Die Insel ruft!

16-jähriger Schefflenzer wechselt zum FC Liverpool

Melkamu Frauendorf hat das Nachwuchsleistungszentrum der TSG Hoffenheim verlassen und sich dem Champions League-Sieger angeschlossen

09.08.2020 UPDATE: 10.08.2020 09:36 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Melkamu Frauendorf wird künftig für den FC Liverpool auflaufen. Der 16-Jährige wechselt von der TSG Hoffenheim zum amtierenden englischen Meister an die Anfield Road. Foto: imago

Von Matthias Miltz

Schefflenz/Liverpool. Von der SV Schefflenz über die TSG Hoffenheim zum amtierenden Champions-League-Sieger. Viele junge Fußballer träumen von so einem Weg zum Profi - für Melkamu Frauendorf ist das aktuell die Realität. Der 16-Jährige wird vom Nachwuchsleistungszentrum der TSG an die Academy in Liverpool wechseln und ist damit der erste Spieler seit Samed Yesil 2012, der von Deutschland zum Nachwuchs an der Anfield Road wechselt.

Den Wechsel von Melkamu bestätigte 1899 Hoffenheim auf Nachfrage der RNZ. "Natürlich bedauern wir den Weggang eines talentierten Spielers, sehen das aber als Auszeichnung für unsere gute Arbeit an, wenn ein großer Verein wie der Liverpool FC auf unsere Talente aufmerksam wird. Wir wünschen Melkamu für seine weitere Entwicklung alles Gute", sagt Markus Mann, Leiter der Akademie des Bundesligisten zum Abgang des Mittelfeldspielers.

Melkamu kam im Winter 2008, gemeinsam mit seinem älteren Bruder Melesse, aus Äthiopien nach Mittelschefflenz zu seiner Adoptivfamilie. Schon sechs Wochen nach ihrer Ankunft standen die Brüder in Schefflenz auf dem Sportplatz und trainierten in der F-Jugend der SV Schefflenz mit, auch wenn dabei noch nicht alles rund lief. Ein geregeltes Training oder den organisierten Fußball kannten die beiden aus ihrer Heimat nicht.

"Wir hatten keine runden Bälle und haben uns immer Tore aus Stöcken gebaut. Aber alle Kinder in unserem Dorf haben Fußball gespielt", erzählte Melesse einmal in einem Interview für die Homepage der TSG Hoffenheim. Auch Melkamu erinnerte sich in diesem Gespräch noch gut an seine Anfänge in Schefflenz: "Ich habe immer Eigentore geschossen, weil ich nicht wusste, dass ich auch ein Tor verteidigen musste", verriet er grinsend.

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Davon ist jetzt, knapp zwölf Jahre später, nichts mehr zu sehen. Schon damals wurde schnell deutlich, was für ein Talent die beiden besitzen. Nach ihrer Station bei der SV Schefflenz gingen beide Brüder in die Nachwuchsabteilung der TSG, spielten sich dort fest und wurden zu festen Größen in ihren jeweiligen Mannschaften.

Für Melkamu kommt nun mit dem Wechsel auf die Insel der nächste bedeutende Schritt auf dem Weg zum Profi. "Wir freuen uns natürlich sehr für ihn, weil das sein Wunsch war und es genau das ist, was er möchte", sagt seine Mutter Karin Schuff, ergänzt aber auch: "Er ist der Jüngste in unserer Familie. Dass er jetzt soweit weg ist, ist für uns selbstverständlich auch nicht einfach."

Seit sie in Deutschland angekommen sind, haben die Brüder immer für den gleichen Verein ihre Fußballschuhe geschnürt. Das ändert sich jetzt. Melesse wird in Deutschland weiterhin für die TSG Hoffenheim auflaufen und Melkamu künftig in England für den FC Liverpool. Doch von Neid ist beim älteren Bruder keine Spur, wie ihre Mutter erklärt: "Melesse gönnt es seinem Bruder von ganzem Herzen. Er ist auch lange genug Fußballer, um zu wissen, dass sich die Wege irgendwann trennen können. Er ist mächtig stolz auf seinen kleinen Bruder." Die beiden haben regelmäßig Kontakt, telefonieren viel. Und sobald sich die aktuelle Lage wegen des Coronavirus etwas beruhigt habe, gebe immer die Möglichkeit, dass sich die beiden regelmäßig sehen.

Melkamu selbst war für ein persönliches Gespräch leider nicht zu erreichen, weil er nur zwei Tage nach seinem erfolgreichen Realschulabschluss bereits nach England gereist ist. Außerdem möchte der englische Meister seine Jugendspieler schützen.

Die Eingewöhnung in die neue Umgebung falle ihrem Sohn aber ausgesprochen leicht, weiß seine Mutter. "Er ist in einer sehr tollen Gastfamilie, die sich im Vorfeld schon sehr bei ihm erkundigt hat, was seine Bedürfnisse angeht." Auch die Sprache stelle kein allzu großes Problem dar, weil Melkamu schon vor seiner Abreise verstärkt Englischunterricht per Skype gehabt habe.

Man sei auch der TSG Hoffenheim sehr dankbar, dass alles reibungslos und professionell ablaufen konnte.

In seinem Heimatdorf Schefflenz ist die Nachricht von seinem Wechsel schon durchgesickert, obwohl alle Beteiligten die Nachricht noch etwas geheim halten wollten. Für die Familie ist das aber kein Problem, wie Schuff sagt: "Es werden ständig Grüße ausgerichtet von Freunden aus dem Kindergarten und aus der Grundschule zum Beispiel. Alle freuen sich für ihn."

Melkamu Frauendorf: Zwölf Jahre nach seiner Ankunft als Vierjähriger in Deutschland wechselt er zum amtierenden Champions-League-Sieger und englischen Meister. Für viele Kinder ein Traum - für Melkamu wird er wahr.

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