Die Betten in der Jugendherberge bleiben erst mal leer
Dieses Jahr sollte das 25. Jubiläum gefeiert werden - Nun gab es finanzielle Hilfe vom Land

Von Noemi Girgla
Mosbach-Neckarelz. Vor knapp einem Jahr feierte man in der Jugendherberge "Mutschlers Mühle" in Neckarelz ein großes Fest zum 100-jährigen Bestehen des Jugendherbergswerks Baden-Württemberg – nun sind die 39 Zimmer verwaist. Niemand spielt an den Tischtennisplatten, der Grill ist kalt. Dabei hätte es auch dieses Jahr wieder ein Fest gegeben. Die Jugendherberge wird nämlich 25 Jahre alt. "Ob wir das Jubiläum im Herbst feiern können, bleibt abzuwarten", berichtet Tanja Petrovic-Jovanovic, die Leiterin der Neckarelzer Jugendherberge. Sie selbst hält es jedoch für unwahrscheinlich.
Finanzhilfen in der Corona-Krise gibt es zwar für Gewerbebetreibende, jedoch sind die nicht für gemeinnützige Einrichtungen (wie Jugendherbergen) vorgesehen. Benötigt werden sie aber dringen. "Wir wären jetzt mitten in der Saison", berichtet Petrovic-Jovanovic. "Aber durch die Krise bleiben nun natürlich die Einnahmen aus. Bis zu den Sommerferien sind schon alle Buchungen storniert, danach muss man weitersehen. Die Leute sind vorsichtig, und das ist auch richtig so. Aber die Verluste sind immens. Es kommt ja gar nichts mehr rein."
Zwar können laut dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg auch Jugendherbergen oder ähnliche Einrichtungen dort Soforthilfen beantragen, jedoch sind diese an die Definition der EU-Kommission für Kleinstunternehmen gekoppelt. Ebenso bestehe für Jugendherbergen die Möglichkeit, Kurzarbeit zu beantragen, erläutert das Kultusministeriums. Das ist in Neckarelz bereits geschehen. Lediglich die Hausmeister seinen derzeit ein wenig am Streichen, erzählt die Jugendherbergsleiterin.
Das Kultusministerium hat dem Landesverband der Jugendherbergen Baden-Württemberg bereits zum Monatswechsel Liquiditätshilfen in Höhe von rund 4,2 Millionen Euro ausgezahlt, die durch Umschichtungen im laufenden Haushalt ermöglicht werden konnten. Des Weiteren sei noch mit Einnahmen von über sieben Millionen Euro aus Ausfallversicherungen zu rechnen.
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Doch die Verhandlungen mit den Versicherungen gestalten sich – wie auch in fast allen anderen Branchen – als schwierig, erfährt die Rhein-Neckar-Zeitung auf Anfrage beim Deutschen Jugendherbergswerk Baden-Württemberg (DJH-Landesverband). Dieses ist der wirtschaftliche Träger der 47 Jugendherbergen im Land, zu denen auch Mutschlers Mühle zählt. Da die Schließungen der Häuser durch die Corona-Verordnung des Landes präventiv gewesen seien und nicht aus einem akuten Infektions-Fall heraus resultierten, würden Versicherungen Zahlungen verweigern oder seien nur bereit, einen gewissen Prozentsatz des entstandenen Schadens zu übernehmen.
"Wir sind eine große Verbandsorganisation mit einem großen Problem", bringt es Jörg Hoppenkamps, Geschäftsführer des DJH-Landesverbandes Baden-Württemberg, auf den Punkt. "Wenn die Zahlungen bei uns ausfallen sollten wie jetzt in Bayern empfohlen, bleiben vielleicht noch 700.000 Euro aus den Versicherungszahlungen. Was das für uns mit unseren 47 Jugendherbergen bedeutet, kann man sich selbst ausrechnen ... "
Aus einer Pressemitteilung des Bayrischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geht hervor, dass die "Anwendbarkeit der Betriebsschließungsversicherung im Rahmen der Corona-Pandemie strittig ist" – wie auch in Baden-Württemberg. Die gemeinsame Empfehlung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, der Branchenverbände und Versicherungsunternehmen sehe nun vor, "dass die Versicherer zwischen zehn und 15 Prozent der bei Betriebsschließungen jeweils vereinbarten Tagessätze übernehmen und an die Gaststätten und Hotels auszahlen". Eine ähnliche Empfehlung für Baden-Württemberg ist dem DJH-Landesverband derzeit noch nicht bekannt.
Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann hofft, "dass über die verschiedenen Wege und mit der zusätzlichen Unterstützung die Finanzierung der in Baden-Württemberg bestehenden Häuser gesichert werden kann". Das tut auch Tanja Petrovic-Jovanovic: "Ich hoffe, dass der Betrieb im Herbst weitergehen kann. Wir werden es dann langsam angehen, aber irgendwann muss es ja wieder aufwärts gehen."



