Heidelberg

"Zusätzliche Mountainbike-Wege errichten - ohne den Wald zuzupflastern"

Begegnungen von Wanderern und Radfahrern am Berg sind mitunter konfliktreich - Verkehrspolitischer Sprecher des Fahrradclubs ADFC fordert neuen Runden Tisch

17.08.2020 UPDATE: 18.08.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Symbolfoto: getty

Von Julia Lauer

Heidelberg. Radfahrer und Fußgänger im Wald – das ist nicht immer unproblematisch. Bernhard Pirch-Rieseberg, im Fahrradclub ADFC zuständig für Heidelberger Verkehrspolitik, zum Bedarf der Mountainbiker an weiteren Strecken, zum Naturschutz und zur Wertschätzung alter Wege.

Herr Pirch-Rieseberg, bevor das Mountainbike-Streckennetz 2013 eingeführt wurde, saßen Sie als Vertreter des Fahrradclubs ADFC unter anderem mit der Stadt am Runden Tisch. Hätten Sie die Interessen der Radfahrer damals vehementer vertreten sollen?

Bernhard Pirch-Rieseberg. Foto: pr

Damals musste es schnell gehen. Und in den sieben Jahren, die seither vergangen sind, haben die Freizeitaktivitäten im Wald zugenommen. Wanderwege wie der Neckarsteig, damals gerade frisch eröffnet, haben zunehmend Zuspruch gefunden, und auch das Radfahren erhielt durch die E-Mobilität Rückenwind. Heute ist die Situation eine andere als damals.

Kürzlich forderten Sie in der RNZ, das Streckennetz für Radfahrer im Stadtwald auf den Prüfstand zu stellen. Bitte erklären Sie doch noch einmal, warum.

Auch interessant
Heidelberg: Mountainbiken auf einem Viertel des Waldwege-Netzes erlaubt
Baueifer im Wald: Ärger um illegale Mountainbike-Strecken

Es gibt Bereiche im Stadtwald, in denen man niemandem begegnet. In anderen wiederum sind viele Wanderer und viele Radfahrer unterwegs, insbesondere in der Umgebung von Parkplätzen wie etwa dem am Blockhaus am Königstuhl. Meistens funktioniert das, aber mitunter führt die Begegnung auch zu Stress.

Was schlagen Sie vor, um die Situation zu entschärfen?

In stark frequentierten Bereichen könnte man einen zweiten parallelen breiten Weg errichten, sodass sich sowohl Fußgänger als auch Radfahrer besser verteilen. Das bedeutet nicht, den Wald zuzupflastern – es geht um Wege mit einer Länge von 100, 200 oder 300 Metern. Das wäre beispielsweise auch am Langen Kirschbaum in Richtung Weißer Stein zwischen Dossenheim und Heidelberg denkbar. Oder auch auf dem Gipfel des Königstuhls.

Viele Mountainbiker fahren aber gerne auf schmalen Wegen. Denen helfen die breiten Wege nicht.

Schmale Pfade sind bereits heute auf rund zehn Kilometern für Mountainbiker freigegeben, sicher könnte man drei bis fünf weitere Kilometer in Betracht ziehen. Das Wegenetz im Stadtwald ist riesig, da gibt es Möglichkeiten. Es gibt schmale Wege, die viele Heidelberger bis vor Kurzem nicht kannten. Dort kommt man sich nicht so schnell in die Quere. Bevor Wanderer und Radfahrer sie wiederentdeckten, waren sie teilweise sogar zugewachsen.

Braucht es mehr Wege im Stadtwald? Um die 376 Kilometer messen sie heute, auf einem Viertel ist Radfahren erlaubt. Foto: jul

Ein Problem für die Natur sind die illegalen Trails, die quer durch den Wald führen. Können ein paar Strecken mehr dieses Problem lösen?

Neben der Freigabe von ein paar weiteren schmalen Wegen wäre auch die Legalisierung der Gaisbergstrecke eine Überlegung wert. Das ist eine Downhillstrecke, die sehr beliebt ist. Sie freizugeben, wäre insbesondere für Jugendliche schön, die oft nach Beerfelden zum Bikepark fahren. Mit ein paar weiteren Strecken würden die illegalen Trails im Wald sicher weniger, das glaube ich schon. Um die Natur zu schützen, könnte man andere Stellen kontrollieren, auf denen das Radfahren nicht vorgesehen ist. Wenn es Kontrollen gäbe, spräche sich das sicher schnell herum.

Zum Beispiel am Felsenmeer?

Zum Beispiel, aber nicht nur dort. Das Felsenmeer ist sogar Naturschutzgebiet, dort haben Radfahrer nichts verloren. Unser Fahrradclub arbeitet übrigens eng mit der Umweltschutzorganisation BUND zusammen. Wir wissen um die Folgen des Radfahrens für Pflanzen und Tiere im Wald.

Braucht es einen neuen Runden Tisch zum Thema?

Ja. Ziel wäre, dass sich die Besucher besser verteilen. In dem Zusammenhang kann man auch die Frage stellen, ob das Parken im Wald wirklich kostenlos sein muss. Busse mit einem Radträger könnten weiter zur Entspannung beitragen, denn nicht nur Wanderer, sondern auch Radfahrer reisen oft mit dem Pkw an. Die Verkehrsproblematik im Wald lässt sich vergleichsweise leicht lösen. Und zu alledem muss man ja auch sagen: Es ist doch schön, dass wir die alten Wege noch immer so gerne nutzen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.