Trinkwasserversorgung

An die Eberbacher Hochbehälter geht es nächstes Jahr

In drei Dringlichkeitsstufen hintereinander arbeiten die Stadtwerke bis 2025 die 13-Millionen-Euro-Sanierung des Trinkwassernetzes ab

17.07.2020 UPDATE: 18.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Blick in die Wasserkammer von Brombach. Für das Projekt „Trinkwasserversorgung 2025“ sollen hier sogar noch in diesem Jahr die Sanierungsabeiten beginnen, deren offizieller erster Spatenstich am 18. Juni bei der Förder-/Fallleitung im Ittertal war. Foto: Archiv/BIT-Ingenieure

Von Felix Hüll

Eberbach. Die gute Nachricht ist: Eberbach wird weiter sein qualitativ gutes Quellwasser für die Trinkwasserversorgung nutzen. Um die Beeinträchtigung durch Keimeinträge auszuschließen, stemmt die Stadt derzeit die Millionenaufgabe, die veraltete Versorgungsstruktur auf modernen Stand zu bringen. Die Arbeiten am Projekt "Trinkwasserversorgung 2025" laufen und werden nach aktuellem Stand mit 13 Millionen Euro Kosten kalkuliert. Die im Konzept nach einer dreistufigen Prioritätenliste gestaffelten Maßnahmen sollen tatsächlich 2025 umgesetzt sein.

"Momentan laufen im Zuge der ersten Maßnahme die Bauabschnitte Eins und Zwei, die Fall- und Förderleitung im Dürrhebstal", erläutert Timo Fuß, der Leiter Netzmanagement bei den Stadtwerken (SWE) Eberbach.

Hintergrund

"Grundsätzlich ist Wasser für Normalgebrauch vorhanden"

Weil die Quellschüttungen in den vergangenen trockenen Sommern nachließen, hatten die Stadtwerke im Oktober 2018 gezielt die Bürger in den Ortsteilen Brombach und Rockenau aufgefordert, Wasser zu

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"Grundsätzlich ist Wasser für Normalgebrauch vorhanden"

Weil die Quellschüttungen in den vergangenen trockenen Sommern nachließen, hatten die Stadtwerke im Oktober 2018 gezielt die Bürger in den Ortsteilen Brombach und Rockenau aufgefordert, Wasser zu sparen. Der Klimawandel lässt Dürreperioden auch für 2020 folgende erwarten. Worauf müssen sich Eberbacher Trinkwasserbezieher einstellen?

"Es wird voraussichtlich wieder ein trockener Sommer werden mit geringen Niederschlägen, so dass die Grundwasserneubildung nicht ausreichen wird", meint Timo Fuß, Leiter Netzmanagement bei den Stadtwerken Eberbach. "Deshalb ist in manchen Ortsteilen mit dem Aufruf zum Wassersparen zu rechnen." Im Eberbacher Kernstadtgebiet könne eine solche Situation dazu führen, dass die Au-Brunnen zur Trinkwasserversorgung ins Leitungsnetz hinzu geschaltet werden müssen, mit Auswirkungen auf den Härtegrad des dann bezogenen Wassers.

Es hätte dann nicht mehr die 3° deutscher Härte des Quellwassers, sondern rund 16° (siehe auch oben stehenden Beitrag zum Projekt "Trinkwasserversorgung 2025).

Fuß: "Momentan sind die Schüttungen all’ unserer Quellen rückläufig. Wir können leider nicht genau sagen wann die Schüttungen nicht mehr ausreichen." Deswegen könne man sich als Verbraucher auch nicht auf so eine Situation vorbereiten. "Wenn die Bürger jetzt schon Wasser sparen ist dies löblich und auch gut, bringt aber leider langfristig nichts."

Netzmanager Timo Fuß nutzt aber die Gelegenheit, das derzeit auffallend häufige Befüllen privater Pools anzusprechen. Der plötzliche Verbrauchsanstieg sieht für die Stadtwerke aus wie ein Leitungsschaden, bis sich herausstellt, dass diese Wassermenge in ein Schwimmbad floss.

