Rathäuser stellen ihr Krisenmanagement unter Beweis
Die Stimmung ist gut, aber angespannt - Arbeiten unter Hochdruck

Von Anna Manceron
Schwetzingen/Hockenheim. Die Corona-Pandemie stellt die Rathäuser in der Region vor eine Mammutaufgabe: Während ein Regierungsbeschluss nach dem anderen eintrudelt, müssen sie die neuen Regeln vor Ort in die Tat umsetzen. Die Nachrichtenlage in Deutschland, Baden-Württemberg und der Region ändert sich täglich – und genauso flexibel müssen auch die Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung derzeit sein.
"Für uns ist das eine Ausnahmesituation, die alles fordert", räumt Wolfgang Leberecht, Sprecher der Stadt Schwetzingen, ein. "Aber wir kriegen es hin im Rahmen dessen, was man schaffen kann." Jeden Morgen kommt im Schwetzinger Rathaus eine Krisenrunde zusammen, um über die neuesten Entwicklungen zu sprechen und das weitere Vorgehen der Verwaltung zu planen.

"Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen klappt sehr gut", sagt Leberecht. Besonders belastet ist im Moment das Ordnungsamt, das die Einhaltung der verfügten Einschränkungen kontrollieren muss. Dort habe sich mittlerweile eine regelrechte "Corona-Einsatztruppe" gebildet, erzählt der Stadtsprecher. Und bei der helfen auch Mitarbeiter aus anderen Abteilungen mit.
Generell sei die Stimmung gut, aber angespannt. "Der Druck ist enorm, auch bei den Bürgermeistern", erzählt Leberecht. In den sozialen Netzwerken gebe es zum Teil "kernige Diskussionen" über die Corona-Pandemie und die daraus folgenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zum Teil reichten die Beiträge bis hin zu Beleidigungen. "In Schwetzingen ist das aber glücklicherweise nicht der Fall", sagt der Pressesprecher. Derzeit gibt es in Schwetzingen sieben offiziell bestätigte Corona-Fälle (Stand Donnerstag). Am Tag davor seien es noch fünf gewesen, berichtet Leberecht. Um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, haben die beiden großen Kreisstädte Schwetzingen und Hockenheim in Absprache mit dem Rhein-Neckar-Kreis zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um das öffentliche Leben einzuschränken (siehe weitere Berichte auf dieser Seite und auf der Seite Rhein-Neckar-Kreis).
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Auch in Hockenheim arbeitet die Verwaltung auf Hochtouren. Statt einmal pro Woche tagt Oberbürgermeister Marcus Zeitler nun jeden Morgen um 8.30 Uhr mit einem Führungsstab aus Polizei, Ordnungsamt, Bürgermeister, Amtsleitern, Personalrat und Pressesprecher. Auch dort scheint die Krise alle zusammenzuschweißen. "Die Kommunikation läuft einwandfrei", sagt Zeitler und betont: "Die Verwaltung ist voll handlungsfähig." Für besonders kritische Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge wie Strom, Gas, Wasser oder das Klärwerk hat man einen Schichtdienst mit zwei verschiedenen Teams eingeführt. Sie arbeiten nun im Wechsel zu versetzten Zeiten, damit im Fall einer Infektion nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig ausfallen. Diese Regelung gelte unter anderem für die Stadtwerke und den Bauhof, berichtet Marcus Zeitler. Die Verwaltung zählt derzeit nach eigenen Angaben sechs bestätigte Corona-Fälle in Hockenheim (Stand Donnerstag). "Die Patienten stehen alle unter häuslicher Quarantäne und werden vom Gesundheitsamt überwacht", berichtet Christoph Henninger, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters.
Um die Rechtsfähigkeit der Kommune zu sichern und wichtige Entscheidungen über die städtische Infrastruktur treffen zu können, wird der Gemeinderat vorerst wie gewohnt weiter tagen. Nur die Ausschusssitzungen fallen aus. Die nächste öffentliche Gemeinderatsitzung findet am Mittwoch, 25. März, im Bürgersaal des Rathauses statt – in abgespeckter Form. Dann will der OB den Entwurf des Haushaltsplans für das Jahr 2020 einbringen.
Die Bürger der Rennstadt sollen trotz Versammlungsverbot und strenger Hygienevorschriften an der Sitzung teilnehmen dürfen. Oder zumindest ein Teil von ihnen. "Wir werden ein paar Stühle im notwendigen Sicherheitsabstand aufstellen", sagt Zeitler. Wer dann nicht mehr in den Saal passt, muss allerdings draußen bleiben. In Schwetzingen hat die Verwaltung alle Gemeinderats- und Ausschusssitzungen bis auf Weiteres abgesagt.



