1899 Hoffenheim

Eine Geschichte ohne Happy End - Das Jahr mit Alfred Schreuder

Der Start, die Siege, die Niederlagen und der ehemalige Kapitän

09.06.2020 UPDATE: 10.06.2020 07:00 Uhr 1 Minute, 29 Sekunden
Ex-TSG-Trainer Alfred Schreuder. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. 347 Tage nach seiner Vorstellung als Trainer der von 1899 Hoffenheim musste der Nachfolger von Julian Nagelsmann wieder gehen. Alfred Schreuder und die TSG: eine Geschichte ohne Happy End.

> Evolution statt Revolution titelte die RNZ am 20. März 2019, nachdem die TSG bekannt gegeben hatte, den bisherigen Assistenztrainer von Ajax Amsterdam, der bis Januar 2018 schon Co-Trainer in "Hoffe" war, zum neuen Chefcoach zu befördern. Ein Trainer mit "Stallgeruch" sollte die erfolgreiche Arbeit Nagelsmanns fortsetzen. Dass man sich gegenseitig kennt und schätzt, sei ein großer Vorteil, hieß es damals. Umso überraschender wirken daher nun die unüberbrückbaren Differenzen.

> Schreuder sitzt auf dem Schleudersitz hieß es schon Anfang Oktober. Mit nur fünf Punkten aus sechs Spielen ging es zum FC Bayern. Den dortigen 2:1-Erfolg konnte Alexander Rosen nur bedingt genießen: "Was passiert hier eigentlich?", fragte der TSG-Sportchef. Keinerlei Anzeichen für Zweifel am Trainer gebe es im Klub und "irgendein Schmierfink haut was raus". Rosen: "Ich kapiere das nicht."

> Kritik am Kader äußerte Schreuder zum Jahresausklang. Bei seiner Zusage im März, also vor den Abgängen von Demirbay, Amiri, Schulz und Joelinton, habe das Team noch ein anderes Gesicht gehabt, betonte der Niederländer mehrfach. Nach dem 2:4 im eigenen Stadion gegen Augsburg (13.12.) forderte er im Winter vor allem für die Offensive Verstärkung.

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> Der Kapitän geht von Bord, als der TSG-Dampfer gerade wieder auf Kurs gekommen ist. Nicht im Kader beim 2:0 in Berlin, ohne Einsatzzeit beim 2:1 gegen Dortmund: Erst gab Kevin Vogt die Binde ab, dann ließ er sich nach Bremen verleihen. "Kevin weiß, warum er nicht spielt", sagte Schreuder. Die Entscheidung habe rein sportliche Gründe – zwischenmenschliche lagen aber auf der Hand.

> Historische Heimniederlagen setzte es zuhauf. Auch darum hatte Schreuder bis zuletzt bei den Fans einen schweren Stand. Das 0:3 gegen Hertha BSC zum Re-Start am 16. Mai war bereits die achte Pleite mit den Gegentoren 32 bis 34 im eigenen Stadion. Vier davon kassierte die TSG in Überzahl von Mainz (24.11.). Beim 0:6 gegen München verhinderte nur ein Nichtangriffspakt wegen der Hopp-Schmähungen ein noch schlimmeres Debakel (29.02.).

> Im Endspurt um Europa hat Schreuder die TSG durch acht Punkte aus vier Spielen eigentlich in eine gute Ausgangslage gebracht. Sechs Zähler aus den verbleibenden Partien gegen Leipzig, in Augsburg, gegen Union und in Dortmund könnten für Rang sieben und die Qualifikation für die Europa League reichen. Die müssen nun ohne Alfred Schreuder geholt werden. (nb)