Mosbach/Ischgl

Mosbacher Zahnarzt ist mitten im Corona-Risikogebiet Ischgl tätig

Der Mosbacher Dr. Klaus-Peter Rupp ist als Zahnarzt mitten im Corona-Risikogebiet Ischgl tätig - Erste Fälle Anfang Februar

19.03.2020 UPDATE: 20.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Risiko- und Sperrgebiet ist der österreichische Skiort Ischgl – der Mosbacher Zahnarzt Dr. Klaus-Peter Rupp praktiziert mitten im Risikogebiet und berichtet der RNZ von einer schwierigen Situation, aber auch von Besonnenheit und Optimismus. Foto: dpa

Von Heiko Schattauer

Mosbach/Ischgl. Er ist mittendrin – und verfällt trotzdem nicht in Panik oder Aktionismus. "Ich bin schon so viele Jahre Arzt, habe lange Zeit die zahnmedizinische Versorgung von Justizvollzugsanstalten übernommen, da hat man keine Angst und wird auch nicht so leicht nervös", sagt Dr. Klaus-Peter Rupp. Der Mosbacher ist seit inzwischen sechs Jahren niedergelassener Zahnarzt in der österreichischen Skimetropole Ischgl. Und damit seit Kurzem tatsächlich mittendrin in einem Risikogebiet, in einer Region also, in der sich das neuartige Coronavirus verstärkt ausgebreitet hat. Rupp bleibt dennoch gelassen – daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er gemeinsam mit annähernd 10.000 anderen Menschen seit dem Wochenende im engen Paznauntal eingeschlossen ist, unter Quarantäne steht.

Auf rund 300 bis 400 schätzt Dr. Rupp inzwischen die Zahl der mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 Infizierten in Ischgl; erste Fälle habe es dort bereits Anfang Februar gegeben. "Aber man hat das hier am Anfang nicht so ernst genommen", glaubt Rupp. "Das medizinische Verständnis hat da ein Stück weit gefehlt, die Behörden hätten schneller reagieren müssen."

Überhaupt: In Ischgl ist seit Mitte Februar Hochsaison. Neben den rund 6000 Einheimischen und etwa 3000 Saisonarbeitern sind täglich bis zu 25.000 Skifahrer unterwegs. Ein großer Teil davon feierte im Après-Ski: "In den Lokalen ist alles dicht gedrängt, da passt oft kein Blatt Papier dazwischen. Und in den Après-Ski-Läden war ab Mitte, Ende Februar bereits ein großer Teil des Personals infiziert", schildert Rupp. Er geht davon aus, dass Anfang März über 1000 infizierte Gäste aus Ischgl abgereist sind, ohne zu wissen, infiziert zu sein.

Der Zahnarzt führt als Beispiel zwei ehemalige Mitarbeiterinnen von ihm an, die nach kurzem Aufenthalt in Ischgl (ab 5. März) bereits auf der Rückfahrt mit dem Zug starke Symptome wie Fieber und Husten zeigten. Beide seien am nächsten Tag positiv getestet worden, so Klaus-Peter Rupp. Für ihn ein Beleg dafür, "dass die Ansteckungen hier extrem schnell erfolgen".

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Nur gut geschützt behandelt Zahnarzt Dr. Rupp seine Patienten im Risikogebiet Ischgl. Foto: zg

Er selbst habe sich schon testen lassen und sei nicht infiziert, sein Sohn allerdings sei betroffen gewesen, berichtet der Mosbacher Zahnarzt, der dem eigenen Bekunden nach im Paznauntal der einzige seiner Zunft ist. "Aber der hat es unbeschadet und ohne viel Symptome überstanden, der Virus ist bei ihm nicht mehr nachweisbar", ergänzt Klaus-Peter Rupp zum Befinden des Sohnes.

Unter den Infizierten in Ischgl sind Rupp zufolge auch einige Betroffene aus dem Raum Mosbach. Von schwerwiegenden Folgen oder heftigen Symptomen bei den Corona-Erkrankten vor Ort ist dem Zahnmediziner allerdings nichts bekannt. Die zumeist in häuslicher Isolation befindlichen Infizierten würden täglich von den Gesundheitsbehörden kontrolliert. Wenn der Virus nicht mehr nachweisbar sei, werde noch einmal ein Nachtest zur Sicherheit gemacht. "Die Testergebnisse sind in aller Regel bereits nach 24 Stunden da", weiß Rupp ebenso, wie dass unter den Erkrankten etliche Beschäftigte von Hotels und Restaurants sind.

Für zwei Wochen sei das Tal nun Sperrgebiet. Rein und raus kommt nur, wer etwa Waren/Material für die Versorgung der Menschen in Ischgl und die Orte drumherum liefert. Natürlich sei das eine schwierige Situation, räumt auch Dr. Rupp ein. Aber die Mentalität der Tiroler sei eine grundsätzlich positive; auch Hamsterkäufe oder dergleichen gab und gibt es offenbar nicht. Alles sei verfügbar, für Notfälle ebenso das Notwendige geregelt, sagt Rupp.

Seine Praxis betreibt der Mosbacher in der Wahlheimat Ischgl derzeit in einer Art Notfallmodus: Schmerzpatienten werden – mit entsprechender Schutzausrüstung – nach wie vor jederzeit behandelt. Die Termine von Patienten ohne Akutsymptomatik hat Klaus-Peter Rupp allerdings erst mal in den April verschoben. Bis dahin, so hofft er, könnte sich die Lage schon wieder ein bisschen entspannt haben. Und Ischgl wieder ein normaler Wintersport-Hotspot ohne Risikoproblematik sein.

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