Im Kraichgau steht eine Volksbanken-Fusion an
Zum 1. Januar 2021 wollen die Volksbank Kraichgau und die Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt fusionieren

Von Timo Teufert
Wiesloch. Per Brief hat die Volksbank Kraichgau am Mittwoch ihre Vertreter darüber informiert, dass die Bank Gespräche über eine Verschmelzung mit der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt mit Sitz in Oberhausen-Rheinhausen aufgenommen hat. Grund für die Fusion sind die strategischen Herausforderungen für die Banken, die sich in Zukunft durch die Digitalisierung, die anhaltende Niedrigzinspolitik und die steigende Regulatorik ergeben. Ziel ist die Fusion beider Genossenschaftsbanken zum 1. Januar 2021, die Vertreterversammlungen sollen dann im Frühjahr 2021 dem Zusammenschluss rückwirkend zustimmen.
"Alle Banken kämpfen gegen den Verfall der Zinsmarge und unterliegen einem erheblichen Wettbewerbsdruck. Die steigenden Kosten können durch die Bildung größerer und leistungsfähigerer Betriebseinheiten und die daraus entstehenden Synergieeffekte gedämpft werden", erklären die Vorstände beider Banken in einer Mitteilung. Der Zusammenschluss lag nahe, weil beide Häuser jahrzehntelange Kontakte – über die verschiedenen Vorstandsgenerationen hinweg – zueinander pflegen: "Unsere Banken sind seit vielen Jahren miteinander befreundet", berichtet Matthias Zander, Vorstandssprecher der Volksbank Kraichgau. Weil sich die Banken in Struktur und Aufbau sehr ähnlich seien, habe man vor einigen Monaten erste Überlegungen für eine Fusion angestellt.
Hintergrund
> Die Volksbank Kraichgau gehört mit einer Bilanzsumme von 4,730 Milliarden Euro zu den fünf größten Volksbanken in Baden-Württemberg. Die Kundeneinlagen belaufen sich auf 4,019 Milliarden Euro, die Kundenkredite auf 3,159 Milliarden Euro. Der Ursprung der Bank liegt im
> Die Volksbank Kraichgau gehört mit einer Bilanzsumme von 4,730 Milliarden Euro zu den fünf größten Volksbanken in Baden-Württemberg. Die Kundeneinlagen belaufen sich auf 4,019 Milliarden Euro, die Kundenkredite auf 3,159 Milliarden Euro. Der Ursprung der Bank liegt im Jahr 1867 in den Gründungen des Vorschuss-Vereins Wiesloch sowie der Volksbank Eppingen. Entstanden ist das heutige Unternehmen nach unzähligen Fusionen zwischen 1947 und 2010. Zuletzt fusionierten die Volksbank Wiesloch und die Volksbank Kraichgau zur Volksbank Kraichgau Wiesloch-Sinsheim. Im Jahr 2017 änderte die Bank ihren Namen und heißt seither Volksbank Kraichgau.
Die Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt – Bilanzsumme: 1,033 Milliarden Euro – hat ihre Wurzeln im Oberhausener Spar- und Darlehenskassen-Verein, der 1897 gegründet wurde. Die Kundeneinlagen belaufen sich auf 875 Millionen Euro, die Kundenkredite auf 653 Millionen Euro. Bis 2003 fanden insgesamt vier Fusionen statt, zuletzt der Zusammenschluss der Bruhrainer Volksbank und der Raiffeisenbank Kraich-Hardt in Forst zur heutigen Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt. tt
"Es geht hier nicht um die schiere Größe, wir passen einfach gut zueinander", betont auch Andreas Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt. Die Geschäftspolitik und die Geschäftsphilosophie beider Häuser seien sehr ähnlich. "Das ist aus meiner Sicht die Voraussetzung, dass so eine Fusion funktionieren kann", sagt Hoffmann. Zusammen wolle man nun das Genossenschaftsprinzip in die Zukunft führen.
"Die DNA unserer Banken ist eher ländlich geprägt, wir haben gute Filialnetze und legen Wert auf die Präsenz in der Fläche", betont Zander die Gemeinsamkeiten. Diesen Weg wolle man konsequent weitergehen: Entstehen soll eine regionale Flächenbank zwischen den Ballungszentren Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe und Mannheim. "Beide Banken sind wirtschaftlich gesund und verfügen derzeit über eine gute Ausgangslage", heißt es in der Mitteilung weiter.
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"Unsere Geschäftsgebiete sind nicht überlappend, grenzen aber direkt aneinander. Unsere gemeinsame Position im Kraichgau wollen wir durch die Fusion stärken", betont Zander. Das Marktgebiet der Volksbank Kraichgau mit 43 Geschäftsstellen reicht von Leimen im Norden, Heinsheim am Neckar im Osten, Mühlbach im Süden bis St. Leon im Westen. Das Geschäftsgebiet der Volksbank Bruhrain-Kraich-Hardt mit 15 Filialen schließt sich südlich daran an und reicht von Rheinhausen im Norden, Tiefenbach im Osten und Forst im Süden bis nach Rheinsheim im Westen.
Zu wesentlichen Punkten der Verschmelzung haben sich die Vorstände bei Sondierungsgesprächen bereits geeinigt, andere Fragen seien noch nicht final geklärt, so Zander. So sei angedacht, dass die neue Bank einen fünfköpfigen Vorstand – neben Zander und Hoffmann sind im Vorstand Thomas Heier, Klaus Bieler und Rüdiger Kümmerlin tätig – erhält, den Namen Volksbank Kraichgau trägt und der Sitz weiter in Wiesloch und Sinsheim bleibt. In Oberhausen soll es eine Vorstandspräsenz geben. Zu einzelnen Themenfeldern nehmen nun Arbeitsgruppen ihre Arbeit in beiden Häusern auf.
Fusionsbedingte Kündigungen wird es nicht geben, ebenso sind Schließungen von Standorten laut Zander – schon wegen der unterschiedlichen Geschäftsgebiete – nicht vorgesehen. "Unser regional geprägtes Filialnetz unterliegt aber einer permanenten Prüfung der Wirtschaftlichkeit", erklärt Zander.