Heideldruck-Sparpaket steht
Einigung auf Altersteilzeit und Transfergesellschaft - Nur noch Details offen - Rote Zahlen

Von Matthias Kros
Heidelberg. Mitten in der Corona-Krise und belastet von tiefroten Zahlen in der Bilanz haben sich Arbeitnehmervertreter und Geschäftsführung der Heidelberger Druckmaschinen AG auf ein umfangreiches weiteres Sparpaket verständigt. Die Verhandlungen seien weitestgehend abgeschlossen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Einvernehmen bestehe insbesondere über die Instrumente Altersteilzeit und die Gründung einer Transfergesellschaft. In den abschließenden Beratungen gehe es nur noch darum, die Umsetzung der Maßnahmen für alle deutschen Standorte weiter zu detaillieren und die Vereinbarungen dadurch in Kürze abzuschließen.
"Heidelberger Druck wird die angekündigten Maßnahmen konsequent und zügig umsetzen. Uns allen ist bewusst, dass die Einschnitte gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation eine hohe Belastung sind. Sie sind aber unbedingt notwendig, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern", sagt Finanzvorstand Marcus Wassenberg. Die Arbeitnehmervertreter wollen sich erst nach dem endgültigen Abschluss der Verhandlungen äußern.

Heideldruck hatte Mitte März ein umfassendes Sanierungsprogramm beschlossen, um dauerhaft wieder profitabel. Dem Ziel sollen weltweit 2000 Stellen zum Opfer fallen. Ein Großteil dürfte davon nun über Vorruhestandsregelungen abgefangen werden.
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Bereits in der Vergangenheit hatten im Stammwerk Wiesloch rund 600 Mitarbeiter entsprechende Verträge unterschrieben. Auch das Mittel einer Transfergesellschaft ist bei Heideldruck bereits mehrfach erprobt. Sie fängt vom Stellenabbau betroffene Beschäftigte vorübergehend auf und versucht, sie in andere Unternehmen zu vermitteln.
Darüber hinausgehende betriebsbedingte Kündigungen sind im Stammwerk aufgrund einer noch bis März 2022 geltenden Vereinbarung nur sehr begrenzt möglich. Theoretisch darf die Geschäftsführung in Wiesloch nur 85 betriebsbedingte Entlassungen pro Jahr aussprechen.
Die Kosten für die Maßnahmen von 275 Millionen Euro hat Heideldruck in die Jahresbilanz 2019/20 (endet am 31. März) gebucht. Sie werden vollständig über eine Rückübertragung von rund 380 Millionen Euro aus dem Treuhandvermögen des im Jahr 2005 gegründeten Pensionsfonds Heidelberg Pension-Trust gedeckt.
Ob sich die Situation nach der Umsetzung tatsächlich nachhaltig verbessert, erscheint aus heutiger Sicht aber ungewiss. Schon das Geschäftsjahr 2019/20 schloss Heideldruck mit Verlust ab. Der Umsatz habe im vierten Quartal, also zwischen Januar und März 2020, wegen der einsetzenden Pandemie signifikant unter dem des Vorjahreszeitraums gelegen, hieß es. Genau sank der Wert um über 17 Prozent von 797 Millionen auf nur noch 659 Millionen Euro. Inzwischen dürfte sich die Lage weiter verschlechtert haben. Derzeit sei ein Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit, ein Ende dieser Maßnahme sei nach Angaben eines Unternehmenssprechers nicht in Sicht.
Heideldruck-Vorstandschef Rainer Hundsdörfer gab am Mittwoch Durchhalteparolen aus: "Die Covid-19-Pandemie stellt Heidelberg und die gesamte Branche vor erhebliche Herausforderungen", sagte er. "Mit vereinten Kräften werden wir gestärkt aus der Krise hervorgehen."



