Meckesheim

Meterhohe Müllberge - jetzt greifen die Behörden durch

Bewohner drohte, Räumungsaktion zu verhindern - Er wird nun psychiatrisch behandelt

04.06.2020 UPDATE: 05.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Gestern Morgen in der Luisenstraße: Vertreter einer Abfallfirma und des Kampfmittelräumdienstes begannen mit der Entsorgung des riesigen Müllbergs. Foto: Feuerwehr

Von Christoph Moll

Meckesheim. Ein Mann hat offenbar über Jahrzehnte Gegenstände bis zu acht Meter hoch an seinem Haus gestapelt und damit nun einen Großeinsatz ausgelöst: Am gestrigen Donnerstag rückten Vertreter von Landratsamt, Gemeinde, Polizei, Feuerwehr und sogar des Kampfmittelräumdienstes in der Meckesheimer Luisenstraße an, um die Ansammlung zu beseitigen. Denn von dieser ging nach Ansicht der Behörden inzwischen eine Gefahr aus. Der Bewohner befindet sich nun in einer psychiatrischen Einrichtung. Er hat laut Polizei versucht, die Räumungsaktion mit Drohungen zu verhindern.

"Ich habe seit meinem Amtsantritt mit dem Fall zu tun", berichtet Maik Brandt, der seit vier Jahren Bürgermeister von Meckesheim ist. "Und davor 16 Jahre lang mein Vorgänger und davor sogar schon dessen Vorgänger." Die Akten würden inzwischen mehrere Ordner füllen. Immer wieder habe die Gemeinde versucht, die Müllansammlungen beseitigen zu lassen. "Wir haben aber keinen Weg gefunden", so Brandt. "Jetzt hat sich die Lage zugespitzt." Die Kartonagen hätten den Dachgiebel erreicht und würden eine "immense Brandlast" bedeuten. Außerdem sei der Müllberg teilweise eingestürzt und habe eine Frau mit Kinderwagen in Gefahr gebracht. Zudem soll der Bewohner den Gehweg belagert, "Barrikaden" errichtet und Abfall im nahen Lobbach entsorgt haben, so Brandt. Die Verfahren seien aber wegen des Zustandes des Mannes eingestellt worden.

"Die Anwohner haben die Zustände jahrelang ausgehalten und sind fertig mit den Nerven", berichtet Brandt. Deshalb habe die Gemeinde das Baurechtsamt eingeschaltet und den Druck erhöht. "Wir schreiben Grundstückseigentümer wegen nicht geschnittener Hecken an, gleichzeitig passiert in der Luisenstraße nichts", so Brandt. "Wir mussten aktiv werden, weil sonst das Verhältnis nicht stimmt."

Nun ist etwas passiert. Bereits am Mittwochvormittag fuhr die Polizei in der Luisenstraße vor. "Der Bewohner wurde ärztlich untersucht und in eine psychiatrische Einrichtung gebracht", berichtet Polizeisprecher Dieter Klumpp. "Er hat keinen Widerstand geleistet." Das war aber nicht zu erwarten. Denn laut Klumpp hatte der Bewohner angekündigt, die Räumung durch "Stromfallen" und ausströmendes Gas zu verhindern. Dazu kam es nicht. Dennoch war bei der gestern begonnen Räumung ein Spezialist des Kampfmittelräumdienstes vor Ort.

Wie Silke Hartmann, Sprecherin des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, mitteilt, wurde das um das Haus herum "unsachgemäß gelagerte Material" durch eine Abfallfirma beseitigt und entsorgt. Der Eigentümer sei den Auflagen des Baurechtsamtes "in keiner Weise nachgekommen". "Die Ablagerungen haben eine Dimension angenommen, die ein Zusammenbrechen der aufgetürmten Güter immer mehr befürchten lassen", so Hartmann. "Beim Herunterfallen beziehungsweise dem Zusammenbrechen der Gegenstände hat sich nicht nur der Eigentümer selbst in Gefahr gebracht, sondern auch Nachbarn und Passanten auf dem Bürgersteig." Die "Ersatzvornahme" durch das Landratsamt sei dem Eigentümer im April angedroht worden.

Die Luisenstraße war gestern von 9 bis etwa 12 Uhr gesperrt. Linienbusse waren nicht betroffen. Die Feuerwehr regelte den Verkehr und war laut Kommandant René Faul mit zehn Mitgliedern zur "Absicherung der Einsatzstelle" vor Ort. Angrenzende Gebäude mussten nicht evakuiert werden. Laut Polizei könnte die Aktion bis Montag andauern und weitere Sperrungen seien möglich.

Bürgermeister Brandt hofft nun, dass die Anwohner aufatmen können. Er sei auch froh, dass die Aktion nicht die Kasse der Gemeinde belastet, sondern jene des Landkreises. "Der Bewohner tut mir zwar leid, aber die Grenzen waren überschritten", so Brandt. Der Mann dürfe weiter im Haus wohnen. Wie lange er behandelt wird, ist laut Polizei nicht bekannt.

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