Warum der Mathaisemarkt erst so spät beendet wurde
Entscheidung bahnte sich schon am Montag an - Gesundheitsamt stützte Veranstaltungen bis dahin

Schriesheim. (fjm) "Ich bin schon erleichtert", sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer am Donnerstagvormittag. Mit der Entscheidung der Stadt, das zweite Mathaisemarkt-Wochenende abzusagen, endete im Schriesheimer Rathaus eine turbulente Zeit voller Ungewissheit. "Es ging drunter und drüber", sagt Ordnungsamtsleiter Achim Weitz. Einen Tag nach der folgenschweren Entscheidung ist so etwas wie Ruhe in der Verwaltung eingekehrt, während die Fahrgeschäfte auf dem Festplatz weiter abgebaut werden.
In einem Pressegespräch wollen Ordnungsamt und Bürgermeister erklären, warum sie letztlich die Reißleine zogen – und vor allem, warum dies so spät geschah. Ordnungsamtsleiter Weitz wiederholt deshalb mantra-artig den Satz: "Die Sachlage hat sich eigentlich nicht verändert." Bis zuletzt habe das Gesundheitsamt des Landratsamtes Rhein-Neckar-Kreis die Entscheidung gestützt, den Mathaisemarkt laufen zu lassen. "Wir hatten auch keinen rapiden Anstieg der Infektionszahlen", so Weitz.
Seit dem 28. Februar stand der Ordnungsamtsleiter täglich in Kontakt mit der Gesundheitsbehörde. "Damals mussten wir das Ferienende abwarten und die Situation beobachten", sagt Weitz. Klar war: In der Woche vor dem Mathaisemarkt hätte nur eine Absage echte Planungssicherheit gewährleistet.
Gemeinsam mit dem zuständigen und fachlich besser informierten Gesundheitsamt habe man die Situation anhand der Kriterien des Robert-Koch-Instituts bewertet. "Unsere Entscheidung wurde gestützt", sagt Weitz. Es habe Risikofaktoren gegeben, die in der Abwägung aber nicht zu einer Absage geführt hätten. "Man muss den Mathaisemarkt da in der Gesamtheit sehen", so Weitz. "Wir wollten keine einzelnen Veranstaltungen herausreißen."
Der Wendepunkt kam am Sonntagnachmittag, als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) empfahl, alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen. Am Montag schloss sich Manne Lucha (Grüne), Gesundheitsminister des Landes Baden-Württemberg, dieser Entscheidung an. Noch am Abend habe man dies mit dem Gesundheitsamt besprochen. "Da haben wir die Rückmeldung bekommen, man werde sich dieser Empfehlung anschließen", sagt Weitz. "Da war klar, wir müssen reagieren."
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Wegen der weitgehend unveränderten Lage in der Region und der Kurzfristigkeit habe sich die Stadt jedoch dazu entschieden, den Dienstag noch wie geplant stattfinden zu lassen. "Obwohl die Maximum-Sunshine-Party in die Kategorie Großveranstaltungen fällt", sagt Weitz. "Wir wollten das aber auch nicht im laufenden Betrieb kommunizieren."
Also wurde die Entscheidung am Mittwoch nach einem letzten Krisentreffen und der Ankündigung des Landes, ein Verbot anzuordnen, getroffen. Man habe bewusst einen "klaren Schnitt" machen wollen, sagt Bürgermeister Höfer. "Wir hätten auch nicht als Stadt Schriesheim sagen können, wir machen munter weiter", so Weitz. Die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen trügen diese Entscheidung mit, so Höfer. "Es ist wichtig, dass man da zusammensteht."
Gleichzeitig sei sich die Stadt auch ihrer Verantwortung gegenüber den Schaustellern bewusst, so Weitz. Daher zahlt die Verwaltung zumindest die Hälfte der Standgebühren zurück – was sie laut Vertragswerk eigentlich nicht müsste. "Aber da geht es um Existenzen", sagt Bürgermeister Höfer. "Und das wird den Haushalt der Stadt nicht gefährden."
Für die Schausteller ist das zwar eine großzügige Geste, finanziell angesichts zahlreicher Veranstaltungsabsagen aber wohl nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Während des Pressegesprächs kommt Autoscooter-Besitzerin Lolo Haas ins Bürgermeisterzimmer, um sich zu verabschieden. "Ihr habt alle eine Freifahrt gut", sagt sie. Wie sie sich fühlt? "Unglücklich", antwortet Haas. "Das beschreibt es wohl am besten."
Für die Schriesheimer gibt es immerhin ein "Trostpflaster", wie Weitz es nennt: das Feuerwerk am Sonntag, 15. März, um 21 Uhr.



