einwanderer aus dem Alpenraum.
Am 16. und 17. September hatte ein Landwirt die toten bzw. tödlich verletztes Schafe in seiner Christbaumschonung entdeckt. Dort waren die Schafe zur Pflege der Flächen eingesetzt worden: eine umweltschonende Unkrautbekämpfungsmethode. Aufgrund der Charakteristik der Verletzungen hatte der Wildtierbeauftragte des Kreises, Tobias Kuhlmann, sofort an einen Wolfriss gedacht und vor Ort Gen-Tupferproben gesammelt, die er an das zuständige Fachlabor, das Senckenberg Forschungsinstitut (Gelnhausen), weitergeleitet hat. Die Sektion der beiden Schafskadaver im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe hatte den Verdacht eines Wolfsrisses schon am Folgetag erhärtet.

Nachdem dem Wildtierbeauftragten in den letzten Wochen mehrere Bilder von Fotofallen aus dem Kreis zugegangen waren, die einen Wolf abbilden, überraschte ihn der Zwischenfall in der Schafhaltung nicht.
Die Untersuchungen haben als Verursacher den am Institut Senckenberg bisher noch nicht erfassten männlichen Wolf GW1832m mit dem Haplotyp HW22 ergeben. Der Haplotyp HW22 ist in der Alpenpopulation weit verbreitet. Im wissenschaftlichen Austausch mit den Nachbarländern wird derzeit versucht, die Herkunft von GW1832m bzw. seine mögliche Wanderroute zu ermitteln.
"Die Untersuchung der Schafe dient aber nicht nur der Wissenschaft. Durch die gründliche Aufklärung erhält der Tierhalter Anspruch auf Schadensersatz seiner getöteten Schafe. Kann ein Wolf nachgewiesen werden, können Gelder aus einer Ausgleichskasse generiert werden", erklärt Tobias Kuhlmann.
Der Neckar-Odenwald-Kreis zählt bislang nicht zur Förderkulisse Wolf, weshalb Präventionsmaßnahmen von Weidetierhaltern, beispielsweise eine sichere Einzäunung, noch nicht finanziell unterstützt werden. Es besteht allerdings die Möglichkeit, sich Zaunmaterial zum besseren Schutz der Nutztiere bei FVA auszuleihen.
Ein Wolf ist ein Wildtier mit einem großen Lebensraum. Er ernährt sich hauptsächlich von Fleisch. So können zum Beispiel Rehe, Hirsche und Hasen, aber auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen gerissen werden. An größere Tiere wie Rinder und Pferde traut sich ein einzelner Wolf in der Regel nicht heran. Auch für den Menschen geht vom Wolf im Normalfall keine Gefahr aus, wenn sich das Tier nicht in die Enge gedrängt fühlt. Allerdings sollte man auch bei Begegnungen zwischen Hund und Wolf sehr vorsichtig sein. In Wolfsgebieten sollten Hunde daher vorrangig an der Leine geführt werden, um möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Info: Der Wildtierbeauftragte bittet um Mitteilungen Beobachtungen im Zusammenhang mit dem Wolf: tobias.kuhlmann@neckar-odenwald-kreis.de oder Tel. 06261/84.1735.
Update: Mittwoch, 30. September 2020, 18.18 Uhr
Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) Knapp eine Woche, nachdem in einer Christbaumplantage in einem Mudauer Ortsteil drei gerissene Schafe gefunden wurden, steht immer noch nicht fest, ob es sich um einen Wolfsriss handelt, oder ob ein anderes Tier für den Tod der drei Shropshire-Schafe verantwortlich ist. Auf Nachfrage der RNZ teilte das Landratsamt mit, dass noch kein Untersuchungsergebnis der am Donnerstag vom Wildtierbeauftragten des Landkreises, Tobias Kuhlmann, genommenen Proben vorliegt.
Pressesprecher Jan Egenberger weiter: "Leider liegen dem Neckar-Odenwald-Kreis bisher noch keine Untersuchungsergebnisse der von uns genommenen Gen-Tupferproben vor. Das zuständigen Fachlabor, das Senckenberg Forschungsinstitut, Nationales Referenzzentrum für genetische Untersuchungen bei Luchs und Wolf, bearbeitet Proben von Nutztierrissen prioritär. Dennoch wird der Befund dieser aufwändigen Untersuchung noch einige Tage dauern. Das Sektionsbild der Schafkadaver im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe zeigte deutliche Hinweise auf eine Wolfsattacke. Gewissheit ist jedoch nur über einen genetischen Nachweis zu erlangen."
Update: Mittwoch, 23. September 2020, 17.21 Uhr
Mudau. (rüb) Mehrere Sichtungen, dann der Fotobeweis und nun drei gerissene Schafe. Die Indizien, dass in den Wäldern rund um Mudau ein Wolf heimisch geworden ist, häufen sich. Das Umweltministerium hat den Fund der drei gerissenen Tiere am Donnerstagabend gemeldet. "Da vor Kurzem Spuren von einem Wolf in diesem Kreis gefunden wurden, halten es die Fachleute der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) für möglich, dass sie von einem Wolf gerissen wurden", heißt es in der Pressemitteilung.
Die Tierkadaver wurden zur näheren Untersuchung dem Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt (CV-UA) in Karlsruhe übergeben. Die Ergebnisse der Untersuchung lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.

