Dossenheim

Steinbruch "Vatter" soll Attraktion zur Naherholung werden

Gemeinde löst Pachtvertrag vorzeitig auf - Historische Teile der Anlage blieben vor Ort - Zukunft als Naherholungsgebiet angedacht

06.08.2020 UPDATE: 07.08.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Der markante Steinbruch „Vatter“ prägt die Silhouette Dossenheims. Er ist nun wieder fest in Gemeindehand und könnte samt Förderturm in Zukunft für Besucher erlebbar werden. Foto: Alex

Von Doris Weber

Dossenheim. Bürgermeister David Faulhaber war sich des besonderen Moments bewusst und wurde pathetisch: "Ein prägender Teil Ortsgeschichte kommt zu uns nach Hause", sagte er. Es geht dabei um nichts Geringeres als den letzten Flecken des ehemaligen Betriebsgeländes des Steinbruchs Vatter, den das "Porphyrwerk Dossenheim Hans Vatter" von der Gemeinde bislang noch gepachtet hat. Mit einstimmigem Beschluss beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, dem Wunsch der Gesellschaft nach vorzeitiger Vertragsauflösung zu entsprechen und alles dafür Nötige in die Wege zu leiten.

Die letzte Verbindung zwischen Betreiber und Gemeinde wird damit einige Monate früher auslaufen als geplant. Die Trennung war bislang auf den Jahreswechsel datiert. Mit der Auflösung endet nun endgültig die 90 Jahre andauernde Episode lokaler Wirtschaftsgeschichte. Mit dem Pachtvertrag vom 29. Dezember 1927 war die Firma Vatter in den Gesteinsabbau hier eingestiegen. Vor 18 Jahren lief er aus. An der Bundesstraße B3 sichtbares Ende war im Jahre 2004 der Abriss des Schottersilos. 2008 war dort Grundsteinlegung des ökologischen, als Pionier damals Vorzeigewohnprojekts "ecologis", heute "Am Rebgarten".

Der markante Steinbruch „Vatter“ prägt die Silhouette Dossenheims. Er ist nun wieder fest in Gemeindehand und könnte samt Förderturm in Zukunft für Besucher erlebbar werden. Foto: Alex

Jetzt also geht die letzte Fläche im Steinbruch zurück an die Gemeinde. Wie prägend die Steinbruchindustrie für Dossenheim war, wurde bei einem Rückblick von Cornelia Wesch (FW) deutlich. "Es war für uns ein Leben mit den Steinbrüchen", sagte sie und erzählte aus ihrer Kindheit. Das Donnern der mittäglichen Sprengung sei für sie Signal zum Nachhausegehen zum Mittagessen gewesen.

Faulhaber und Martin Niederhöfer als zuständiger Fachbereichsleiter lobten die Zusammenarbeit mit dem bald ehemaligen Pächter. Noch offene Fragen seien einvernehmlich geklärt worden. Die Firma habe alle Wünsche der Gemeinde zu Verkehrssicherung, Räumung und Altlasten geklärt, so Niederhöfer. Wesch erwähnte im Zusammenhang mit möglichen Bodenbelastungen die "Kenntnis der neuralgischen Punkte". Das habe sich so nicht bestätigt, so Niederhöfer. Das Gelände sei jetzt mit gutem Gewissen zurückzunehmen. "Wir stehen bei diesem Thema im Wort", sah er die Gemeinde nach einem Versprechen auch moralisch dazu verpflichtet. Teile der Industrieanlage wie Förderband Förderturm und Vorbrecher wurden auf Wunsch der Gemeinde erhalten. In den Pachtverträgen war die Räumung noch anders geregelt.

"Wir müssen uns jetzt auch Gedanken machen, was wir da machen", gab Matthias Delbrück (Grüne) als Anstoß. Die Naherholung müsse im Vordergrund stehen, so Carlo Bonifer (SPD). "Wir wünschen uns, dass der Steinbruch Vatter zu einer ähnlichen Attraktion wird wie der Steinbruch Leferenz", meinte Hendrik Tzschaschel (FDP). Verwaltung und Gemeinderat werden gemeinsam ein Konzept erarbeiten, erklärte Faulhaber auf RNZ-Nachfrage. "Wir werden Steinbruch und Natur erlebbar machen."

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