Harmonie-Garten-Bau wird teurer und dauert länger
Stadtgarten und Hotel - Schönheit kostet mehr - Für die Stadt wird es 830.000 Euro teurer

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die Baugeschichte des Parkhotels im Harmonie-Garten in Heilbronn ist die von diversen gebrochenen Versprechungen – und von einer gehaltenen. Das öffentliche Aufsehen war groß, als 2016/2017 Investorenpläne bekannt wurden, im Harmonie-Garten ein Hotel zu bauen – schließlich haben "Bauwerke" an dieser Stelle eine besondere Geschichte. Angefangen beim Bau der Tiefgarage in der Ära von Oberbürgermeister Hans Hoffmann, wiederholte sie sich auch im Streit um die alten und imposanten Flügelnussbäume, die bekanntlich nicht alle gerettet werden konnten, was Naturschützer auf die Palme brachte.
Ein Augenblick der Wahrheit schlug jetzt im Gemeinderat. Dass das ursprüngliche Versprechen, das Hotel werde noch zur Bundesgartenschau eröffnen – also am 17. April 2019 – nicht gehalten wurde, war angesichts der utopischen Zeitvorgaben längst nachvollziehbar. Dass das Richtfest mit bereits vorzeigbaren Musterzimmern inzwischen auch schon längst Vergangenheit ist, bestätigte dieses nur noch. Auch steht ein "offizieller" Eröffnungstermin bis heute nicht fest. Zuletzt war vom kommenden "Herbst" die Rede.
Fest steht hingegen, um wie viel sich die Kosten des städtischen Anteils an dem Projekt erhöhen: um 830.000 Euro auf nun rund 5,3 Millionen Gesamtkosten. Einen wesentlichen Anteil daran hat die Tatsache, dass die Kosten für den Bau einer Brunnenanlage ("Wasserspiel 2") für immerhin 339.150 Euro, nicht, wie ursprünglich eingeplant, von den Investoren übernommen werden. Die Begründung: Der Brunnen liege auf städtischem Grund. Gleichwohl: Die Gäste des Hotels werden den Anblick genießen, genauso wie den der geretteten Flügelnuss, deren Bewässerung ebenfalls dem Bau zum Opfer fiel, und deren neue Wasserversorgung ebenfalls von der Stadt getragen wird.
Weitere Kosten, die hinzukamen, betreffen die W-Lan-fähige Wegebeleuchtung, ein aus ästhetischen Gründen wohl notwendiges Kaschieren der Tiefgarageneinfahrten sowie die Sicherung von Baumaterialien und "Kunstwerken", wie etwa die "Friedensstele". Da der Umgang mit Kunstwerken wie auch mit Kunst am Bau in und um die Harmonie herum schon seit Jahren für manche ein Trauerspiel ist, wundert es nicht, dass diese Thematik angesichts des schmucklosen, 40 Meter hohen, zehnstöckigen scheibenförmigen Hotelneubaus vollkommen verschwiegen wurde.
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Oberbürgermeister Harry Mergel verteidigte die Kostenerhöhungen. Einer der Hauptinvestoren ist Klaus Gehrig, der Leiter der Schwarz-Gruppe, Aufsichtsrat-Chef von Lidl und Kaufland und "nebenbei" auch Hotelier in Bad Wimpfen. Nach außen vertritt das Investorenkonsortium Palmbräu-Inhaber Wolfgang Scheidtweiler. Für das gehaltene Versprechen steht der Leiter des Heilbronner Grünflächenamtes, Hans Peter Barz. Er hatte schon 2017 bei den Bürgeranhörungen, in der nicht nur vonseiten der Natur- und Klimaschützer heftige Einwände kamen, versprochen, dass der Stadtgarten, was man sich damals kaum vorstellen konnte, größer werde und auch schöner.
Tatsächlich ist die jetzt sichtbare Gestaltung von hohem ästhetischem Anspruch geprägt – und eine Abbildung dafür, wie man sich heute "Öffentliches Grün" vorstellt. Dass auch dieses teurer wurde als geplant, war zu erwarten. Der Kanzlei-Trost von OB Mergel zu den Mehrkosten mit dem Hinweis auf die Grundstückserlöse hat etwas davon, das Geld von einer Hosentasche in die andere zu stecken. Nicht nur seine Hoffnungen ruhen nun darauf, dass sich Heilbronn, da es sich mit der Fertigstellung des Hotels endlich auch zurecht "Kongress-Stadt" wird bezeichnen können, auch entsprechend "verkaufen" lässt. Aber da ist in Corona-Zeiten jede Prognose eine gewagte.



