Spurlos verschwunden

Der Hühnerdiebstahl von Neckargemünd

Ein Unbekannter stahl die Tiere eines Ehepaars aus dem Stall

11.05.2020 UPDATE: 12.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Brigitte und Peter Eckerle hatten alle Türen auf dem Grundstück geschlossen. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Brigitte und Peter Eckerle sind "total am Boden zerstört", wie sie sagen. "Wer klaut denn heutzutage noch Hühner?", fragen sie. Genau das ist dem Ehepaar aus Neckargemünd passiert. Vor Kurzem stahl ein Unbekannter fünf Hühner aus dem Stall auf dem Gartengrundstück der Eckerles im Wiesenbacher Tal. "Es waren zwar nur Hühner, aber ich hänge an ihnen wie andere an einem Hund oder an einer Katze", sagt Brigitte Eckerle. "Ich liege nachts wach und frage mich: Was ist mit ihnen passiert? Geht es ihnen gut? Wurden sie geschlachtet?" Die Tat sei "unverschämt und unglaublich", findet die 81-Jährige. "Ich leide richtig, es ist schwer darüber hinwegzukommen."

Der Diebstahl ist nicht das erste schlimme Erlebnis mit ihren Hühnern, über das die Eckerles hinwegkommen müssen. Erst vor ein paar Wochen drang ein Marder in den Hühnerstall ein und tötete das Federvieh – nur Huhn "Lotte" überlebte. "Eine große schöne Henne", erinnert sich Brigitte Eckerle. "Sie hat wie ein Hund gehört, aus der Hand gefressen und jeden Tag ein Ei gelegt – das war toll." An diesem Huhn hing das Herz der 81-Jährigen besonders. Vor drei Wochen bekam dieses dann neue Gefährten der Rasse "Marans" von einem Züchter aus Meckesheim: ein Gockel und drei Hennen, drei bis vier Monate alt. Sie nannten sie unter anderem "Daisy" und "Goggy".

Dann kam die Nacht auf den 29. April. Am Abend schloss Peter Eckerle gegen 21 Uhr den Stall. Es war alles wie immer. Als der 80-Jährige am nächsten Morgen auf das Grundstück kam, war zunächst auch alles unauffällig. Mehrere mit Haken gesicherte Türen waren verschlossen. An einer aber war die Verriegelung geöffnet. Auf den ersten Blick gab es keine Einbruchsspuren. Dann der Schock: Der Stall war leer, alle Hühner waren spurlos verschwunden. Bei genauerem Hinsehen stellte das Ehepaar fest, dass der Zaun um den Garten an einer Stelle heruntergedrückt war. So gelangte der Dieb auf das Grundstück. Denn das äußere Tor war verschlossen.

"Da hat sich jemand ausgekannt", ist sich Brigitte Eckerle sicher. "Vielleicht wurde alles ausgekundschaftet." Ein neuerlicher Wildtierangriff sei ausgeschlossen. Das Paar erstattete Anzeige. "Vielleicht hat jemand etwas gesehen oder die Hühner wurden abgegeben", hofft die 81-Jährige.

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Bisher habe sich allerdings niemand gemeldet, berichtet Polizeisprecher Dennis Häfner: "Wir haben keine Hinweise auf den Täter." Das Neckargemünder Revier ermittle und nehme Hinweise unter Telefon 0 62 23 / 9 25 40 entgegen. Die Akte "Hühnerdiebstahl" ist also noch nicht geschlossen. "Ein ungewöhnlicher Fall", wie Häfner findet. Solche Diebstähle kämen wegen des geringen Wertes von Hühnern kaum noch vor. Die Polizei habe zuletzt keine weiteren Fälle registriert. "Nicht jeder zeigt so etwas aber auch an", so der Sprecher.

Brigitte und Peter Eckerle fällt es nun schwer, in ihrem Garten zu sein. "Wir müssen aber was machen", betont das Ehepaar, das früher in der Schlierbacher Orthopädie gearbeitet hat. Den Garten haben die Eckerles seit etwa 13 Jahren, darin bauen sie Gemüse an, erfreuen sich aber auch an den Blumen. "Wir sind oft und gerne dort", sagt die fitte und aktive Seniorin.

Das Ehepaar plant übrigens, sich neue Hühner anzuschaffen. "Aber erst, wenn der Hühnerstall mit einem Schloss gesichert ist", betont Brigitte Eckerle. "Ich kann nicht ohne Hühner sein." Sie waren dem Paar noch geblieben. Erst vor einem Jahr starben Hund "Leni" und Kater "Udo". Nun bleibt noch Hase "Fritzi". Und natürlich die Kinder sowie sechs Enkel und drei Urenkel, die sie aber wegen Corona derzeit nicht so oft sehen können. Der Garten war ein Stück "heile Welt". Bis vorletzte Woche.

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