Coronakrise

Städte und Gemeinden brauchen auch Geldspritzen

Corona-Pandemie trifft Kommunen knüppeldick - Städtetagsvertreter fordert Rettungsschirm

24.04.2020 UPDATE: 25.04.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Der Euro. Foto: dpa

Von Alexander Albrecht

Mannheim/Stuttgart. Die Städte und Gemeinden wollen an ihren geplanten Investitionsvorhaben festhalten, um die Wirtschaft mit Konjunkturpaketen anzukurbeln. Gleichzeitig sehen sich die Kommunen in Zeiten der Corona-Krise massiven Steuerausfällen gegenüber und müssen neue Schulden machen.

"Das geht nicht", sagt Christian Specht (CDU), Mannheimer Kämmerer und Vorsitzender des Finanzausschusses des baden-württembergischen Städtetags. Deshalb fordert er einen Rettungsschirm des Bunds und der Länder für die Kommunen.

Allein in Mannheim lägen inzwischen knapp 890 Anträge von Unternehmen vor, die die Stadt darum bitten, ihre Gewerbesteuervorauszahlungen zu senken. Damit brechen bereits zehn bis 25 Prozent der geplanten Einnahmen aus dieser für die Kommunen so wichtigen Steuerquelle weg. "Hinzu kommen Stundungen in Millionenhöhe", ergänzt Specht. "Und das ist erst der Anfang." Was aus Sicht Spechts "total unterschätzt" wird: Die Firmen reichen ihre Jahresabschlüsse für 2020 erst in einem Jahr bei den Finanzämtern ein. Diese legen die endgültige Gewerbesteuerschuld fest. Sehr wahrscheinlich gaben die meisten Unternehmen hohe Verluste an. Und bekommen zu viel gezahlte Steuern erstattet.

Geld verloren geht Kommunen, aber auch Bund und Ländern durch die ab 1. Juli von 14 auf sieben Prozent gesenkte Mehrwertsteuer in der Gastronomie. Ins Kontor schlagen zudem drastische Rückgänge bei der Einkommensteuer als Folge von Kurzarbeit und steigender Erwerbslosigkeit. In den kommenden zwei Jahren würden die wirtschaftlichen Konsequenzen der Krise voll durchschlagen, glaubt Specht.

Auch interessant
Neckar-Odenwald-Kreis: Finanzielle Spielräume der Kommunen werden enger
Corona-Krise: Insolvenzverwalter erwarten Pleitewelle
Kredithilfen: EU plant Billionen-Programm gegen Corona-Wirtschaftskrise

Darüber hinaus drohten Städten, die Träger von Krankenhäusern sind, zweistellige Millioneneinbußen. Für diesen Bereich fordert Specht von Berlin und Stuttgart einen eigenen Sondertopf. Die Kliniken hielten Hunderte Betten für Covid-19-Patienten vor, schafften Isolierstationen und trennten Fachabteilungen streng voneinander ab. Das kostet viel Geld – das auf der Einnahmenseite wegfällt, da Behandlungen und Operationen verschoben oder abgesagt werden mussten. Die Stadt Mannheim kaufe derzeit wöchentlich Schutzmasken für 320.000 Euro – hauptsächlich für Pflegeheime und niedergelassene Ärzte.

Das sei nur ein Viertel der benötigten Exemplare, sagt Specht. "Wir kommen unserer Fürsorgepflicht in großem Maße nach, werden aber kaum unterstützt", ärgert er sich und erinnert an die Situation der Kommunen und Landkreise bei der Unterbringung von Geflüchteten, die sich damals von der Bundes- und Landespolitik im Stich gelassen fühlten. Ähnlich desaströs sei die Situation jetzt beim öffentlichen Nahverkehr, der Millionendefizite einfahre, aber sein Angebot nach Kritik an mangelndem Sicherheitsabstand wieder ausgeweitet habe.

Hart trifft Mannheim auch die Absage des Maimarkts. Viele Gäste, so Specht, hätten in der Stadt übernachtet und eingekauft. Sorgen macht sich der Kämmerer auch mit Blick auf die Sozialausgaben. Verlören zum Beispiel 1000 Menschen ihren Minijob, mit dem sie die staatliche Hilfe bislang aufstockten, entstünden der Stadt 4,2 Millionen Euro Mehrkosten für Unterhalt und Heizung.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.