Sinsheim

Der Arm der beschädigten "Alltagsmenschen"-Figur ist wieder dran (Update)

Einer Polonaise-tanzenden Frau vor der Dr.-Sieber-Halle fehlt eine Hand - Viel Zuspruch für Ausstellung, aber auch kritische Stimmen

26.07.2020 UPDATE: 27.07.2020 10:40 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Seit Montagmorgen ist die Figur vor der Dr.-Sieber-Halle repariert. Foto: Christian Beck

Sinsheim. (cbe) Das ging schnell: Der linke Arm der Frauen-Figur der "Alltagsmenschen" ist seit Montagmorgen wieder dran. Mitarbeiter des Bauhofs konnten das abgebrochene Teil aus Styropor und Beton ankleben. Am Sonntagmorgen war bemerkt worden, dass in der Polonaise-tanzenden Figurengruppe vor der Dr.-Sieber-Halle die Hand jener Figur fehlte, die die Lücke in der Gruppe lässt.

Wie Oberbürgermeister Jörg Albrecht mitteilte, hat es sich offenbar nicht um eine mutwillige Sachbeschädigung gehandelt. Zum einen habe die abgebrochene Hand hinter der Figur gelegen und sei dann bei der Polizei abgegeben worden. Zum anderen hätten die Bauhof-Mitarbeiter bei der Reparatur bemerkt, dass die Hand an dieser Stelle schon einmal abgebrochen und geklebt war. Es dürfte sich somit wohl um eine Schwachstelle an der Figur gehandelt haben.

Update: Montag, 27. Juli 2020, 10.40 Uhr


Von Christian Beck

Sinsheim. Es hat nicht lange gedauert: Am Dienstag waren die "Alltagsmenschen" aufgebaut worden, seit Sonntagmorgen ist die erste Figur beschädigt. Der Frau im schwarzen Kleid, die vor der Dr.-Sieber-Halle den Anschluss an die Polonaise-Gruppe verloren hat, fehlt die linke Hand.

Seit Sonntagmorgen fehlt der Frauenfigur die linke Hand. Sie wurde bei der Polizei abgegeben und soll wieder angebracht werden. Foto: Christian Beck

Einige Sinsheimer haben im Sozialen Netzwerk "Facebook" ihre Traurigkeit und Verärgerung darüber zum Ausdruck gebracht. Vielfach ist von der Dummheit der Täter die Rede. Mehrfach wird aber auch erwähnt, dass mit Beschädigungen zu rechnen war. Auch in anderen Städten, in denen die Skulpturen ausgestellt waren, wurden diese mehrfach beschädigt. So beispielsweise in Mosbach im Jahr 2014: Damals fehlten immer wieder Arme, Beine und Köpfe.

Die Figuren lassen sich mit Hilfe eines Klebers reparieren. Allerdings nur dann, wenn die fehlenden Teile gefunden werden. Das ist hier der Fall: "Die Hand wurde bei der Polizei abgegeben", erklärte Oberbürgermeister Jörg Albrecht am Sonntag auf RNZ-Nachfrage. Der OB hält es auch für möglich, dass die Figur aus Versehen beschädigt wurde. Schließlich handele es sich um die Polonaise-Figur, die die Lücke bildet, in die sich viele Leute stellen. Die Stadtverwaltung werde sich nun mit der Künstlerin Christel Lechner in Verbindung setzen, so dass sie vor Ort kommt und die Hand wieder anbringt. Falls möglich, sollen weitere Schäden dann selbst repariert werden, beispielsweise vom Bauhof.

Doch dessen ungeachtet stellt sich die Frage, wie viele "Alltagsmenschen" wohl noch beschädigt werden. Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober geplant. "Wir hoffen, dass sie verschont bleiben", sagt der OB. Falls die Skulpturen doch beschädigt werden, will Albrecht "hart durchgreifen": Die Täter müssten gesucht und bestraft werden. Das dürfte nicht ganz einfach sein. Mehrfach regen Facebook-Nutzer an, hier Kamera-Überwachung einzusetzen. Albrecht hält dies für nicht praktikabel: "Das ist nicht ohne weiteres rechtlich zulässig."

Viele Sinsheimer freuen sich über die Figuren. Einige lassen sich mit ihnen fotografieren. Stellenweise werden sie liebevoll integriert: Vor der "Linde" wurde den zwei alten Männern auf der Bank ein Tisch aufgestellt, jeder bekam ein Glas Bier. Siegfried Daubenschmidt hat gar ein Gedicht mit 16 Versen zu den "Alltagsmenschen" geschrieben. Im letzten Vers heißt es: "Doch nun kehrt Freude ein, zum Glück, mit den Figuren, Stück für Stück, die ganze Stadt wirkt plötzlich heiter, man hofft, es wirkt noch lange weiter."

Manche Facebook-Nutzer schreiben aber, dass sie mit den "Alltagsmenschen" nichts anfangen können. Eine Frau fragt: "Warum nur Omas und Opas und keine jüngeren Figuren?" und erntet Zustimmung. Das liege an ihrem eigenen Alter, hatte die Künstlerin, 1947 geboren, bei der Vernissage erklärt.

Einige Figuren sollen in Sinsheim bleiben – Beschädigungen hin oder her. Man dürfe das Fehlverhalten von wenigen Leuten nicht derart quittieren, dass man sein Verhalten nach ihnen richte. Welche "Alltagsmenschen" in der Stadt bleiben sollen, können die Sinsheimer mit auswählen: Im September soll es eine Umfrage geben. Die 18-köpfige Polonaise gefällt vielen. Dass die Wahl auf diese Figuren-Gruppe fällt, ist laut OB aber unwahrscheinlich, da sie dort nicht dauerhaft stehen bleiben könne: "Das würde uns bei Veranstaltungen, bei denen es dort auch Stände draußen geben soll, zu sehr einschränken." Albrecht ist "eher für die Einzelpersonen". Für mehrere Figuren hätten sich auch direkt nach der Vernissage schon Sinsheimer gemeldet, die den Kauf einer Figur sponsern möchten.

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