Buchstaben-Gebäude als Krönung der Mannheimer Modell-Quartiers
Auf dem Areal entstehen Wohnungen für 9300 Menschen - Die ersten Gebäude sind bereits bewohnt

Von Gerhard Bühler
Mannheim. In Sachen Wohnungsbau hat der weitgehende Abzug der US-Armee unverhoffte Chancen eröffnet. Allein im neuen Stadtteil Franklin zwischen Käfertal und Vogelstang könnten Wohnungen für 9300 Menschen entstehen. Schon heute leben dort 1900 neue Bewohner. Dabei gleicht das Quartier im Moment noch einer gigantischen Baustelle. Angesichts der noch anstehenden ehrgeizigen Projekte wird sich daran so schnell auch nichts ändern.
Das Bild des alten Benjamin-Franklin-Village hat sich seit dem Abzug der US-Streitkräfte drastisch verändert. Während an einer Stelle noch abgerissen wird, werden woanders neue Gebäude hochgezogen. Mitten auf dem Areal befinden sich bereits bewohnte Neubauten. Auf den halb fertigen Straßen herrscht Baustellenverkehr.
50 der 70 Kasernengebäude sind abgerissen. Viele der 20 alten Wohnblocks, die stehen bleiben durften, sind inzwischen umgebaut und modernisiert. Zum Teil so raffiniert, dass sie auf den ersten Blick kaum noch als Altbauten zu erkennen sind. Statt dem typischen Satteldach haben pfiffige Architekten manchen der dreigeschossigen Gebäude würfelartige Kuben mit Flachdächern oben aufgesetzt. Zwischen den neuen Penthouse-Kuben befinden sich jetzt Dachterrassen. In ihrem Baustil ähneln diese umwandelten Altbauten den bereits fertigen Neubauten an der Abraham-Lincoln-Allee. Im Trend liegen lebhafte Fassaden mit großen Balkonen.
Manche der großen Wohnungsbau-Unternehmen, die sich in Franklin engagieren, haben mächtig aufs Tempo gedrückt. Bereits im Dezember 2017 sind die ersten Pioniere in Neubauten eingezogen. Insgesamt sollen in Franklin-Mitte viele Hundert Eigentums- und Mietwohnungen entstehen. Drei der alten amerikanischen Wohnblocks hat das städtische Wohnungsunternehmen GBG, das neben privaten Unternehmen auf Franklin investiert, bewusst erhalten, um an die einstigen Bewohner zu erinnern. Die insgesamt 54 Wohnungen darin wurden zwar modernisiert, doch die typisch amerikanischen Grundrisse sind geblieben. Anders als hierzulande üblich betritt man keine Diele, sondern sofort den großen Wohnraum mit Essecke und offener Küche. Im Oktober werden die ersten Mieter einziehen.
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Die Nachfrage zum Preis von 7,50 Euro pro Quadratmeter sei sehr groß, heißt es von der GBG, wo man sich besonders die Schaffung von "bezahlbarem” Wohnraum zum Ziel gesetzt hat. Die 130 Wohneinheiten in drei neu gebauten Laubenganghäusern der GBG sind im August bezugsfertig. "Mithilfe von Fördermitteln können 120 davon zum Quadratmeterpreis von 7,50 Euro vermietet werden", erläutert GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings. 30,4 Millionen Euro wurden allein hier investiert.
Auf den Dachflächen produziert eine Fotovoltaikanlage Strom, ein gewaltiger Akkuspeicher im Keller versorgt damit die Wohnungen. In der großen Tiefgarage gibt es reichlich Fahrradabstellplätze und zwölf Ladepunkte für E-Mobile. Franklin soll als Modellquartier in Sachen Ökologie und Energieeffizienz neue Maßstäbe setzen. Es gibt bereits einen Kindergarten, eine Grundschule hat in den Räumen der ehemaligen Elementary School ihren Betrieb aufgenommen.
Zwischen den Baufeldern liegen provisorische Spielplätze für Kinder. Die wirklich großen, außergewöhnlichen Bauprojekte kommen jedoch erst noch. So ist geplant, verteilt auf dem Areal vier Hochhäuser in Gestalt von Buchstaben zu errichten, die zusammen das Wort H-O-M-E (Heim) ergeben. Der Baubeginn für das E-Gebäude ist für Anfang 2021 geplant, auch der Bau des O- und H-Gebäudes könnten in dem Jahr beginnen, so GBG-Baumanager Gregor Kiefer.
Im künftigen Zentrum neben der amerikanischen Kirche soll ein "grüner Hügel” errichtet werden, in dessen Inneren sich das Nahversorgungszentrum mit Supermarkt, Apotheke und Gastronomie verbergen soll. Die Planung zieht sich jedoch in die Länge. Nach der Sommerpause gebe es "Genaueres", kündigt MWSP-Chef Judt, der als Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP das neue Quartier organisiert, an. 2021 solle der ehrgeizige Bau des Hügelgebäudes beginnen, bis 2023 alles fertig sein. Im ganzen Land gebe es zu Franklin kaum etwas Vergleichbares, so Achim Judt.