Gerissen wurde die drei Jungtiere der aus England stammende Rasse Shropshire-Schafe in einer Christbaumplantage in einem Mudauer Ortsteil. Dort wurden die Schafe zur Pflege der Flächen eingesetzt: eine umweltschonende Unkrautbekämpfungsmethode. Der Landwirt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat das erste verendete Tier, an dem er zunächst keine äußerlichen Anzeichen eines Angriffs entdeckte, am Mittwoch gefunden. Am Donnerstag stieß er dann auf die beiden anderen Tiere: Eines war schon tot, das andere war so schwer verletzt, dass es von der alarmierten Tierärztin eingeschläfert werden musste.
"Es war kein schöner Anblick: So etwas habe ich noch nie gesehen!" Mit diesen Worten beschreibt der Landwirt die schweren Verletzungen und die tiefen Bisswunden. Die Schafe seien nur gerissen und angefressen worden. Auch Kampfspuren seien in der Plantage zu sehe gewesen. War es ein Wolf? Der Landwirt möchte sich nicht festlegen. Es könne auch ein verwilderter Hund gewesen sein. Gleichzeitig sei es unter Jägern und Landwirten aber auch kein Geheimnis, dass in der Gegend immer wieder Wölfe gesehen werden.

Wer sich die Fotos der gerissenen Schafe, die von den Kindern des Landwirts sogar eigene Namen bekommen hatten, anschaut, der erkennt, dass die Rückkehr des Wolfs nicht nur aus einem romantisierenden Blickwinkel betrachtet werden darf. Stattdessen müssen auch die möglichen Konsequenzen für die Nutztierhaltung offen diskutiert werden.
Noch steht der Verursacher aber nicht fest: "Derzeit untersuchen wir den Vorfall noch genauer", erklärt Tobis Kuhlmann, Wildtierbeauftragter des Neckar-Odenwald-Kreises. Er hat die Risse am Donnerstag kontrolliert und protokolliert und Genproben genommen. Diese Proben werden am Senckenberg-Institut in Gelnhausen analysiert.
"Ein Wolf kommt als Verursacher in Betracht, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt als Verursacher allerdings weder bestätigt noch ausgeschlossen werden", sagt Kuhlmann und ergänzt: "Wir prüfen außerdem in Zusammenarbeit mit der FVA derzeit auch noch einige Fotofallenbilder und einen potenziellen Losungsfund."
Falls ein Wolf in der Region aktiv ist, so ist der Wildtierbeauftragte, der aus Eberbach stammt und in Wien Wildtierökologie und Wildtiermanagement studiert hat, auch an weiteren Details hierzu interessiert. "Über die genetische Untersuchung könnte man bei gut verwertbaren Proben gegebenenfalls Aussagen über Herkunft und Abstammung des Tieres treffen. Auch das Verhalten des Tieres wollen wir natürlich genauer untersuchen."
Zunächst müssen aber die Untersuchungsergebnisse abgewartet werden. Für den Landwirt ist aber jetzt schon klar: Falls es wirklich ein Wolf war, wird er sich keine Schafe zur Kulturenpflege mehr anschaffen. Der 1,50 Meter hohe Maschendrahtzaun war für den Angreifer kein unüberwindbares Hindernis. Den Zaun wolfsdicht zu machen, sei angesichts des immensen Aufwands keine Option. Das begrüßenswerte Experiment, mithilfe der Shropshire-Schafe auf besonders schonenswerte ökologische Weise im Odenwald Christbäume zu züchten, wäre gescheitert.
Info: Für die Meldung von Sichtungen und Rissen steht Wildtierbeauftragter Tobias Kuhlmann, Telefon 06261/841735, E-Mail: tobias.kuhlmann@neckar-odenwald-kreis.de, zur Verfügung.
Update: Freitag, 18. September 2020, 17.53 Uhr
Mudau. (kaf) Auf der Gemarkung der Gemeinde Mudau wurden drei tote Schafe gefunden. Das teilt das Umweltministerium Baden-Württemberg mit. Da vor kurzem Spuren von einem Wolf in diesem Kreis gefunden wurden, halten es die Fachleute der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) für möglich, dass die Schafe von einem Wolf gerissen wurden. Mit Sicherheit lasse sich das aber nicht sagen.
Die Tierkadaver wurden zur näheren Untersuchung dem Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) In Freiburg übergeben, die Nutztierverbände sind informiert.
Die FVA bittet darum, mögliche Wolfssichtungen oder Wolfsspuren zu melden unter Telefon 0761/4018-274.
Ausführliche Informationen zum Thema Wolf finden Sie auf der Internetseite des Umweltministeriums.
Erst vor Kurzem wurde ein Wolf bei Mudau fotografiert. Anhand von Wolfskot sollte geklärt werden, ob das Tier im Odenwald schon heimisch ist.



