Schausteller schwanken zwischen Hoffnung und Dankbarkeit
Aktuell sieben Stände an verschiedenen Plätzen der Altstadt - Das Geschäft läuft nicht gut - Dennoch wünschen sich Betreiber eine Verlängerung

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Nein, es läuft leider nicht so gut bei den Heidelberger Schaustellern, die mit ihren Buden seit vergangener Woche in der Innenstadt stehen dürfen. Aber beschweren will sich trotzdem niemand – im Gegenteil. Alle sind dankbar, dass sie überhaupt die Gelegenheit haben, ein wenig Geld zu verdienen.
"Es ist gut, dass Heidelberg uns diese Möglichkeit gegeben hat. In Corona-Zeiten sind wir froh um jeden Euro", sagt Michael Henn am Mittwochmorgen. Er steht mit seinem kugelrunden rosa Crêpes-Stand direkt auf der Hauptstraße am Rathaus. Und wie ist die Resonanz? Henn ist zögerlich. "Verhalten", gibt er dann aber zu und hofft dennoch, dass er "mit in die Verlängerung" darf.
Die sieben Stände, die aktuell an Bismarck-, Uni- und hinter dem Marktplatz stehen, sollen nämlich nur vier Wochen bleiben, danach wird mit anderen Schaustellern getauscht. Henn würde gern länger bleiben, denn "bis 31. Oktober ist ja alles abgesagt." Zuletzt war er mit seinem Crêpes-Stand auf dem Mathaisemarkt, und anders als sonst fand das Volksfest in Schriesheim nicht an zwei, sondern an nur einem Wochenende statt. Damals – Anfang März – hatte die Corona-Krise gerade richtig Fahrt aufgenommen. Bitter ist auch: Kurz vor Corona hatte Henn noch kräftig investiert, etwa in einen neuen Kühlwagen. Drei seiner vier Stände stehen nun im Lager, das kostet zusätzlich Geld. Noch hat der dreifache Vater aber die Hoffnung nicht aufgegeben, "dass es wenigstens irgendeine Art von Weihnachtsmarkt gibt".
Auch bei Tamara Kräher und ihrem "Candy-Haus" läuft es nicht so richtig gut. "Wir hatten uns mehr erhofft. Aber das soll jetzt nicht wie eine Beschwerde klingen", beeilt sich Kräher anzufügen und betont: "Wir sind wirklich froh, dass uns die Stadt diese Möglichkeit gibt." Drei Buden sind in der Mitte vom Uniplatz gruppiert. Theoretisch wäre genug Laufkundschaft vorhanden. "Am Samstag war es in der Hauptstraße fast so voll wie sonst beim Heidelberger Herbst. Bei uns war trotzdem nicht viel los", bedauert Kräher. Traurig ist das auch, weil sie verderbliche Ware verkauft. Schaumküsse und Magenbrot zum Beispiel. "Was wir nicht verkaufen, müssen wir verschenken."
Auch interessant
Andrea Fischer, die nebenan Crêpes backt, ist hoffnungsvoll: "Es braucht vielleicht einfach noch Zeit und wir haben keine großen Ansprüche", sagt sie lächelnd. Es sind die persönlichen Begegnungen, die ihr gefehlt haben und jetzt Mut machen: "Einige Menschen kommen extra zu uns gefahren, weil sie gehört haben, dass wir da sind." Trotzdem hofft sie – wie alle anderen Schausteller auch –, dass auch nach den vier Wochen noch "irgendetwas stattfindet und vor allem, dass die Menschen gesund bleiben."



