Bei Firma Gebhardt Fördertechnik gibt's intelligente Roboter
"Ziel ist das Lager ohne Licht" - Unternehmen forscht in einem Konsortium an Robotern und einem Transportnetzwerk mit Künstlicher Intelligenz

Von Christian Beck
Sinsheim. Transportroboter, die Kisten oder Paletten selbstständig auf dem Firmengelände transportieren. Das gibt es bereits, und zwar bei Gebhardt Fördertechnik. Doch die Roboter sollen "intelligenter" werden – beispielsweise unterscheiden können, ob sie einen Menschen oder eine Säule vor sich haben – und mit Personen kommunizieren können. Außerdem soll mithilfe eines neuen Systems unter der Decke einer Produktionshalle der Materialfluss völlig neu organisiert werden.
An diesen zwei Bereichen forscht in diesem Jahr ein Konsortium, das neben Gebhardt aus zwei Karlsruher Firmen sowie der Hochschule Mannheim und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) besteht. Das Landeswirtschaftsministerium unterstützt die Forschung mit rund 300.000 Euro.
"Die Produkte sind mittlerweile stark individualisiert", erklärt Geschäftsführer Marco Gebhardt. Viele Autos werden mittlerweile genau so gebaut, wie der Kunde sie sich zuvor zusammengestellt hat. Und Hemden oder Schuhe lassen sich mithilfe von eingestickten Schriftzügen oder Namen zum Einzelstück machen. Von "Losgröße 1" ist dann die Rede. Doch dafür müssen Produktionsabläufe flexibler werden.
Werden viele Autos mit Schiebedach bestellt – beispielsweise, weil so ein Wagen in einem aktuellen Kinofilm zu sehen ist – muss die Fertigung reagieren. Eine klassische Straße, in der die Autos hintereinander zusammengebaut werden, wäre hier unvorteilhaft, erklärt Gebhardt. Denn dann würden die Autos ohne Schiebedach auch nicht früher fertig als jene, die mit Schiebedach einen Arbeitsschritt mehr benötigen.
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Optimaler wäre es, wenn nur noch die Produktionsschritte angefahren würden, die nötig sind. Weniger komplexe Produkte könnten "überholen". Ein Versorgungsraster, bei dem Roboter Bauteile aus dem Lager holen, unter der Decke der Fertigungshalle transportieren und bei der jeweiligen Station ausspucken, soll dafür sorgen, dass die Fertigung optimal läuft, es nie zu Materialengpässen kommt. Dies zu steuern, sei sehr komplex. "Heute kann das wahrscheinlich ein Mensch besser", sagt Gebhardt.
Doch die Zukunft gehört wohl auch in diesem Bereich den Computern und Robotern: Mithilfe neuronaler Netze lässt sich in einem Modell berechnen, wie das System am besten aufgebaut sein sollte. Vereinfacht ausgedrückt: Je nachdem, ob die Produktionssysteme gleichmäßig ausgelastet sein sollen oder ein bestimmtes Produkt möglichst schnell fertig sein soll, probieren Computer sehr viele Varianten in kurzer Zeit virtuell aus. Die Beste wird dann umgesetzt.
Langfristig läuft es also im Lager und in Teilen der Produktion auf ein System ohne Menschen hinaus – das bestätigt Gebhardt. Das werde aber in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch nicht passieren. Denn trotz vieler Fortschritte scheitern Roboter bislang an Aufgaben, die für Menschen sehr einfach zu bewältigen sind. Bei übereinandergestapelten Schuhkartons den mittleren herauszuziehen, ohne dass die restlichen herunterfallen, funktioniere bei Maschinen bislang noch nicht. "Kreativität und Spontanität klappt noch nicht", sagt Gebhardt. Langfristiges Ziel sei aber ganz klar das Lager ohne Licht. Roboter könnten sich darin mit Laser-Sensoren orientieren.
Ist das, woran das Konsortium gerade forscht, also ein Arbeitsplatz-Killer? "Im Gegenteil", findet Gebhardt. Es sei ein Arbeitsplatz-Beschaffer. Denn die Roboter müssten entwickelt, gebaut und gewartet werden. Allerdings seien dies Arbeitsplätze für gut ausgebildete Menschen, die sich zudem stetig weiterbilden müssten. Die Zahl der Jobs für gering Qualifizierte werde nach Gebhardts Meinung dagegen abnehmen.
Von der finanziellen Förderung des Landeswirtschaftsministeriums profitiert Gebhardt nicht. "Wir sind zu groß", sagt der Geschäftsführer. Eine Förderung dieser Forschung hält er aber für wichtig: So könnten Firmen einen Einstieg in dieses komplexe Thema finden. Denn am Anfang koste dies Geld, bezahlt mache es sich möglicherweise später. Von den Forschungsergebnissen profitiere das Unternehmen aber durchaus. Und andere ebenso. Denn was dieses Thema anbelangt, werde Wissen auch mit anderen Firmen geteilt, erklärt Gebhardt.



