Schwetzingen

Neue Baumschule entsteht im Schlossgarten

Dafür gibt das Land 300.000 Euro - Beim Sensortest des Untergrunds entdeckte Gartenspezialist Hartmut Troll ein altes Wasserbecken

24.07.2020 UPDATE: 26.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Begutachteten das Wasserbecken: SSG-Geschäftsführer Michael Hörrmann (v. l.), Manfred Kern (Wahlkreis Bruchsal/Schwetzingen), Staatssekretärin Gisela Splett, Barbara Saebel (Wahlkreis Ettlingen), Karl Klein (Wahlkreis Wiesloch) und Gartenspezialist Hartmut Troll. Foto: len

Von Harald Berlinghof

Schwetzingen. Die Stuttgarter Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne) hat am Freitag gewissermaßen 300.000 Euro mit in die Spargelstadt gebracht. Der Landtag hatte für den Doppelhaushalt 2020 und 2021 pro Jahr jeweils 150.000 Euro als Sondermittel den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG) zur Verfügung gestellt, um der Schlossverwaltung und der Schlossgärtnerei Möglichkeiten an die Hand zu geben, die Folgen der Klimaveränderung im Pflanzenbestand des Gartens zu untersuchen und abzumildern.

"Es geht jetzt darum, Strategien zu entwickeln, um das Gesamtkunstwerk des Schwetzinger Schlossgartens auch für künftige Generationen zu erhalten", erklärte die Politikerin in Anwesenheit der drei Landtagsabgeordneten Barbara Saebel und Manfred Kern (Grüne) sowie Karl Klein (CDU) bei einem Besuch im Schlossgarten. "Wir haben die finanziellen Mittel gerade noch rechtzeitig beschließen können. Das wird jetzt immer schwieriger für solche Dinge", ergänzt Klein.

Professor Hartmut Troll, Gartenspezialist bei den SSG Baden-Württemberg, wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass der historische Schlossgarten sowohl ein Kulturdenkmal von außerordentlicher Bedeutung ist, als auch eine Naturressource, die es zu erhalten gilt. Die wissenschaftliche Erforschung der Bauwerke, Plastiken, Brunnen und Wegeverläufe geht in Schwetzingen stets einher mit der Pflege und Gestaltung der Bosketten, Hecken und des Baumbestands. Die Klimaveränderung mit tendenziell wärmeren und trockeneren Sommern hat im Schlossgarten dazu geführt, dass ein Viertel der alten Buchen geschädigt oder sogar schon abgestorben ist.

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, will man in Schwetzingen die zusätzlichen Gelder in den Aufbau einer neuen Baumschule investieren. Am nordwestlichen Rand des Schlossgartens hatte bis vor wenigen Jahren die Baumschule Huben eine Baumschule betrieben, sie aber dann wegen der großen Distanz des Huben-Standorts in Ladenburg aufgegeben. Jetzt soll dort als Nachfolge eine kleinere Baumschule entstehen, die von der Schlossgärtnerei betrieben wird, um dort Bäume groß zu ziehen, die an die veränderten Klimabedingungen angepasst sind.

Auch interessant
Heidelberg/Schwetzingen: Schlösser und Gärten hoffen auf Klarheit
Schwetzingen: Schlossgarten kämpft wegen des Klimawandels ums Überleben
Schwetzingen: Sarah Connor singt im Schlosspark

Hartmut Troll hatte die Gelegenheit genutzt und den dortigen Untergrund mit Sensorgeräten absuchen lassen. Dabei kam ein rundes Wasserbecken aus Ziegelgemäuer und Tuffstein in 40 Zentimeter Tiefe zum Vorschein mit bleierner Zuleitung. Auch Gebäudereste wurden gefunden. In diesem Bereich soll der Oberboden abgetragen werden und nach einer Bodenverbesserung eine neue garteneigene Baumschule entstehen. Mindestens eine Fachkraft soll mit den zusätzlichen Geldern finanziert werden. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der SSG, betonte, dass es dringend nötig sei, in den Schlossgartenabteilungen – nicht nur in Schwetzingen – den Personalbestand zu erhöhen. Das aber sei schwierig, weil man viele Gärtner an Konkurrenzunternehmen abgeben müsse, weil die finanzielle Attraktivität der eigenen Stellen nicht hoch genug sei.

Um die Pflanzen- und Baumschäden zu reduzieren, soll in Schwetzingen in der zukünftigen Baumschule auch Forschungsarbeit finanziert werden. Im Zentrum stehe dabei die Bodenverbesserung mit sogenannter Pflanzenkohle, die aus Pflanzenabfällen gewonnen werde. Damit könne man die Nährstoffverfügbarkeit und die Wasserhaltekraft der Böden verbessern.

"Pflanzenkohle alleine reicht aber nicht", erklärt Troll. Vielmehr müsse eine zusätzliche Anreicherung mit Kompost und den entsprechenden Mikroorganismen erfolgen. In historischen Zeiten hätten dafür der Viehbestand der umliegenden Bauern und die Stallungen des Hofs gesorgt. Hörrmann wies darauf hin, dass es ein deutschlandweites Netzwerk an Einrichtungen gebe, das in diese Richtung forsche. Gegenwärtig entstehe auch ein deutschlandweiter Park-Schadensüberblick. Genauso wichtig wie die Bodenverbesserung ist jedoch die Wahl der geeigneten Baumarten und widerstandsfähiger Baumindividuen. "Viele der bis zu 200 Jahre alten Bäume erinnern sich ja noch an den Rheinverlauf vor der Begradigung", erklärt Gisela Splett. Seither sei der Grundwasserspiegel aber spürbar abgesunken.

Die Auswahl der Bäume muss sich auf Arten konzentrieren, die eine höhere Trockenresistenz aufweisen. Schon vor zehn Jahren, so Troll, habe man auf Wiesen nach Jungbäumen gesucht, die sich selbstständig unter den gegebenen Bedingungen durchgesetzt hatten. "Damals ging es los mit der Auslese", so Troll.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.