Hälfte des neuen Waldes hat den Sommer nicht überlebt
Erste Bilanz der Klimaschutzaktion "1000 Bäume für 1000 Kommunen": Am "Extremstandort" sind 600 Pflanzen tot. Die Jungbäume leiden besonders.

Von Lukas Werthenbach
Wiesenbach/Meckesheim/Spechbach. "Geburtsstunde für einen neuen Wald" hieß es im Frühjahr, als die Gemeinde Wiesenbach 1250 junge Bäume gepflanzt hatte. Rund ein halbes Jahr später zeigt sich aber: Ungefähr die Hälfte des neuen Waldes hat den ersten Sommer nicht überlebt, etwa 600 Bäume sind abgestorben. Auch Meckesheim und Spechbach hatten im Rahmen der landesweiten Klimaschutzaktion "1000 Bäume für 1000 Kommunen" junge Pflanzen eingesetzt – hier sieht die Bilanz der ersten Monate aber besser aus.

"Wir haben das Wachstum der Bäume stichprobenartig angeschaut", berichtet die für den Wiesenbacher Wald zuständige Forstrevierleiterin Melissa Rupp auf RNZ-Anfrage, "wir haben eine Ausfallquote von ungefähr 50 bis 70 Prozent". Anlässlich ihres Jubiläumsjahres hatte die Gemeinde auf die ursprünglich zur Pflanzung angedachten 1000 Bäume noch 250 Exemplare oben drauf gepackt. Den größten Anteil machten Eichen aus, außerdem waren Hainbuchen und einige Elsbeeren gepflanzt worden. Doch nun müsse man "eventuell sogar 700" neue Bäume bestellen, so Rupp. Inklusive Anpflanzung und weiteren Maßnahmen müsse die Gemeinde mit weiteren Ausgaben von rund fünf Euro pro Pflanze rechnen. Immerhin die aus Kunststoff bestehenden Hüllen zum Schutz vor Wildverbiss könne man für die neuen Jungbäume wiederverwenden.
Bei der 0,3 Hektar großen Waldfläche in Hanglage auf Wiesenbacher Gemarkung in Richtung Neckargemünd handele es sich indes um einen "Extremstandort", erklärt die Försterin: "Der Boden kann Wasser nicht lange speichern, die Bäume haben es hier besonders schwer." Und das Klima – mit Temperaturen von von teilweise 25 Grad bereits im April – habe dann seinen Teil dazu beigetragen, dass die zarten Jungbäume schon kurz nach deren Pflanzung kaum noch "überlebensfähig" gewesen seien.

Dabei lobt Rupp ausdrücklich die Gemeinde Wiesenbach, die während des Sommers gemeinsam mit der Feuerwehr versucht habe, die Bäume zu bewässern. Allerdings habe man es mit den dazu nötigen Geräten nicht durch den dichten Bewuchs zur betreffenden Fläche geschafft. "Nächstes Jahr will man das aber eventuell noch mal anders angehen", sagt Rupp. Sie betont, dass dieses Beispiel gut zeige, was Wachstum im Wald bedeute: "Die Pflanzung ist eine Sache, aber es kommt vor allem auf die Pflege in den nächsten Jahren an. Man muss da dranbleiben." Ein wichtiges Ziel sei demnach, möglichst alle Bäume "über die ersten zehn Jahre" zu bringen.
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Das gilt auch für die 1000 Bäume im Gewann Hengstall im Meckesheimer Wald. Hier wurden im Frühjahr 500 Stieleichen und 500 Schwarzerlen gepflanzt. Revierleiter Thomas Glasbrenner erklärt, dass dank der "schattigen Muldenlage" dieser Fläche keine große Gefahr durch Hitze oder Trockenheit bestehe. "Die Fläche hat sich sehr gut entwickelt. Wir haben einen guten Boden und eine windgeschützte Lage, in der die Bäume weniger austrocknen." Lediglich etwa 50 Bäume sollen demnach bestellt werden, um so noch in diesem Herbst zu pflanzen.
Im Spechbacher Wald wurden in diesem Frühjahr sogar 2000 Bäume gepflanzt, darunter Douglasien und Kastanien. "Das war ein günstiger Zeitpunkt, die Bäume sehen gut aus", berichtet der zuständige Revierleiter Markus Groß. Bisher sei kein "Trockenstress" festzustellen. "Aber man muss die Bäume über einen längeren Zeitraum betrachten", erklärt er. So könne man im nächsten Frühjahr schon wesentlich mehr über die Gesundheit der noch jungen Pflanzen sagen.