Fuß: "Grundsätzlich ist Wasser für den normalen Gebrauch vorhanden. Es sollte jedoch auf unnötige Wasserentnahme verzichtet werden." SWE-Netzmanager Fuß nennt hierfür als Beispiele stundenlanges Rasensprengen oder Autowaschen. (fhs) 

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Im Februar 2017 hatte der Eberbacher Gemeinderat den Beschluss gefasst, nach fünf vorgeschlagenen Möglichkeiten die Sanierung der Eberbacher Trinkwasserversorgung nach der Variante anzugehen, die damals auf 9,4 Millionen Euro Kosten beziffert wurde.

Im September/Oktober 2014 hatte das Gesundheitsamt angeordnet, dass nach festgestellter Keimbelastung durch die Quelle im Holdergrund die Eberbacher ihr Trinkwasser vor Gebrauch abkochen müssen. In der Folge kamen immer wieder Chlorzusätze hinzu, um die vorgegebenen Standardwerte einhalten zu können.

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Beim Spatenstich jetzt am 18. Juni für den besagten Förderleitungsbau im Ittertal war von Kosten der kompletten Trinkwassersanierung in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro die Rede.

Im Einzelnen gliedern sich die Vorhaben von "Trinkwasser 2025" laut SWE-Netzmanager Timo Fuß wie folgt: An erster Stelle werden die Wasserwerke Dürrhebstal (2021/’22) und Gaimühle (bis 2023) erneuert (in Dürrhebstal kommt ein neuer Hochbehälter hinzu), ebenso die Wasserversorgung des Ortsteils Brombach (ab diesem Jahr Sanieren der Quellfassungen und des Hochbehälters dort) sowie das gesamte Prozessleitsystem. Diese Maßnahmen belaufen sich auf 12,3 Millionen Euro. Für die jetzt begonnenen ersten Arbeiten an der Fall- und Förderleitung zur Anlage im Dürrhebstal hat die Stadt 80 Prozent ihrer Kosten bezuschusst bekommen – einen Betrag von rund 1,5 Millionen Euro.

In welcher Höhe die beantragten Zuschüsse für die Folgemaßnahmen ausfallen werden, lasse sich derzeit noch nicht sagen, erwähnt der Leiter der Stadtwerke, Günter Haag. Da die Arbeiten am Gesamtprojekt "Trinkwasserversorgung 2025" in verschiedene Einzelmaßnahmen gegliedert wurden, werde man erst abschließend beurteilen können, welcher Förderanteil die letztlich der Stadt verbleibenden Investitionskosten verringert haben wird, so Haag. Angesichts des günstigen Starts und der Corona-Folgen für die öffentlichen Haushalte ist der Stadtwerkechef eher geneigt, eine pessimistische Erwartungshaltung einzunehmen.

Gleichwohl reicht Eberbach seine Förderanträge ein und folgt seinem ausgearbeiteten Sanierungskonzept, das in der Prioritätsstufe Zwei für 473.000 Euro das Instandsetzen der versorgungstechnischen wichtigen Hochbehälter vorsieht.

Die restlichen Anlagen der Wasserversorgung in der Stadt fallen in die Kategorie "Priorität Drei" und sind bislang mit 294.000 Euro eingepreist. "Im Zuge der Verlegearbeiten der Förder-Fallleitung von Dürrhebstal muss diese Quelle und die Entsäuerungsanlage dort außer Betrieb genommen werden", erklärt Netzmanager Fuß. Dies bringe den Wegfall einer Wassermenge von rund acht Liter pro Sekunde mit sich.

Fuß: "Das muss natürlich kompensiert werden. Dies kann über die Au-Brunnen erfolgen, was ein Ansteigen der Wasserhärte besonders in Neckarwimmersbach bedeuten würde."

Die Stadtwerke haben zudem die Möglichkeit, in dieser Zeit mehr Wasser von der Gemeinde Oberzent über Hesseneck zu beziehen.

Fuß: "Das Eberbacher Wasser hat normalerweise einen Härtegrad von circa 3° deutscher Härte; die Au-Brunnen haben in etwa 16°. Die Verbraucher können das Wasser bedenkenlos trinken. Kalk schadet dem Körper nicht. Lediglich die Geräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler, Kaffeemaschine, usw. sollten je nach Dauer des Betriebs der Au-Brunnen entkalkt werden."

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