Corona drückt auch auf die Stadtfinanzen
Kämmerer Patrick Müller rechnet mit um 1,7 Millionen Euro schlechterem Ergebnis - Pro-Kopf-Schulden in Eberbach bei 1915 Euro

Von Christofer Menges
Eberbach. Eigentlich war der Eberbacher Haushalt für dieses Jahr ordentlich aufgestellt. Eigentlich hat die Stadt mit 15,8 Millionen Euro an liquiden Mitteln ordentlich Geld in der Kasse. Doch die Corona-Pandemie wird sich auch bei der Stadt im Geldbeutel bemerkbar machen. Erste Anzeichen gibt es bereits, wie Kämmerer Patrick Müller im Halbjahresbericht zu den städtischen Finanzen erläuterte, der vor kurzem im Gemeinderat vorgestellt wurde. Nach derzeitigem Stand wird die Stadt dieses Jahr eine Million Euro weniger einnehmen und 700 000 Euro mehr ausgeben als geplant.
Corona drückt auf die Gewerbesteuer, einer der wichtigsten Posten im Haushalt: Statt mit 7,5 Millionen Euro Einnahmen rechnet Müller nur noch mit 7,1 Millionen Euro. Und das ist nur der aktuelle Stand. "Inwieweit sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie im weiteren Fortgang niederschlagen werden, bleibt abzuwarten", so der Herr über die Stadtkasse.
Corona schlägt auf die Vergnügungssteuer: Weil Spielhallen und Gaststätten wochenlang geschlossen waren, nimmt die Stadt voraussichtlich 60 000 Euro weniger ein: statt 240 000 Euro wohl nur noch 180 000 Euro.
Corona drückt auf den Gemeindeanteil bei der Einkommensteuer: Infolge von Kurzarbeit und geringeren Einnahmen bei Selbstständigen und Gewerbetreibenden, kommt auch in Eberbach weniger an. Müller rechnet hier mit Mindereinnahmen von 805 000 Euro. Macht "unterm Strich eine Million" weniger in der Stadtkasse dieses Jahr, rechnet der Kämmerer vor.
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Dazu kommen mehr Ausgaben: Laut Müller muss die Stadt vor allem wegen einer höheren Gewerbesteuerzahlung als geplant 2019 mehr als eine halbe Million zusätzlicher Gewerbesteuerumlage zahlen. Wegen Gebührenausfällen bei den geschlossenen Kinderbetreuungseinrichtung überweist die Stadt mehr an die Träger der Kindergärten. Das summiert sich auf Mehrausgaben von rund 700 000 Euro. Insgesamt verschlechtert sich das Ergebnis des städtischen Haushalts so um 1,7 Millionen Euro. Bei den Investitionen will die Stadt dennoch noch ordentlich Geld in die Hand nehmen. Bis Juni wurden laut Müller 2,1 Millionen Euro ausgezahlt. Bis Jahresende sollen es elf Millionen Euro sein.
Darunter sind 2,5 Millionen Euro für den derzeit laufenden Umbau des Feuerwehrhauses, eine halbe Million für den neuen Kindergarten Regenbogen in der Güterbahnhofstraße und mehr als zwei Millionen für Kanalisation und Regenüberlaufbecken. Entsprechend schrumpfen auch die liquiden Mittel, die der Stadt zur Verfügung stehen.
Der Schuldenstand der Stadt betrug Ende Juni 15,7 Millionen Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung durch die Stadtkasse liegt damit bei 1086 Euro. Nimmt man noch die derzeit rund 12 Millionen Euro Schulden des kommunalen Eigenbetriebs Stadtwerke dazu, liegt die Pro-Kopf-Verschuldung in Eberbach bei 1915 Euro – noch deutlich unter dem bisherigen Höchststand von 2011. Damals waren es 2421 Euro pro Kopf.
Doch zumindest bei den Stadtwerken wird nach Aussage von Werkleiter Günter Haag bis Jahresende wegen der Investitionen in die Wasserversorgung der Schuldenstand wieder steigen.
Hoffnung setzt Müller noch in die angekündigten Corona-Hilfen für die Kommunen. Bis Ende Juni gingen bei der Stadt rund 185 000 Euro ein. Über weitere Hilfen liefen derzeit noch "sehr schwierige" Verhandlungen. "Was in Eberbach ankommen wird, kann ich in Mark und Pfennig noch nicht sagen", so der Kämmerer. Und auch in "Euro und Cent", wie Bürgermeister Peter Reichert augenzwinkernd die Währungseinheit auf einen aktuellen Stand brachte . noch nicht,
Sowohl für Gewerbesteuerausfälle als auch für den Ausfall von Kindergartengebühren und Einnahmeausfälle bei den Stadtbussen könnte es weitere Ausgleichszahlungen geben. Zudem gibt es Mittel für digitale Endgeräte für Schulen. Auch die Kommunen selbst sollen für ihre Ausgaben, die sie getätigt haben, um den Verwaltungsbetrieb coronasicher zu machen, Hilfen bekommen.
Wie sich Corona tatsächlich auf die Eberbacher Stadtfinanzen auswirkt, wird sich wohl erst gegen Jahresende mit mehr Klarheit abzeichnen.



